Die Türkei feierte einen extrem wichtigen 2:0-Sieg gegen Wales und verteidigte nicht nur Platz eins in der EM-Qualifikationsgruppe D, sondern konnte auch den Vorsprung auf den walisischen Konkurrenten auf fünf Punkte ausbauen. Nationalcoach Stefan Kuntz begann mit zwei Veränderungen in der türkischen Startelf im Vergleich zum Lettland-Spiel (3:2). Für Arda Güler und Umut Nayir rückten Salih Özcan und Baris Alper Yilmaz, der gegen die Letten erfolgreich war, in die Startformation. Die Partie begann eigentlich nach Maß für die Gastgeber. Nach einem langen Ball von Merih Demiral auf Zeki Celik auf der rechten Außenbahn drang der Rechtsverteidiger vom UEFA Europa League-Finalisten AS Rom in den Strafraum rein und spielte einen Querpass vor das gegnerische Tor. Der Waliser Chris Mepham (11.) erzielte beim Klärungsversuch ein unglückliches Eigentor zum vermeintlichen 1:0 für die Türkei. Doch der Treffer wurde am VAR eine gefühlte Ewigkeit kontrolliert, da eine abseitsverdächtige Position von Celik vorlag. Allerdings war die Szene extrem knapp. Der Linienrichter hatte die Fahne unten gelassen.
Kuriose Abseitsentscheidung und Platzverweis für Morrell
Aber man wartete vergeblich auf eine vom System gezogene Abseitslinie, die die Szene klärt. Stattdessen wurde Schiedsrichter Fabio Maresca an den VAR-Monitor gerufen und der Italiener fällte selbst mit bloßem Auge ohne helfende Linie oder halbautomatisches Abseitssystem die Entscheidung, dass Celik im Abseits stand. Damit zählte der Treffer zum Unmut der zahlreichen türkischen Fußball-Fans im Samsun Yeni 19. Mayis-Stadion nicht. In der Folge blieb die Türkei weiter das spielbestimmende Team, allerdings blieben die zwingenden Chancen aus. In der 41. Minute sah dann jedoch Joe Morrell die Rote Karte. Bei einem hohen Ball, zudem auch Ferdi Kadioglu rannte, ging Morrell mit offener Sohle zum Ball und traf Kadioglu hart zwischen Hüfte und Oberschenkel. Für das gefährliche Spiel gab es folgerichtig den Platzverweis. Die Türkei erhöhte gegen den dezimierten Gegner, der sich immer weiter zurückzog, weiter den Druck. Cengiz Ünder (45.+1) und Orkun Kökcü (45.+3) hatten mit zwei Distanzschüssen vom Strafraumrand noch Möglichkeiten, doch beide Versuche landeten bei Wales-Keeper Danny Ward. Mit dem 0:0 gingen beide Teams in die Pause.
Turbulente zweite Halbzeit – Calhanoglu vergibt Elfmeter
Die zweite Spielhälfte begann mit einem brandgefährlich geschossenen Freistoß von Harry Wilson (48.), den Türkei-Torhüter Mert Günok mit einer starken Parade entschärfte. Trotz massiver Feldüberlegenheit gegen die Gäste in Unterzahl hatte die Türkei lange Zeit Probleme nennenswerte Torchancen zu generieren. Doch mit den Einwechslungen von Nayir und insbesondere Güler änderte sich das Bild. Kadioglu, der nach der Auswechslung von Celik auf die rechte Abwehrseite gewechselt war, preschte auf dem rechten Flügel die Linie hinunter und flankte sofort in den Strafraum, doch Aaron Ramsey (62.) hatte die Hand ausgefahren und es kam zum klaren Kontakt, sodass Referee Maresca sofort auf den Punkt zeigte und Elfmeter gab. Kapitän Hakan Calhanoglu trat an und schoss halbhoch auf die linke Eck, aber in diese war bereits Goalie Ward unterwegs und hielt den Strafstoß sicher.
Joker stechen: Nayir mit Köpfchen – Güler mit Auge und Feingefühl
Nur fünf Minuten später jubelten die Türken dann doch, als Ward eine scharfe Hereingabe von Kadioglu nur abwehren, jedoch nicht festhalten konnte und Nayir (69.) am schnellsten reagierte und scheinbar endlich das erlösende 1:0 markierte. Doch der VAR schritt abermals ein und stellte fest, dass ein walisischer Abwehrspieler die Kugel aus kürzester Distanz an die Hand von Nayir gelenkt hatte. Das Tor zählte mithin erneut nicht. Der dritte Torjubel sollte schließlich jedoch anhalten. In der 72. Minute spielte Yilmaz eine präzise Flanke genau auf Nayir, dessen harten Kopfball Ward nicht mehr entscheidend ablenken konnte und mitansehen musste, wie der Ball im Netz zappelte. Mit dem 1:0 im Rücken und einem Mann mehr auf dem Feld, nahm das Selbstvertrauen der Türken spürbar zu. Von dieser zusätzlichen Moral beseelt dribbelte sich Güler (80.) am rechten Strafraumrand kurz frei und schlenzte das Leder auf den langen Pfosten direkt in den Winkel, um sensationell den 2:0-Endstand zu erzielen. Damit erringt die Türkei im vierten Spiel den dritten Sieg in der EM-Qualifikation und führt mit neun Punkten die Gruppe D an.
Aufstellungen
Türkei: Günok – Celik (60. Elmali), Demiral, Bardakci, Kadioglu (73. Kahveci) – Kökcü (89. Ucan), Özcan (60. Güler), Calhanoglu – Ünder, Aktürkoglu (46. Nayir), Yilmaz
Wales: Ward – Roberts, Mepham, Rodon, Williams – Ampadu, Ramsey (84. J. James), Morrell, Wilson (84. Broadhead) – D. James (62. Bradshaw), Johnson (46. Cabango)
Tore: 1:0 Nayir (72.), 2:0 Güler (80.)
Rote Karten: Morrell (41./Wales)
Gelbe Karten: Celik, Demiral, Ünder, Kahveci (Türkei)
2 Kommentare
Ein enorm wichtiger Sieg für uns gestern, da ich Wales als unser stärksten Konkurrenten auf Platz 2 sehe. Auch Armenien macht weiterhin Druck und haben durch einen späten Treffer gewonnen.
Zum Spiel: Das war in der ersten Halbzeit echt mau und träge gewesen. Viele Flanken waren einfach verschwendet und landeten viel zu einfach beim Torwart. Zumal wir keinen kopfballstarken Stürmer zu diesem Zeitpunkt hatten, waren die Flanken sowieso nicht zu verstehen. Erst mit der Einwechslung von Umut Nayir haben die ganzen Flanken erst Sinn gemacht.
Mit der Einwechslung von Arda kam frischer Wind rein, das hat man sofort gemerkt. Beim Elfmeter wusste ich irgendwie schon, dass Hakan diesen nicht verwerten wird. Bei Hakan läuft es in der Nati einfach nicht, egal was er macht. Er versucht ja Verantwortung zu übernehmen und seine Kollegen zu pushen, aber Tore oder Vorlagen gelingen ihm einfach nicht. Mit dem Traumtor von Arda haben wir den Sack dann endgültig zu gemacht. Mit diesem Tor wird jetzt selbst der letzte Scout erkannt haben, was für ein Talent der Junge hat. In meinen Augen wird das praktisch unmöglich werden ihn zu halten. Hoffen wir, dass er zum richtigen Verein wechselt und dort weitermacht. Benfica wäre ein geeigneter Verein für ihn.
Gefallen haben mir sehr wenige Spieler, dazu gehören Arda und Umut. Spieler wie Kerem, Cengiz und Zeki waren mit die schlechtesten bei uns.
Im September geht es weiter zu Hause gegen Armenien, was wir auf jeden Fall gewinnen müssen. Mit einem Sieg hängen wir Armenien ab und sollten uns Platz 2 eigentlich gesichert haben.
Arda Güler sollte eine Ausgangsperre bekommen, dass er unerlaubt die Türkei nicht verlassen darf.
Wenn ich es tun könnte würde ich es machen. Dieser Junge darf uns nicht verlassen.
NEIN !!!