In den letzten Tagen beschäftigte vor allem Ferdi Kadioglu die türkischen Medien. Aktuell spielt der Fenerbahce-Profi für die U21-Auswahl der Niederlande (18 Länderspiele). Noch kann er sich entscheiden, ob er zukünftig für die niederländische, die kanadische oder die türkische Nationalmannschaft spielen möchte. Selbst Milli Takim-Trainer Stefan Kuntz forderte vom 21-jährigen Flügelspieler zeitnah eine Entscheidung darüber, für welche Nation er aufzulaufen gedenkt. Daraufhin meldete sich Kadioglus Vater Feyzullah Kadioglu über das soziale Netzwerk „Twitter“ zu Wort und teilte ein Bild, auf dem der türkische Personalausweis seines Sohnes und die Worte “Ferdi Kadioglus türkischer Personalausweis, den Rest überlasse ich Euch TFF” zu sehen sind. Dies schürte sofort die Spekulationen, dass sich Ferdi Kadioglu für die Türkei entschieden habe und nur noch auf die Einladung des türkischen Verbandes warte, da auch alles geklärt scheint, was die Staatsangehörigkeitsfrage betrifft.
„Hatten bereits Kontakt mit Ferdi Kadioglu“
Am gestrigen Mittwochnachmittag war TFF-Vorstandsmitglied Hamit Altintop Interview-Gast des türkischen TV-Senders „TRT Spor“ und versuchte zunächst die Sachlage zu erläutern: „Ferdi Kadioglu ist ein sehr talentierter Spieler und spielt für Fenerbahce. Wir hatten bereits Kontakt mit ihm. Er sagte, er habe drei Möglichkeiten. Diese Optionen wären zum einen für Kanada aufzulaufen wegen der Herkunft seiner Mutter. Zum anderen die Niederlande, wo er bereits in verschiedenen Altersklassen gespielt hat und eben die Türkei. Hier muss er nun selbst entscheiden. Wenn er sich für uns entscheidet und bereits die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, dann muss er einen Antrag bei der FIFA stellen, da er aktuell für die Niederlande spielt. Und wenn unser Coach will, wird er für die Nationalmannschaft nominiert.“
„Dies hier ist kein Verein“
Danach verschärfte der einstige Bayern München-Spieler aber seinen Ton und sagte: „Die Flagge oder die Nationalmannschaft wählt man nicht. Ich möchte unterstreichen, dass ich bei diesem Thema sehr sensibel reagiere. Keineswegs möchte ich in dieser Angelegenheit irgendjemanden zu scharf kritisieren. Jugendliche im Alter von 18-19 Jahren werden stark unter Druck gesetzt. Aber es wäre schön, wenn sie diese Entscheidungen selbst treffen würden. Dies hier ist kein Verein. Wir gehen nicht auf die Straße und rennen einem Spieler hinterher, ob er denn für uns spielen möchte. Ich glaube, dass ich die Message übermitteln konnte, die ich wollte. Die Nationalmannschaft ist immer sehr wertvoll. Unsere Flagge kann nicht hinterfragt werden oder ist nicht irgendeine Option, die man wählen kann. Jeder soll seine Sichtweise dazu klar äußern dürfen, damit wir am Ende auf transparente Weise die richtige Entscheidung treffen können.“
Trainerwahl: Gespräche mit Kuntz waren ausschlaggebend
Im weiteren Verlauf antwortete der 38-jährige TFF-Funktionär auf die Frage, wieso sich der Verband am Ende für Kuntz entschieden hat: „Ich persönlich erinnere mich nicht sehr gut an die aktive Zeit von Stefan Kuntz. Ich hatte während der Suche nach einem Coach die Möglichkeit, seine Spiele zu analysieren. Er hat in allen Bereichen des Fußballs gearbeitet und hierbei sehr unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Entscheidend waren die letzten fünf Jahre. Drei Finalteilnahmen und dabei zwei Mal den Titel geholt. Unsere erfahrenen Trainer wissen, dass es nicht einfach ist, mit jungen Altersgruppen zu arbeiten und sie zu einer Mannschaft zu formen. Natürlich ist seine Besiktas-Erfahrung von 1995/96 ein Plus für ihn. In unseren Gesprächen lagen unsere Interessen nicht weit auseinander. Wir sind ambitioniert und haben große Ziele. Zudem hat er eine sehr offene, kommunikative, anpassungsfähige und liebevolle Art.“
„Möchten unsere WM-Chance wahren“
Zuletzt kommentierte der Ex-Profi von Real Madrid die WM-Chance der Halbmondkicker: „Eine Niederlage gegen Norwegen wäre natürlich kein Weltuntergang, aber die Art und Weise spielt eine große Rolle. Wenn wir hier über modernen Fußball sprechen, wollen wir eine Mannschaft, die Selbstbewusstsein auf dem Platz widerspiegelt. Das möchten wir erkennen, auch wenn man mal verliert. Im Fußball ist nun mal alles möglich. Was wir hier vom ersten Tag an gezeigt haben, ist, dass wir alle miteinbeziehen wollen. Zwei unserer Spieler kommunizieren täglich mit der Presse. Gerade die Aufgabe der A-Nationalmannschaft besteht nicht nur darin, Spiele zu gewinnen. Sie muss als Vorbild fungieren, bescheiden sein und unseren Mitbürgern Hoffnung geben. Auch diese Faktoren sind uns sehr wichtig. Wir werden spielen, um zu gewinnen. Am Freitag wollen wir einen besseren Fußball zeigen als zuletzt und das Spiel gewinnen. Wir wollen unsere WM-Chance wahren.“