In den beiden letzten Nations League-Partien gegen Ungarn (0:1) und Serbien (0:0) hatte die türkische Nationalmannschaft sich keine einzige richtige Torchance herausspielen können. Daraufhin hatte man Nationaltrainer Senol Günes bezüglich der Aufstellung und der Spielweise in die Kritik genommen. Der 68-Jährige ließ sich aber nicht beirren und schickte am gestrigen Mittwochabend gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner eine B-Elf auf den Platz. Außer Mert Günok, Merih Demiral und Ozan Tufan waren auf dem Platz Akteure, die so nicht immer in der Startformation bei Mond und Stern zu sehen sind. Der erfahrene Übungsleiter wird aber wohl dieses Mal die richtigen Worte gefunden haben, so dass die Spielergruppe auf dem Platz trotz dreifachem Rückstand sich stets zurückkämpfte und bis zur letzten Sekunde der Partie nicht aufgab.
Senol Günes: „Wir sind eine gute Mannschaft“
Coach Senol Günes war nach dem 3:3 gegen die deutsche Auswahl mit seinen Spielern zufrieden und dies gab er im Post-Match-Interview auch zu erkennen: „Wir haben gegen eine starke Fußballnation gespielt. Genau wie sie haben wir auch ein paar unserer Spieler eine Pause gegönnt. Beide Mannschaften haben bis zum Ende ein tolles Match geboten. Wir haben versucht unser Spiel zu machen, aber haben auch einige Fehler hierbei produziert. Das Pressing vorne hat gestimmt, doch das schnelle Umschaltspiel des Gegners hat uns zu schaffen gemacht. Das Remis ist für die Moral gut, aber wir haben eine Mannschaft, die noch einiges besser machen kann. Unser eigentliches Ziel ist die WM-Quali. Die Message an unser Volk heute ist: Wir sind eine gute Mannschaft und werden gute Arbeit verrichten, aber hierbei niemals aufgeben. Im Vergleich zum September sind wir besser. Aber dieses Spiel hat im Grunde keine Bedeutung. Die Begegnungen gegen Russland und Serbien werden entscheidend sein. Die Spieler, die in unserer Liga kritisiert werden, haben gute Leistungen auf dem Platz abgerufen. Das ist sehr schön. Es ist traurig, dass sie sich aufgrund der Kritik beeinflussen lassen.“
Joachim Löw lobt die Türkei – Emre Can weigert sich Türkisch zu sprechen
Für den deutschen Gegner und insbesondere Bundestrainer Joachim Löw war es hingegen überraschend, wie stark sich die Türkei unter seinem Amtskollegen Günes entwickelt hat: „Es war ein sehr unterhaltsames Match. Beide Mannschaften haben viel gewechselt und wir haben sechs Tore sehen dürfen. Für uns ist es natürlich enttäuschend ständig in Führung gegangen zu sein und am Ende mit einem Last-Minute-Treffer doch nur unentschieden zu spielen. Ich fand die Türkei im Allgemeinen richtig gut. Sie haben sich in den letzten zwei bis drei Jahren zu einer guten Nationalmannschaft entwickelt. Sie haben technisch begabte Spieler, die vor allem im Eins-gegen-Eins sehr effektiv sind.“ Während der 60-jährige Deutsche im Interview mit dem türkischen Staatssender „TRT“ auf die Frage, wie es ihm geht, auf Türkisch antwortete und sich auch so verabschiedete, beantwortete Emre Can, Sohn türkischer Eltern aus der Provinz Afyonkarahisar, die türkischen Fragen auf Deutsch. Der BVB-Spieler hatte in den vergangenen Jahren eigentlich oftmals Interviews auf Türkisch abgehalten, woraufhin er in den sozialen Netzwerken von den türkischen Fans teils massiv kritisiert wurde.
Weitere Spielerstimmen
Efecan Karaca: „Wir haben gegen eine starke Mannschaft gespielt, aber auch wir sind eine gute Mannschaft. Es war ein tolles Testspiel mit einem gerechten Unentschieden. Ich bedanke mich bei unserem Coach für sein Vertrauen, dass ich zum zweiten Mal von Anfang an beginnen durfte. Heute war es mein drittes Spiel im rot-weißen Dress und ich habe gegen Deutschland ein Tor erzielt. Ich bin sehr emotional geworden, weil für mich heute ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Nun geht es aber weiter. Wir müssen uns ausruhen und auf die Spiele gegen Russland und Serbien konzentrieren.“
Kenan Karaman: „Ein hart umkämpftes Spiel, in dem wir tollen Charakter bewiesen haben. Dreimal zurückzukommen und das gegen Deutschland ist wirklich nicht einfach. Unser Coach hatte uns auf die Partie sehr gut vorbereitet. Deutschland hat heute natürlich auch neue Spieler ausprobiert. Man hat gesehen, zu was sie in der Lage sind, wenn man ihnen den nötigen Freiraum gibt. Wir arbeiten hart daran, um ein gewisses Level zu erreichen. Ich bin aber bezüglich unserer Nationalmannschaft sehr positiv gestimmt. Wir möchten eine starke Nationalmannschaft werden, damit sich die Gegner gegen uns schwer tun.“
Ein Kommentar
Tolles Spiel der Türken. Gute Passstafetten, gutes Deckungsspiel, gut im 1 ggn 1.
Gestern konnten sich einige als Rotationsspieler empfehlen. Besonders Efecan Karacan und Nazim Sangare. Karaman war auch in Ordnung.
Enes Ünal war eine pure Enttäuschung.