Lange Zeit war es ruhig um Türkei-Coach Senol Günes. Der 68-jährige Übungsleiter schottete sich während und auch nach der Corona-Pause gänzlich ab und vermied den Kontakt zur türkischen Presse. In der Zwischenzeit ist im türkischen Fußball jedoch einiges passiert. Unter anderem brachte der TFF eine neue Ausländerregelung ins Rollen, schaffte für die Saison 2019/20 den Abstieg ab und veröffentlichte die umstrittenen Budgetlimits für die Erstligisten.
Senol Günes unzufrieden mit dem TFF
Im Gespräch mit der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“ meldete sich Günes nun zu Wort. Gewohnt kritisch hinterfragte der Türken-Coach die zuletzt vom TFF getroffenen Entscheidungen. „Ich habe dem Verband meine Meinung mitgeteilt. Und es gibt hier Meinungsverschiedenheiten. Die Beschlüsse sollten nochmals überarbeitet werden. Man sollte sich zusammensetzen und bestimmte Punkte neu bewerten. Ich persönlich möchte, dass die Zukunft der Türkei geplant wird. Leider enden die Diskussionen immer wieder mit: ‚Das ist deine Meinung und das ist meine Meinung‘. Ich möchte mich an diesen Streitereien nicht beteiligen.“
Zu viel Streit, zu wenig Ertrag
Mit welchen Beschlüssen des TFF Günes unzufrieden ist, ließ der 68-Jährige außen vor, erklärte lediglich: „Wenn man zu wenig produziert, kann man keinen guten Wettbewerb haben. Du hast ausgebildet, daher geht dein Spieler auch ins Ausland. Da spielt die Ausländerfrage auch gar keine Rolle. Wenn du deine Spieler selbst ausbildest, wieso sollst du dann Spieler aus dem Ausland kaufen?“ Günes weiter: „Solange wir uns streiten, wer ausländische Spieler möchte und wer nicht, werden wir nicht weiterkommen. Die heutige Situation ist das Resultat unserer Arbeit in der Vergangenheit. Jetzt müssen wir Strategien entwickeln um es in der Zukunft besser machen zu können.“
„Es müssen mehr Türken ins Ausland“
Auch wenn die EURO 2021 erst in knapp einem Jahr stattfindet, hat für den türkischen Nationaltrainer das Großturnier momentan höchste Priorität. „Ein gutes Turnier mit guten Ergebnissen wird uns einige wichtige Entscheidungen abnehmen und der richtige Wegweiser sein. Für den Fußball in der Türkei ist der Erfolg der Nationalmannschaft enorm wichtig. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, denn ich weiß, dass wir nichts dem Zufall überlassen dürfen. Wir sollten investieren, aber auch die Erträge dazu erhalten. Das heißt: Es müssen mehr Spieler ausgebildet werden und es müssen mehr türkische Spieler im Ausland spielen. Nur dadurch können wir erfolgreich wirtschaften und die Türkei gebührend repräsentieren.“