Trabzonspor-Präsident Ahmet Agaoglu bricht sein Schweigen! Der Klubboss des Titelaspiranten von der Schwarzmeerküste äußerte sich im Rahmen eines Liveauftritts beim türkischen Sportsender „TRT Spor“ über diverse Themen rund um den türkischen Fußball. Allen voran thematisierte der 63-Jährige den fortlaufenden Gerichtsprozess beim „CAS“ bezüglich der anhängigen Europapokalsperre gegen die Bordeauxrot-Blauen, den Schuldenberg des Vereins, das andauernde Titelrennen und die sportlichen Planungen. Zudem zeigte Agaoglu Verständnis für die Kritik der Fans. In den vergangenen Wochen stand vor allem Chefcoach Hüseyin Cimsir aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse unter Beschuss. Ahmet Agaoglu über…
… die Kolportagen in der Öffentlichkeit aufgrund der Europapokalsperre
„In der Presse wurden viele Lügengeschichten hinsichtlich dieses Vorfalls verbreitet. Wir hätten angeblich bestimmte Einkommensströme gemeldet, deren Quellen man nicht verifizieren kann. Die Zahl der Leute, die diese Märchen erzählen, ist nicht gering. Des Weiteren wirft man uns vor, den Transfer von Guilherme nicht auf legalem Wege durchgeführt zu haben. Dies sei ein weiterer Grund für die Bestrafung. Das stimmt alles nicht mit der Realität überein.“
… den wahren Hintergrund der Sperre
„Der Auslöser für diese Strafe bezieht sich auf eine Einigung mit Trabzonspor. Vor meiner Amtszeit wurde vereinbart, dass Trabzonspor für die Jahre 2016, 2017 und 2018 in der Bilanz maximal ein Minusgeschäft von 50 Millionen Euro meldet. Dieser Betrag wurde leider um fünf Millionen überschritten. Als ich zum Präsidenten gewählt wurde, war der Verein schon bei einem Minus von 50 Millionen Euro angekommen. Anschließend waren wir bei der UEFA, haben Gehälter gekürzt, Transferausgaben von 22 auf drei Millionen Euro gesenkt und in verschiedenen Gremien unser Problem geschildert. Doch leider konnte man den Spieß nicht umdrehen. Die restlichen fünf Millionen kamen auf Anhieb hinzu.“
… seine Bürgschaft für die Vereinsschulden
„Ein weiterer Grund war unser existierender Schuldenberg von rund 840 Millionen Lira (circa 107 Millionen Euro). Diese Verbindlichkeiten sind hauptsächlich in den vergangenen sechs Jahren entstanden. Ich habe mich dafür bereit erklärt, dass ich für die ganzen Schulden vor meiner Zeit bürge. Primär muss unbedingt die finanzielle Situation von Trabzonspor verbessert werden. Daran führt kein Weg vorbei. Langfristiger Erfolg ist unmöglich ohne finanzielle Stabilität. Als wir das Zepter in die Hand nahmen, hatte Trabzonspor sogar Schulden bei Supermärkten. Das ist nicht schön. Ich betone es nochmal: Wir haben der UEFA keine gefälschte Bilanz vorgelegt und mussten am Ende für Schulden büßen, die mein Vorstand nicht gemacht hat. Nun warten wir auf die Entscheidung vom Fußballgerichtshof.“
… den Zusammenhang zwischen sportlichem Erfolg und Geld
„Wenn Fußballer ihre Gehälter nicht bekommen, gehen sie zur FIFA. Ein Monat nach der Warnung der FIFA hinsichtlich ausstehender Zahlungen ist ein Spieler ablösefrei. Oft zahlt man für diese Akteure eine Ablöse von fünf Millionen Euro. Dieses Geld ist dann erst einmal futsch. Man muss umgehend reagieren. Ansonsten drohen Transfersperren, Punktabzüge oder ein Abstieg. Und dann erwartet man auch noch gute Leistungen von solchen Teams. Niemand soll für drei bis vier Jahre langfristige Erfolge von uns erwarten. Nichtsdestotrotz kommen sportliche Spitzenleistungen nicht nur mit großen Budgets. Man kann auch mit wenig Geld viel erreichen. Das ist unsere Devise.“
… die Zielsetzung, jedes Jahr am Titelrennen teilzunehmen
„Mit den drei bis vier Jahren soll jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass wir keine Meisterschaft feiern werden. Ganz im Gegenteil, wir werden jedes Jahr am Titelrennen teilnehmen. Für kontinuierliche Erfolge benötigt der Verein lediglich diese Periode. Beispielsweise waren wir letzte Saison auch bis zum Ende ganz weit oben. Hätte es die fatale Schiedsrichterleistung in einem der großen Spiele nicht gegeben (kein Vereinsname genannt), wären wir vielleicht Meister geworden. In dieser Saison waren wir sehr lange Spitzenreiter.“
… die sportlichen Leistungen nach der Pandemie
„Nach der Wiederaufnahme des Ligabetriebs waren wir der größte Favorit auf den Titel. Doch leider verfolgte uns das Verletzungspech. Sörloth fiel sehr lange aus, dann hat sich Sosa verletzt. Hinzu kamen Ekuban und Nwakaeme. Das sind alles Schlüsselspieler. Folglich kritisierten uns die Fans aufgrund der Punktverluste. Das ist völlig normal und ich zeige vollstes Verständnis für die Wut unserer Anhänger. Unsere Fans sind anders. Sie sind emotionaler als die Fans der anderen Vereine.“
… seine nicht existierende Liebe zum Fußball
„Mir wurde mal die Frage gestellt, wieso ich den Fußball liebe. Ich liebe den Fußball nicht, sondern Trabzonspor. Deshalb bin ich im Amt. In der Türkei gibt es etliche Gründe, um diese Sportart nicht zu mögen.“
… die Kritik an seine Person
„Zuerst möchte ich betonen, dass ich ein erfolgreicher Präsident bin. Ich verhalte mich nicht politisch, bin kein Populist und fokussiere mich auf langfristige Planungen. Natürlich wird ein Vorstandschef eines Vereins an den Pranger gestellt, wenn sein Verein im Ligaendspurt des Titelrennens ausscheidet. Ich meine, wen sollen die Fans sonst kritisieren? Bestimmt nicht den Hausmeister auf unserem Trainingsgelände. Zudem gibt es keinen Klubpräsidenten in der Türkei, den man mit Applaus verabschiedet hat. Das gehört zum Geschäft. Wenn dadurch die Motivation fällt, ist man die falsche Person für diesen Posten. Wenn ich den Eindruck bekomme, dass ich nicht erfolgreich bin, werde ich keine weitere Minute bleiben. Deshalb sollen sich alle im Klaren darüber sein, dass Ahmet Agaoglu bis Dezember 2021 der Präsident dieses Vereins ist.“
… die Beleidigungen während des Sörloth-Transfers
„Nach dem wir Sörloth auf unsere Transferliste aufnahmen, wurde ich auf meinem Smartphone beleidigt. Wenn ich diese Anfeindungen ernst genommen hätte, wäre es nicht möglich gewesen, einen Spieler mit 29 Toren und zehn Vorlagen in den eigenen Reihen zu haben.“
… seine Bitte an die Fans
„Ich bitte unsere Anhänger darum, nur mich zu kritisieren. Sie können mich auch gerne beleidigen, aber nicht unsere Mannschaft. Wenn irgendwo vom Misserfolg gesprochen wird, dann ist das meine Schuld. Wir sind mit diesem Kader und Trainerstab extrem weit gekommen und stehen im Pokalfinale.“
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