In den ersten beiden Jahren unter der Führung von Senol Günes wurde Oguzhan Özyakup zum Hoffnungsträger von Besiktas. Sowohl der Vorstand als auch das Trainerteam beförderten den nun 26-jährigen Mittelfeldspieler zum Kapitän und zeigten ihm wie wichtig er für Verein und Fans geworden ist. Nach den beiden gewonnenen Meisterschaften wurde es aber immer schwieriger für Özyakup. Vielleicht war auch die Kapitänsbinde eine zu große Last für den Nationalspieler. „Als Kapitän einer Mannschaft musst du in bestimmten Situationen sowohl auf als auch neben dem Platz einschreiten. Im Ausland beispielsweise schreitet der Kapitän in Angelegenheiten, die von außen herangetragen werden, nicht ein. In der Türkei hat sich die Spielführer-Rolle etwas anders entwickelt und ist mit der Zeit zu einer Last geworden. Ich wurde darauf angesprochen und ich habe gesagt, dass es ein Problem ist. Ich musste meine Rolle als Kapitän aufgeben. Manchmal muss man eben auch etwas an sich denken. Wenn man an alles andere denkt, kann man sich selbst nicht weiterentwickeln“, so der Ex-Kapitän zu seiner Degradierung.
Özyakup: „Ich werde niemals aufgeben“
Im weiteren Verlauf des Interviews mit dem türkischen TV-Sender „A Spor“ sprach der frühere Arsenal-Spieler offen und ehrlich über sein verlorenes Selbstvertrauen und den Problemen mit der Besiktas-Anhängerschaft: „Ich bin in der „Feda-Saison“ hierher gekommen. Ich habe sowohl den höchsten als auch den tiefsten Punkt im Verein miterlebt. Für mich war es eine große Enttäuschung. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, war deshalb sehr beleidigt und konnte nicht das zurückgeben, was ich wollte. Selbstvertrauen ist etwas sehr wichtiges. Wenn das fehlt, kannst du auf dem Feld nichts machen. Nach dem Ende der letzten Saison bin ich mit Necip Uysal zum türkischen Militärdienst und dort hatte ich lange Zeit zum Nachdenken. Ich kam zu dem Entschluss, dass ich niemals aufgeben werde. Ich wurde hauptsächlich kritisiert, weil ich meine guten Leistungen nicht bestätigen konnte. Aber dieses Jahr hat mir unser Coach Abdullah Avci sein Vertrauen geschenkt und ich durfte im Vodafone-Park von Beginn an ran.“ Der kreative Mittelfeldmann fügte hinzu: „Ich habe schöne, aber auch richtig schlechte Zeiten hier erlebt. Die Fans sind berechtigt mich zu kritisieren, da ich vieles aus verschiedensten Blickwinkeln betrachten und verstehen kann. Aber ich bin auch berechtigt sie kritisieren. Ich bin nun seit sieben Jahren hier und habe den Verein gänzlich verinnerlicht. Ich habe versucht nicht hinzuhören, weil ich das so von Memphis Depay gelernt habe, dessen Spielerberater und Mental-Coach auch meiner ist. In dieser Phase war das meine Reaktion um zu zeigen, dass ich mich lediglich auf meine Arbeit konzentriere.“
Die neue Saison
„Ich glaube an diese Saison. Es wird eine richtig gute. Wir haben eine sehr gute Vorbereitungsphase gehabt und versucht unsere Angewohnheiten, die wir in den letzten vier Jahren mit Senol Günes aufgebaut hatten, abzulegen. So etwas ist nicht leicht und es fühlt sich alles irgendwie anders an. In Sivas konnten wir nicht so starten, wie wir es uns vorgestellt hatten. Die Ergebnisse aus den Testspielen haben sich in dem Spiel wiedergespiegelt. Aber gegen Göztepe waren wir nicht schlecht. Die Fans sollen uns auch diese Woche wie am vergangenen Spieltag supporten. Wenn ein Fußballer das spürt, spielt er ganz anders. Im eigenen Stadion eine Reaktion zu zeigen ist leicht. Ich hoffe, dass wir auch auswärts die nötigen Antworten geben werden“, so der zweifache Meister bezüglich der neuen Saison unter Coach Avci.
Özyakup über Sosa, Tosun und Toköz
Im letzten Teil des Interviews sprach der 43-malige Nationalspieler über seine früheren Teamkollegen Jose Sosa und Cenk Tosun: „Sosa war ein herausragender Spieler, mit dem ich mich auf dem Platz blendend verstand. Wir haben uns auch außerhalb super verstanden. Als Zehner tust du dir schwer mit nach hinten zu arbeiten. Wenn ich müde wurde habe ich mit ihm immer die Positionen gewechselt. Es hat aber viel mit der Kommunikation auf und neben dem Platz zu tun gehabt. Cenk Tosun habe ich beispielsweise auch sehr vermisst. Wir haben lange zusammen gespielt und fast jeden Tag miteinander verbracht. Er hat eine schwierige Verletzung hinter sich und versucht sich wieder langsam heranzutasten. Ihm steht eine sehr wichtige Phase bevor, in der er unbedingt spielen muss. Hoffentlich klappt alles so, wie er es gerne haben will.“ Auch verlor der gebürtige Zaandamer ein paar Worte über Youngster Dorukhan Toköz: „Dorukhan ist ein unglaublicher Spieler, der mit einer großen Leidenschaft an die Sache herangeht. Er ist ein sehr guter Mensch und ist zudem äußerst talentiert. Er wird seinen Weg machen, davon bin ich überzeugt.“
3 Kommentare
Schade für den türkischen Fußball.
Ich hatte gedacht, Oguzhan wird ein internationaler Star und Leistungsträger der Nationalmannschaft. Dasselbe dachte ich auch über Gökhan Töre.
Bei beiden ist leider nichts draus geworden. Ich habe mich davon blenden lassen, dass beide in der Jugend für große englische Vereine gespielt haben.
Schönes und sehr ehrliches Interview.
Ich muss sagen, gegen Göztepe hat mir Oguzhan sehr gut gefallen, er wirkte wie ausgewechselt. Ich hoffe, er kann sich in den laufenden Wochen steigern, so dass wir alle wieder den wahren Ozzy erleben dürfen.
Jetzt, wo Quaresma weg ist, können wir endlich wieder mit kurzpassspiel, Ballbesitz und schnelles umschalten spielen.
Ich denke, dies ist auch das System, dass Ozzy am ehesten liegt.
Der Junge war anfangs soo stark… Hat in den letzten Jahren sehr abgebaut. Hoffe er blüht wieder auf und wird wieder zum Leistungsträger!