Caglar Söyüncü ist einer der großen Hoffnungsträger für den türkischen Fußball. Der 23-jährige Innenverteidiger, der seine Karriere bei Altinordu begann, wechselte im vergangenen Sommer für rund 21 Millionen Euro vom SC Freiburg in die Premier League zu Leicester City. Im Interview mit „beIN SPORTS“ sprach der junge Türke über seine Zeit in der Bundesliga und der Premier League. Des Weiteren äußerte er sich zu den jüngsten Ergebnissen mit der Nationalmannschaft und setzte als Ziel die Qualifikation für die kommende Europameisterschaft.
Der unangenehme Aufenthalt in Island
Zu Beginn des Interviews ging Söyüncü auf die „Milli Takim“ ein und beteuerte die Rolle des Neu-Trainers Senol Günes: „Mit der Nationalmannschaft haben wir einen hervorragenden Start hingelegt. Besser hätten wir es uns nicht ausmalen können. Nur das letzte Spiel gegen Island war etwas stressig. Die Vorfälle am Flughafen haben für ordentlich Wirbel in der Türkei gesorgt, doch wir haben es schnell abgehakt und versucht, uns auf die Partie zu konzentrieren. Wir haben alles gegeben, doch es hat nicht gereicht. Auch Niederlagen gehören dazu. Senol Günes ist ein sehr erfahrener und erfolgreicher Trainer. Für uns Spieler ist das ein Segen. Er gibt uns Vieles mit. Im Großen und Ganzen läuft es ziemlich gut für uns, doch wir müssen an unsere Leistung anknüpfen, um uns für die Euro 2020 zu qualifizieren.“
Söyüncü: „Habe vier Monate in einem Freiburger Hotel gelebt“
In Freiburg angekommen, hatte der 23-jährige Abwehrspieler mit Höhen und Tiefen zu kämpfen, welche ihn letztendlich aber nach England gebracht hätten: „Nachdem ich Altinordu verlassen habe, hatte ich einige Probleme. In bin aus der PTT 1. Lig in die Bundesliga gewechselt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch kein deutsch gesprochen. Zu Beginn hatte ich rund vier Monate in einem Hotel gewohnt, da es schwer war, eine Wohnung in Freiburg zu finden. Es ist eine Universitätsstadt und deshalb als Wohnsitz sehr gefragt. Auf dem Platz habe ich direkt einen großen Unterschied gemerkt. Die Stadien in Deutschland sind alle randvoll. Stellen Sie sich mal vor – aus der zweiten türkischen Liga nach Deutschland in ein Stadion mit rund 80.000 Zuschauern. Ich fragte mich sogar, ob es vielleicht besser gewesen wäre, wenn ich vorerst in die Süper Lig gewechselt wäre, bevor ich mein Glück in einer größeren Liga versuche. Mein damaliger Trainer, Christian Streich, hat mir jedoch sein Vertrauen geschenkt und stets auf mich gesetzt. Ich bin ihm wirklich sehr dankbar dafür. Mit der Zeit hatte ich mich immer besser zurechtgefunden und konnte meinem Verein bei meinem Abgang mit einer hohen Ablösesumme etwas Gutes tun.“
Premier League kein Vergleich zur Bundesliga
Auch bei Leicester City hat Söyüncü alles andere als einen guten Start hingelegt: „Danach bin ich in die Premier League gewechselt. Verglichen mit der Bundesliga ist das Tempo um einiges höher in England. Der Ball bleibt länger im Spiel. Man hat das Gefühl, dass der Ball nie im Aus landet. Es ist dafür viel ansehnlicher für die Zuschauer. Dennoch versuche ich mein Spiel beizubehalten und mich stetig zu verbessern. Direkt nach meinem Wechsel habe ich mir eine Verletzung zugezogen. Erst nach sieben Wochen konnte zum ersten Mal in das Teamtraining einsteigen. Es war wirklich keine leichte Zeit. Des Weiteren ist die Konkurrenz bei den Innenverteidigern sehr groß. Es handelt sich um sehr erfahrene Akteure. Deshalb waren meine Einsatzzeiten sehr kurz, doch ich denke, dass es in der kommenden Saison viel besser aussehen wird. Das Wetter hingegen ist deutlich schlechter als in Deutschland. Es regnet ziemlich oft. Mit der Türkei kann man das Wetter nicht vergleichen. Diesbezüglich haben wir hier großes Glück.“
Sein Verhältnis zu Ünder
Abschließend ging er auf seine Beziehung zu Cengiz Ünder ein, welche bis zu seiner Kindheit zurückzuführen ist: „Ich kenne Cengiz [Ünder] seit über elf Jahren. Wir haben uns immer ein Zimmer geteilt und sowohl in der Jugend als in der ersten Mannschaft gemeinsam für Altinordu gespielt. Er ist eine Bereicherung für den Fußball, das steht vollkommen außer Frage. Er vertritt unser Land auf beste Art und Weise. Auch menschlich gesehen ist er ein hervorragender Typ. Mittlerweile wohnt er in Italien und ich in England, doch wir stehen weiterhin in gutem Kontakt.“