Vom Band abgenommen: Warum die Entscheidung bei Besiktas knirscht
Bei Besiktas spitzt sich die Lage um Mert Günok zu. Nach der Entscheidung von Sergen Yalcin und seinem Trainerteam, dem 36-jährigen türkischen Nationaltorhüter die Kapitänsbinde zu entziehen und sie an Orkun Kökcu zu übertragen, stehen die Zeichen auf Bruch. Laut einem Bericht der Tageszeitung Sözcü soll Günok seitdem verstummt sein und den unmittelbaren Austausch meiden. Aus dem Umfeld heißt es, die Beziehung zwischen dem erfahrenen Keeper und dem Klub sei „am Scheidepunkt“ angekommen.
Der Abend gegen Genclerbirligi: Emotionen, Zahlen, Vertrag
Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Genclerbirligi verschwand Günok direkt in die Kabine – ein Hinweis auf die angespannte Gemütslage. Sportlich ist das Bild gemischt: In dieser Saison bestritt der Schlussmann 13 Spiele, kassierte 21 Gegentore und hielt einmal die Null. Vertraglich ist er bis 2027 gebunden. Dass die Binde nun bei Kökcu liegt, ist ein starkes Signal der sportlichen Leitung – und ein Test für die innere Statik der Kabine.
Yalcins Kurs: Deutliche Zäsur – und ihre Folgen
Trainer Sergen Yalcin, der das Amt nach Ole Gunnar Solskjaer übernommen hat, setzt klare Akzente. In der sportlich schwierigen Phase sollen Führung und Verantwortung neu verteilt werden. Offiziell heißt es aus dem Klub, man wolle Spieler mit „effektiverer Position auf dem Feld“ in die Kapitänsrolle heben. Hinter den Kulissen steht die Frage, ob der Eingriff kurzfristig Stabilität bringt – oder einen verdienten Profi entfremdet.
Ürkmezgil gewählt: Neuer Vorsitzender, alte Baustellen
Parallel dazu hat die Besiktas-Vereinsgemeinde eine Richtungswahl getroffen: Auf der ordentlichen Wahlversammlung im ICEC Istanbul Lutfi Kirdar setzte sich Ahmet Ürkmezgil als neuer Vorsitzender des Verwaltungsrats für Finanzen durch. Aus zehn Wahnurnen gingen insgesamt 1.828 gültige Stimmen hervor – Ürkmezgil erhielt 683 davon und lag damit vor Affan Kececi (486) und Engin Baltaci (357). Insgesamt gaben 1.832 stimmberechtigte Vereinsmitglieder ihre Stimme ab. Zwei Voten waren ungültig bzw. leer.
Auf seiner Liste der ordentlichen Mitglieder standen unter anderem Serdar Keskin, Senol Demirag, Rasim Kara, Ates Bayazit, Erdal Karacan, Vedat Akgün, Dilge Eraslan und Levent Kulu. Ürkmezgil war unter Präsident Fikret Orman (2012–2019) bereits in diversen Führungsfunktionen tätig – als Generalsekretär, Vorsitzender und Vize-Vorsitzender.
„Besiktas wird der Gewinner sein“ – der erste Auftritt des neuen Vorsitzenden
In seiner Ansprache betonte Ahmet Ürkmezgil den kollektivistischen Ansatz: „Besiktas wird der Gewinner sein.“ Er dankte allen Kandidaten für einen „außergewöhnlich schönen Kongress“ und rief zur Geschlossenheit auf: „Wir haben unruhige Tage hinter uns. Jetzt können wir gemeinsam viel erreichen und wieder zu der starken Gemeinschaft werden, die wir waren.“ Die Botschaft kam an – und markiert organisatorisch den Versuch, den Verein über Personalien hinaus zu einen.
Was diese Woche für Mert Günok bedeutet
Ob Mert Günok und Besiktas einen neuen Modus Vivendi finden, entscheidet sich an zwei Fronten: sportlich auf dem Platz – und kommunikativ zwischen Trainerteam, Torwart und Klubführung. Klar ist: Die Binde war mehr als ein Stück Stoff. Sie war ein Vertrauensvotum. Dessen Aberkennung verlangt nun erklärende Gespräche – bevor aus einem Riss ein Bruch wird.



2 Kommentare
Ich finde es war überhaupt ein Fehler die Kapitänsrolle an Mert zu geben.
Das ist nichts gegen Mert. Aber es wäre auch meine Fussballphlisophie TW’s nicht zum Käptn zu machen.
Ein TW, erst recht wenn er im Alter von Mert, wie auch gemessen an seinem geleisteten, besitzt sowieso ein Höchstmass an Autorität. Der braucht keine Binde um im Strafraum zusammenzufalten wen er will.
Bei defensiven Standarts hat der Kapitän gar nichts zu melden. Da macht der TW die Ansagen.
Jedoch bei Szenen im Angriffsdrittel fehlt dir der Führungsspieler.
Bei der letzten EM war das doch deutlich zu sehen das die Schiris bei Diskussionen jeden Spieler wegschicken und nur mit den Spielführern einen Dialog akzeptierten.
Ich mag mich an eine Szene von büyük Kaptan Nihat Kahveci an der EM 2008 im Spiel gg Tschechien erinnern. Ich weis den Spielstand nicht mehr. Aber wir waren da bereits in der Aufholjagt und das Momentum lag bei uns. Ich glaub es war Sabri Sarioglu der mit dem Schiri lamentieren wollte. Nihat packte ihn und Schubste ihn mit einem zornigen DEFOL GIT Gesichtsausdruck weg.
Der deutsche Kommentator feierte das. Die wissen wer der Chef auf dem Platz ist.
Das waren Zeiten wo Kapitän Ballack Ohrfeigen von Podolski kassierte.
Gebe dir da vollkommen Recht. Ich habe das nie verstanden, warum man einen Keeper zum Kapitän macht. Bei uns war es jahrelang ein Muslera. Dieser ist dann teilweise bis zum gegnerischen 16er gerannt um mit dem Schiedsrichter zu diskutieren. Man braucht definitiv einen Kapitän der auf dem ganzen Platz das Sagen hat, der Keeper hat, wie du bereits geschrieben hast, bei gegnerischen Standards sowieso das Machtwort.
Wenn Merts schlechte Leistung an einem Kapitänsbändchen zusammenhängt, dann war er von vorne rein nicht der richtige Mann dafür. Orkun und Ndidi zum Kapitän bzw. Co-Kapitän zu machen, war vollkommen richtig von Sergen. Orkun ist in meinen Augen sowieso jemand, der das Maul auf dem Feld aufmacht und auch mal andere zusammenbrüllt. Genau so muss ein Captain auch sein, ich hasse den Typen zwar, aber Emre Belözoglu war genau so ein Typ.