Zum zweiten Mal in seiner bereits jetzt langen Karriere verschlug es den ehemaligen deutschen Nationalspieler Lukas Podolski in die Türkei. Nachdem sein Abenteuer bei Vissel Kobe in Japan mit dem Pokalsieg geendet hatte, sicherte sich Fraport-TAV Antalyaspor die Dienste des 34-Jährigen. Von 2015 bis 2017 spielte der 130-malige Nationalspieler für Galatasaray und wurde dort zu einem der beliebtesten Spieler. Zweimal gewann er mit den Gelb-Roten den türkischen Superpokal und auch den national Pokal, ehe er sich nach Fernost verabschiedete. Bei den „Löwen“ erzielte er in 75 Begegnungen 34 Treffer und legte 18 weitere vor.
Am Mittelmeer ist seine Statistik bei Antalyaspor noch ausbaufähig. In 15 Spielen gelangen ihm bislang nur zwei Treffer und drei Assists. Nach dem Testspiel zwischen Deutschland und der Türkei (3:3) in seiner Heimatstadt Köln, wo er als Experte beim Privatsender „RTL“ fungierte, wurde der 130-malige deutsche Auswahlspieler von der türkischen Sportzeitung „Fanatik“ interviewt. Hierbei verglich er unter anderem die Süper Lig mit einem Drama-Film, nahm Stellung zur aktuellen Situation bei seinem Klub Antalyaspor und kommentierte die Chancen der türkischen Nationalmannschaft.
„In der Süper Lig performen einige besser als Hollywood-Schauspieler“
Zu Anfang erklärte der Weltmeister wie es im Süper Lig-Alltag zugeht: „Natürlich werden im Laufe der Saison merkwürdige Dinge passieren und auch schlechte Entscheidungen getroffen. Leider zücken die Referees in der Türkei viel zu leicht die Gelbe Karte. Ich berufe mich hierbei auf meine bisherigen Erfahrungen in England, Deutschland und der Nationalmannschaft. Beispielsweise begeht man ein normales Foulspiel und die Spieler wälzen sich auf dem Boden, als ob ihr Bein gebrochen wäre. In der Süper Lig performen einige Gegenspieler besser als Hollywood-Schauspieler. Die Unparteiischen reagieren natürlich total in Panik und zücken die Karte. Die Probleme aus der vergangenen Saison gehen somit in die nächste Runde, wie ich das aus den bisherigen vier Spielen ableiten konnte.“
„Süper Lig wie ein Drama-Film“
„Poldi“ weiter: „Natürlich konzentrieren wir uns darauf, dass wir besser werden, aber das ist gar nicht so einfach. In der letzten Begegnung gegen Yeni Malatyaspor wurde ich zur zweiten Halbzeit eingewechselt. Aber von den verbleibenden 45 Minuten konnten wir nur 20 Minuten Fußball spielen. In den verbleibenden 25 Minuten gab es nur Geschrei und Probleme. Sogar einen Freistoß auszuführen, dauerte mehrere Minuten. Zudem waren auf der Tribüne trotz Pandemie viel zu viele Menschen. Sie haben uns hierbei ständig beleidigt. Für mich ist das nicht wichtig, worauf ich hinaus will, ist die Verhaltensweise. Im türkischen Fußball wird nur viel gesprochen. Die Süper Lig ist wie ein Drama-Film. Jede Woche kommentiert ein Präsident die Leistung der Schiedsrichter. Jede Woche wird eine neue Geschichte geschrieben. Die Erlebnisse aus der vergangenen Woche geraten in Vergessenheit und es folgt eine neue Geschichte.“
“Transfers machen keinen Meister“
Auf seine Meinung bezüglich des Transfer-Champions der Süper Lig in dieser Saison, Fenerbahce, angesprochen, sagte der aus Gliwice stammende Kicker: „Die Anzahl der Transfers hat keinerlei Verbindung mit der Meisterschaft. Eine Mannschaft braucht eine Philosophie und eine Taktik. Zudem muss die Teamchemie stimmen. Wenn man 18 Spieler braucht, dann holt man 18 Spieler. Aber das kommt auch auf die Überlegungen des Klubs an. Jeder kann tun und machen, was er will. Sinan Gümüs und Nazim Sangare (beide zu Fenerbahce) sind nicht mehr Teil unserer Mannschaft. Im Gegenzug haben wir wichtige Spieler – unter anderem Nuri Sahin – transferiert. Aber wir haben dies gemacht, indem wir 15-16 Stammspieler aus der vergangenen Saison behalten haben. Wie gesagt, wir haben erst vier Spiele absolviert und keiner weiß was zu Saisonende passieren wird.“
Podolski wünscht sich eine erfolgreiche türkische Nationalmannschaft
Im weiteren Verlauf kommentierte der frühere Arsenal-Spieler die Chancen der türkischen Nationalmannschaft: „Es ist mit nur einem Deutschland-Spiel natürlich nicht möglich die Zukunft der türkischen Nationalmannschaft oder des türkischen Fußballs vorauszusehen. Sie haben lediglich ein Testspiel absolviert und müssen sich auf die EURO 2021 bestens vorbereiten. Für den Erfolg ist eine qualitativ gute Mannschaft erforderlich, die ein gutes Produkt auf die Beine stellt. Es ist wichtig als Team aufzutreten. Die Türkei, dessen Kader stark ist, hat in der Qualifikation Frankreich besiegt und hat sich als Zweiter für die Endrunde qualifiziert. Hoffentlich halten sie dieses Level und werden in der Zukunft noch erfolgreicher. Damit die Türkei erfolgreich ist, müssen sie sich stets vor Augen führen, dass sie sich in der Kategorie der starken Mannschaften befinden.“
Lob an Efecan Karaca, Ozan Tufan und Sangare
Podolski weiter: „Wenn man so handelt, dann sehe ich keinerlei Hindernisse, dass man die Erfolge aus 2002 und 2008 nicht wiederholt. Zudem möchte ich auf das Mannschaftsspiel aufmerksam machen. Um ein Beispiel zu geben: Galatasaray war auf dem Papier im Vergleich zu den Glasgow Rangers in den UEFA Europa League-Playoffs eine viel stärkere Mannschaft. Natürlich kann man gegen die Rangers verlieren, aber die Schotten sind weitergekommen, weil sie eine bessere Taktik hatten und ein gutes Mannschaftsspiel vorwiesen. Hier müsste die Türkei auch stets stark sein, um erfolgreich zu sein. Im Testspiel haben mir auf der deutschen Seite Florian Neuhaus, Robin Koch und Kai Havertz sehr gefallen. Trotz seiner zwei Assists hat Havertz meiner Meinung nach nicht mit 100 Prozent gespielt. Bei der Türkei war Efecan Karaca sehr effektiv. Mit seiner Schnelligkeit und seinem Spielwitz hat er die deutsche Abwehr vor schwierige Probleme gestellt. Ozan Tufan hat ein klasse Match absolviert und einen sehr schönen Treffer erzielt. Sangare hat mir auch gefallen. Er hat einen guten Charakter und gibt stets sein Bestes auf dem Platz. Dies wird sehr wichtig sein, damit er noch eine Schippe drauflegt.“
Ein Kommentar
Willkommen in der Türkei Poldi 😀 Ist nicht nur im Fussball so 😉