Die Geschichte wiederholt sich. Das 15-jährige Warten der Besiktas-Fans hatte am gestrigen Abend ein märchenhaftes Ende. Unter der Ägide von Chefcoach Sergen Yalcin, der beim damaligen 4:3-Sieg bei Fenerbahce im April 2005 die ganze Partie über auf der Bank saß, gelang den „Schwarzen Adlern“ erneut ein 4:3-Sieg bei Fenerbahce. In einer packenden Begegnung waren die Schwarz-Weißen so effizient wie selten. Von den insgesamt vier Torschüssen zappelten alle im Tornetz. Somit ist der 15-malige Meister in der Geschichte der Süper Lig auch die Mannschaft mit den meisten Siegen (41) und den meisten Treffern (147) gegen die Gelb-Marineblauen. Nach den vier Niederlagen 2014 gegen alle seine Rivalen zeigt Besiktas in den letzten Jahren eine bessere Derbyausbeute. In den letzten 25 Derbys haben die Männer von Sergen Yalcin nur sieben Niederlagen hinnehmen müssen. In den restlichen Begegnungen gab es zehn Siege und acht Remis.
Aboubakar: „Kein historischer Moment“
Maßgeblichen Anteil am Auswärtserfolg hatte Vincent Aboubakar, der mit zwei frühen Toren den Gegner aus der Fassung brachte. Durch diese beiden Treffer ist Fenerbahce für den 28-jährigen Kameruner zum Lieblingsgegner geworden. So erzielte der Stürmer seine Treffer Nummer zwei und drei gegen die „Kanarienvögel“: „Meiner Meinung nach ist dieser Sieg für uns kein historischer Moment. Wir haben nur seit langer Zeit nicht gewinnen können. Am vergangenen Spieltag gegen Basaksehir hatten wir unser verlorenes Selbstvertrauen wieder zurückgewonnen. Sowohl am letzten Wochenende als auch heute haben wir durchaus gut gespielt. Trotz der vielen Ausfälle haben wir sehen können auf was für einem Level wir sind.“
Yalcin: „Blicken mit jedem Tag hoffnungsvoller in die Zukunft“
Während Besiktas in dieser Saison keinen guten Start hinlegte, konnte man zumindest alle „Big Games“ siegreich abschließen. Nach den Siegen gegen Trabzonspor und Basaksehir kommt jetzt der Auswärtsdreier bei Fenerbahce dazu. Aber auch sonst lässt sich die Derby-Statistik von Yalcin sehen. In den vier Spielen seit seiner Amtsübernahme hat der 47-jährige Übungsleiter noch keine Partie gegen Galatasaray, Fenerbahce oder Trabzonspor verloren. Stattdessen gab es zwei Siege und zwei Remis. Dementsprechend zufrieden war Yalcin nach dem 4:3-Erfolg: „Wir sind sehr glücklich. Meine Spieler sind es auch. Wenn wir das Spiel näher betrachten waren es wirklich schwierige 90 Minuten. Ab der 50. Minute waren wir nämlich ein Mann weniger. Fenerbahce ist eine sehr gute Mannschaft, die insbesondere körperlich sehr stark ist. Meine Spieler haben heute an den Sieg geglaubt und Charakter gezeigt. Sie haben dieses Test mit Bravour bestanden. Trotz des Engpasses im Kader habe ich alles versucht. Der Saisonstart war nicht wirklich prickelnd, so langsam aber sicher verstehen die Jungs aber was ich von ihnen will. Mit jedem Tag blicken wir noch hoffnungsvoller in die Zukunft.“
Yalcin ist mit der Schiedsrichter-Leistung nicht zufrieden
Zur Schiedsrichterleistung hatte Yalcin indes keine lobenden Worte übrig: „Eigentlich möchte ich nicht über die Leistung des Referees sprechen. Aber Ihr könnt auch Erol [Bulut] fragen. Er wird den Schiedsrichter auch kritisieren. Ich möchte nicht viel dazu sagen. Es gibt eine Szene in der 44. Minute. Wir haben den Gegner mit einem Mann weniger erwischt. Und er lässt den Vorteil nicht laufen. Fünf Minuten später zeigt er Cyle Larin die Gelbe Karte. Wieso machst du das? Das darf nicht wahr sein. Wenn so etwas passiert, dann ist das kein Fußball mehr. Ich sage das insbesondere deshalb, weil meine Spieler auf dem Platz heute wirklich extrem gekämpft haben. Es gab viele Fouls, die nicht gepfiffen wurden. Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Er hat mit seinen Entscheidungen die Spieler aggressiver werden lassen. Wenn Larin die zweite Gelbe Karte bekommt, wieso dann nicht Mert Hakan [Yandas]? Nicht ich sage das, sondern die Regelauslegung. Mein Blutzuckerspiegel ist gestiegen nur weil ich mit dem Referee hadern musste. Ich bitte die Referees, dass sie noch vorsichtiger pfeifen.“
Spielerstimmen
Necip Uysal (Besiktas): „Ich bin heiser geworden. Meinen Kollegen möchte ich zu diesem tollen Sieg gratulieren. Jeder hat Charakter gezeigt. Es war wirklich schwer zu zehnt gegen Fenerbahce zu spielen. Nichtsdestotrotz ist es uns gelungen die drei Punkte einzufahren. Unglaublich einfach. Zudem habe ich auch einen Treffer erzielt. Ich bin sehr glücklich und werde diese Nacht nicht so leicht schlafen können. Bei jedem Spieler ist dieser alte Teamgeist wieder vorhanden. Wir vervollständigen uns. Diese Kameradschaft ist sehr schön.“
Fabrice N’Sakala (Besiktas): „Ein unglaubliches Gefühl. Der Sieg hatte Vorrang. Seit 15 Jahren war es uns nämlich nicht gelungen. Ein sehr schöner Tag. Ich habe die letzten Wochen nicht mit der Mannschaft sein können und war zuhause in Isolation. Nach dem Basaksehir-Sieg ist alles besser geworden. Wir haben die Anweisungen unseres Coaches befolgt. Er hatte uns gesagt, dass die Fenerbahce-Spiele schwierig sind. Wir wollten unbedingt siegen und das ist uns gelungen. Nächste Woche möchten wir weiter machen.“