Wenn man eine Liste mit den Namen der Spieler machen würde, denen zwar der Durchbruch und der Sprung aus der Jugendabteilung von Fenerbahce in die erste Mannschaft gelang, diese sich dann aber doch nicht halten konnten, wäre diese äußerst lang. Einer dieser besagten Kicker ist Beykan Simsek, der zum ersten Mal mit zwölf Jahren ins Can Bartu-Trainingsgelände hereinspazierte. In der Saison 2012/13 gehörte er zum erweiterten Kader der Gelb-Marineblauen, wo er bei drei Einsätzen und einem Treffer verblieb. Tatsächlich war es das auch schon mit seiner Karriere bei den „Kanarienvögeln“. Im Anschluss folgten sieben Leihgeschäfte innerhalb der nächsten fünf Spielzeiten mit größtenteils guten Leistungen. In 124 Spielen schoss er als Linksaußen 31 Treffer und legte acht weitere vor. Nichtsdestotrotz verkaufte man ihn 2018 für eine unbekannte Summe an den derzeitigen Zweitligisten Osmanlispor FK. Im Interview mit der türkischen Tageszeitung „Sabah“ sprach der 25-Jährige unter anderem über das Problem in der Jugendarbeit und ließ die Vergangenheit Revue passieren. Simsek über…
… über das Problem in der Nachwuchsarbeit bei Fenerbahce und in der Türkei:
„Ich bin nicht der Meinung, dass Fenerbahce eine schlechte Jugendarbeit hat. Sie haben sogar eine des besten Jugendabteilungen in der ganzen Türkei. Die Jugendlichen hatten im Kopf, dass sie hier keine Chance bei Fenerbahce haben und weg müssten. Dies wussten allerdings die Verantwortlichen nicht. Viel mehr ist das Problem in der Türkei, dass Spieler auszubilden keine Mission ist. Als Beispiel: Wir sind bis zu der U17-Nationalmannschaft sehr erfolgreich. Danach entwickelt sich ein gravierender Qualitätsunterschied. Wir haben mit Fenerbahce an der UEFA Youth Champions League teilgenommen. Allein in der U10 bringt Yaya Toure bei Manchester City den Kids das Positionsspiel und die korrekte Ballkontrolle bei. Genau das ist der Punkt. Ein Spieler muss in der Jugendabteilung das Positionsspiel erlernen und sich entwickeln.“
… über Kocaman, Yanal und Pereira:
„Mit Aykut Kocaman habe ich nur eine halbe Saison zusammenarbeiten können. Er zeigt es zwar nicht sehr oft, aber er ist sehr aufrichtig. Eines Tages habe ich mich im Training mit Orhan Sam gestritten. Ich hatte ein schlechtes Image, wenn ich das so sagen darf. Der Coach schaut natürlich zu und ich habe mir gedacht, dass es jetzt vorbei ist. Der Coach ist wiederum zu mir gekommen und hat gesagt, dass er alles sieht und ich das nötige Talent habe, um in der ersten Mannschaft zu spielen. Als er gesagt hat, dass ich einfach weiterspielen soll, bin ich sehr erleichtert gewesen. […] Ersun Yanal hat nach seiner Ankunft gesagt, dass der Vorstand die Meisterschaft will und er sich deshalb nicht auf die Jugendspieler konzentrieren werde, so dass ich verliehen wurde. Danach kam Vitor Pereira und ich war mit Recep Niyaz im Trainingscamp richtig gut. Pereira sagte nach der tollen Vorbereitung wiederum, dass wir öfter spielen und uns entwickeln müssen. Da erlosch im Grunde der letzte Hoffnungsschimmer. Danach wurden wir nur noch hin und her verliehen.“
… über Ex-Sportdirektor Comolli:
„Ich wurde bisher insgesamt an sieben Mannschaften verliehen und habe bemerkt, dass die verliehenen Spieler selten stärker als zuvor gewesen sind. Eine Saison habe ich bei Sakaryaspor in der dritten Liga gespielt und konnte 13 Treffer und elf Assists verbuchen. Damien Comolli wurde zur kommenden Spielzeit als neuer Sportdirektor vorgestellt und wir suchten das Gespräch mit ihm. Er hat mich gefragt, was meine Erwartungen seien und ich erwiderte, dass ich gerne in der Sommervorbereitung dabei gewesen wäre, weil ich eine erfolgreiche Saison hinter mir hatte. Er sagte lediglich, dass wir einen neuen Trainer haben und zu viele Spieler, was wiederum dazu führte, dass ich nicht eingeladen wurde. Dann habe ich gesagt, dass sie mich gehen lassen sollen ohne Probleme zu bereiten. Das was er dann sagte, war das Highlight für mich: „Mir wurde gesagt, dass Du ein sehr talentierter Spieler bist. Ich bin neu in der Türkei, wenn ich Dich ohne Ablöse gehen lasse und Du beispielsweise zu Galatasaray gehst, dann habe ich keine gute Arbeit geleistet.“ Auf die Frage, wieso ich nicht ins Trainingslager eingeladen wurde, wenn ich doch so talentiert sei, gab es keine Antwort.“
… über Ex-Präsident Aziz Yildirm und sein einziges Tor im Dress der Gelb-Marineblauen:
„Als ich in der Jugendmannschaft spielte, gab es ein Derby gegen Galatasaray. Unser Trainer Senol Corlu hatte für diese Partie unseren damaligen Präsidenten Aziz Yildirim eingeladen und ihm von mir im Vorfeld erzählt. Das Spiel fing an und ich habe grottenschlecht gespielt. Ich umkurvte den Torwart, aber schoss dann über das Tor. Ich konnte nicht einmal richtig passen. In der Halbzeit kam unser Coach in die Kabine und hat mit einer Flasche nach mir geworfen. Zum Glück streifte sie mich nur. Er hat mir gesagt, dass er mich nicht sehen möchte und ich wurde für zwei Monate ausgeschlossen. Nachdem er Coach der U21 wurde, hat er mich wieder ins Training aufgenommen. In einer Begegnung schoss ich zwei Tore, wurde aber in der 25. Minute mit Rot vom Platz gestellt. Er schaute mich an und sagte, dass aus mir wohl nichts werden würde. […] Mein einziger Treffer bei Fenerbahce gelang mir am 23. Januar 2013. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Wir spielten gegen Bursaspor im Pokal. Cristian Baroni trug mich auf seinen Schultern. Volkan Demirel lief von seinem Kasten bis zu uns, um mir zu gratulieren. Dieses Tor ermöglichte mir Gefühle, von denen ich nicht zu träumen wagte.“
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