Im ersten Testspiel vor der EURO 2020 gewann die türkische Auswahl am gestrigen Donnerstagabend im Bahcesehir Okullari-Stadion von Alanya gegen Bruderstaat Aserbaidschan mit 2:1. Während die Partie wenig Spielwitz zu bieten hatte, war Halil Ibrahim Dervisoglu einer der wenigen Lichtblicke des Abends. Gleich in seinem ersten Einsatz im Dress der Rot-Weißen gelang dem Mittelstürmer, der in der abgelaufenen Saison vom FC Brentford an Galatasaray ausgeliehen war, sein erster Treffer für die „Halbmond-Kicker“. Nach der Partie bedankte sich der 21-jährige Rotterdamer beim Nationaltrainer für das ausgesprochene Vertrauen: „Ich bin sehr glücklich, dass mir in meinem ersten Spiel auch sofort das erste Tor geglückt ist. Ich bedanke mich bei unserem Trainer für die Nominierung und den Startelfeinsatz. Spielerisch gesehen hätten wir alle eine etwas bessere Leistung an den Tag legen können. Aber man geht in Länderspielen auf den Platz, um zu siegen. Und das ist uns heute gelungen.“
„Zum ersten Mal mehr Siege als Niederlagen“
Zunächst machte Chefcoach Senol Günes darauf aufmerksam, dass die türkische Nationalmannschaft nach sehr langer Zeit wieder eine positive Länderspielbilanz erreicht hat: „Aktuell ist es eine teils aus Urlaub bestehende Vorbereitungsphase. Manche Akteure schonen wir eher und bei manchen setzen wir noch einen drauf, um sehen zu können, zu was sie in der Lage sind. Noch ist die Motivation nicht auf dem höchsten Level. Wir machen Fehler und es gibt einige Punkte, die wir verbessern müssen. Aber es ist immer toll den Platz als Sieger zu verlassen. Vor der Begegnung waren die Siege und die Niederlagen gleichauf (224). Zum ersten Mal haben wir mehr Siege als Niederlagen. Die Türkei hatte stets mehr Niederlagen als Siege vorzuweisen. Aus dieser Sichtweise ist es sehr erfreulich.“ Zu den Verletzungen von Altay Bayindir und Halil Akbunar meinte der WM-Dritte von 2002: „Bei Halil werden wir morgen schauen, ob er aufgrund des Schlages etwas an den Bändern hat. Altay hat es leichter und harmloser erwischt. Aktuell kann ich zu beiden Spielern nichts sagen. Wir werden sehen, was die Ärzte sagen.“
„Ridvan Yilmaz war wie in einem Traum“
Im weiteren Verlauf gab sich der 68-jährige Übungsleiter mit dem Angriffsspiel seiner Schützlinge unzufrieden. Insbesondere die Außenverteidiger um Besiktas-Youngster Ridvan Yilmaz bekamen ihr Fett ab: „Neben den positiven Dingen sehen wir aber auch die negativen Seiten. Einige unserer Spieler haben ihre Verletzungen überstanden und werden gegen Guinea zum Einsatz kommen. Das System kann nie unser Problem sein. Unsere Schwächen waren eher die Passquote, die Aufmerksamkeit, die Individualfehler und das langsame Spieltempo. Egal mit welchem Spielsystem wir spielen, wenn du diese Sachen nicht auf die Reihe bekommst, wird man es immer schwer haben. Mit dem heutigen Spielsystem war es offensiv gesehen bei weitem nicht ausreichend. Es gab Momente, in denen die Außenverteidiger viel mehr nach vorne mitarbeiten hätten müssen. Ridvan ist ein sehr junger Spieler. Er war heute wie in einem Traum und sehr aufgeregt. Ich wollte ihn nicht unter Druck setzen und habe ihn deswegen ausgewechselt, um ihn zu schützen. Gegen Guinea werde ich ihn wieder spielen lassen.“
Weitere Spielerstimmen
Abdülkadir Ömür (OM, Türkei): „Es ist schön wieder das Trikot der Nationalmannschaft überziehen zu dürfen. Jeder würde gerne dieses Trikot tragen, auch wenn es nur für eine Minute ist. Ich habe bei Trabzonspor wirklich sehr hart gearbeitet, um bei der EM dabei zu sein und dem Team ein Stück weit helfen zu können. Wir trainieren sehr gut und so langsam kommen wir auch schon in Form. Hoffentlich können wir noch weitere Fortschritte erzielen. Ein sehr junger Kader und eine sehr gute Generation. Der Älteste ist Burak Yilmaz und der ist als Meister hierher gekommen. Er ist ein Vorbild für uns alle. Ständig erklärt er uns, wie wichtig solche Turniere für uns selbst, aber auch für unsere Karrieren sind. Hoffentlich gelingt uns ein guter Start gegen Italien, so dass wir unser Land weiter stolz machen können.“
Kerem Aktürkoglu (LA, Türkei): „Für mich war diese Begegnung über die gesamte Spielzeit hinweg sehr spannend und aufregend. Auch haben wir es vermisst nach langer Zeit wieder vor den Fans zu spielen. Wir haben gewonnen. Auch wenn es nur ein Vorbereitungsspiel war, ist es wichtig zu siegen. Es war ein sehr zweikampfbetontes und ein gutes Spiel.“
Ein Kommentar
Die Vorbereitungsgegner für die EM sind alles andere als auf hohem Niveau. Da hätte man einen etwas größeren Gegner als Härtetest verwenden müssen. Moldawien und Guniea sind jetzt keine Teams, die uns auf ein großes Turnier vorbereiten.
Das Spiel habe ich nicht gesehen, aber eine Aufstellung wie diese erwartet. Ich hoffe, dass Halil und Altay nichts schlimmes haben und nicht für die EM ausfallen.