Das Osmanische Reich (heutige Türkei) versendete 1906 keine offiziellen Mannschaften nach Athen. Dennoch ging die Silber- und die Bronzemedaille im Fußball-Wettbewerb bei den Olympischen Zwischenspielen an zwei Mannschaften aus dem Osmanischen Reich. Silber holte sich die Mannschaft aus Smyrna (Izmir). Dabei war der armenische Fußballer Zareck Kuyumcuyan, der einzig wahrhaftiger Vertreter des osmanischen Reichs. Alle anderen Kicker von Smyrna waren ortsansässige Engländer und Franzosen. Die Bronze-Medaille sicherte sich die osmanische Stadtmannschaft von Thessaloniki (Geburtsstadt von Kemal Atatürk, dem Begründer der modernen Türkei). Die Fußballer von Thessaloniki wiederum waren ausschließlich griechische Spieler des Clubs Omilos Filonuson (Aus diesem Klub ging später die Fußball-Mannschaft von Iraklis Thessaloniki hervor).
Für die olympische Idee waren diese Zwischenspiele von Athen äußerst förderlich. Nachdem zuvor bei den regulären Olympischen Spielen in Paris (1900) und St. Louis (1904) die Wettbewerbe in die jeweilige Weltausstellung eingebettet, über mehrere Monate verteilt waren, gelang den Griechen (wie auch schon 1896) wiederum die Ausrichtung eines rein sportlichen Festes. Sporthistoriker werteten die Spiele sogar als Retter der olympischen Bewegung. Einige noch heute gebräuchliche Zeremonien, wie etwa der „Einmarsch der Nationen“, gehen auf diese Spiele zurück. Die Gold-Medaille beim Olympischen Fußball-Turnier der Zwischenspiele 1906 ging an die Mannschaft aus Dänemark. Die Dänen gingen im Finale bereits in der ersten Hälfte mit 9:0 gegen Ethnikos Athen in Führung. Das Spiel wurde nicht mehr zu Ende gespielt, da die griechische Auswahl zur 2. Hälfte nicht mehr auf das Spielfeld zurückkam und sich aus dem Turnier zurückzog. Auch die Dänen entsendeten keine Nationalmannschaft. Vielmehr hatte der Lehrer Carl Andersen die besten Spieler aus Kopenhagen um sich versammelt und auch keine Unterstützung vom dänischen Verband erhalten.
Alle Spiele fanden im Georgios Karaiskakis Stadion in Piräus statt. Nachdem Rücktritt der Griechen wurde der 2. Platz in einem Entscheidungsspiel zwischen Smyrna und Thessaloniki ausgetragen. Smyrna (Izmir) gewann dieses Spiel mit 3:0, dank der 3 englischen Whittal-Brüder, samt 2 Cousins und sicherte sich die Silbermedaille. 17 griechische, 9 englische, 2 französische, 1 armenischer und 1 jüdischer Spieler aus Konstantinopel, Smyrna und Thessaloniki kamen in den Reihen der Osmanischen Mannschaften zum Einsatz. An diesem Olympischen Zwischenturnier, welches zwischen dem 22. April und 2. Mai 1906 in Athen stattfand, nahmen insgesamt 854 Sportler teil. Dabei konkurrierten 848 Männer und 6 Frauen aus 20 verschiedenen Nationen um die Medaillen. Bill Malon, der Historiker Olympischer Spiele, berichtet, dass außerhalb der Fußballmannschaft 16 weitere nicht muslimische Athleten aus Smyrna sich zu den Spielen einfanden. Laut Dr. Erkan Serce vom historischen Seminar der Universität Izmir wurden diese olympischen Zwischenspiele vor 100 000 Zuschauern vom griechischen König Georg I. (Großvater des verstorbenen Prinzen Philipp, Gemahl der Queen Elisabeth) im Panathinaiko Stadion in Piräus eröffnet.
Auch wenn die offizielle Anerkennung bis heute fehlt und die damaligen Mannschaften nicht das Osmanische Reich selbst, sondern ihre eigenen Städte repräsentierten, waren es dennoch Fußballer aus der heutigen Stadt Izmir, die dem Halbmond und Stern eine olympische Medaille im Fußball bescherten. Bronze-Medaillen-Gewinner Thessaloniki gehört heute bekanntlich zu Griechenland. Die historische Olympia-Mannschaft von FC Smyrna setzte sich aus den Spielern vom ortsansässigen „Football & Rugby Club Bournabat“ zusammen. Dieser Verein wurde von Nachfahren jüdischer Familien aus Izmir-Bornova gegründet. Namentlich waren es Edwin Charnaud, Zareck Kuyumcuyan, Edouard Giraud, Jacque Giraud, Henry Joly, Perc del la Fontaine, Donald Whittall, Albert Whittall, Godfrey Whittall, Harold Whittall und Edward Whittall, welche 1906 bei den Zwischenspielen in Athen olympisches Silber gewannen.
In Gedenken an Abbas Yurtsever
4 Kommentare
Diese Info über die Olympischen Spiele im osmanischen Reich ist zwar schön und gut liebe GF Redaktion, aber warum schreibt ihr keinen einzigen Artikel über den türkischen Vereinsfussball zwischen der Verbandsgründung, sprich dem Jahr 1923 bis 1957?
Und dass auch hier in vielen GF Artikeln immer wieder das Jahr 1959 als Startpunkt für die Zählung der türkischen Meisterschaften herangezogen wird ist eine grobe Fehlinformation, da die Grenze durch die 2 offiziell anerkannten und eingeklagen BJK Meisterschaften (1957 und 1958) im türkischen Fussball nicht wie von vielen behauptet das Jahr 1959, sondern 1957 ist und jeder Artikel der immer noch behauptet, dass die Grenze bei 1959 liegt ist eine Fehlinformation und grobe Lüge der türkischen Fussballgemeide, deshalb möchte ich euch alle bitten dies in Zukunft zu berücksichtigen.
Übrigens sind wir FB Anhänger der Meinung, dass die Zählung der offiziellen Meisterschaften weder im osmanischen Reich, geschweige denn 1959 oder 1957 beginnt, sondern bei Gründung des türkischen Fussballverbandes im Jahr 1923 ist das wirklich so schwer zu verstehen?
Wieso sind außer den FB Anhängern denn alle so irrational und total inkompetent in dieser Angelegenheit, ich meine die Frage ist doch durchaus berechtigt oder etwa nicht?
Zählt alles nicht mehr da TFF 1959 gegründet wurde. Vor 1959 gabs die Türkei und das Osmanische Reich auch nicht.
Geht man nach der TFF, dann wurde das heutige Sonnensystem auch erst 1959 erschaffen.
Die Olympischen Spiele haben mit der TFF nichts zu tun. Weißt du eigentlich, wie lange es diese schon gibt? Seit über 125 Jahren. Älter, als jeder türkische Verein, der aktiv im Profibereich ist.
TFF und die Olympischen Spiele sind zwei Paar Schuhe. Wenn das eine Anlehnung auf die Meisterschaften vom Amateurverein Fenerbahce vor 1959 ist, ist die Message von dir angekommen.
Naja diese „Amateuermannschaft“ wie du sie nennst, du kleiner Frechdachs, schickt immerhin 27 Sportler zur Olympia. Selbst IBB schickt 11 Sportler.
Gs schickt aber nur 6 Sportler.
Wie nennt man denn so einen Club der fast 5x weniger Sportler schickt als ein „Amateuerclub“?
Ich würde entweder Versager Club oder Dorf Club oder Hirten Club passend finden, der CCC der Cincon Coban Club passt doch gut oder wie siehst du das?