Trotz des Doppelpacks von Cyle Larin hatte sich am Ende des Abends im Vodafone Park Ersin Destanoglu in den Vordergrund gespielt. Der 20-jährige Goalie entschärfte in der 81. Minute den Handelfmeter von Mostafa Mohamed und rettete die drei Punkte. Kein Wunder, dass ihn die Besiktas-Fans nach dem Schlusspfiff zum „Amigo“ ernannten, damit er den traditionellen „Üclü“ durchführt. „Wir bereiten uns auf jeden ruhenden Ball mit unseren Analysten vor. Auch gegen Sporting Lissabon hatten wir unsere Vorkehrungen getroffen, aber waren unaufmerksam. Heute haben wir bei allen Standards gezeigt, wie konzentriert man agieren muss. Ich hatte im Vorfeld die Elfer von Mohamed beobachtet. Ich wusste vom ersten Moment an, dass er dorthin schießen wird und habe lange gewartet. Nachdem ich den Strafstoß gehalten habe, hat es sich so angefühlt, als würden die Tribünen einbrechen. Eine unbeschreibliche Freude ging durch das ganze Stadion“, waren die Worte des Schlussmannes im Post-Match-Interview. Auf die Erinnerung, dass Nationaltrainer Stefan Kuntz im Stadion zusah, verriet Destanoglu: „Ich warte weiterhin auf eine Einladung. Aber alles hat seine Zeit. Ich bin erst 20. Das wird schon noch.“
Larin möchte bei Besiktas bleiben – Meras spielt sich in die Herzen der Fans
Doppelpacker Larin hatte bereits nach der Basaksehir-Niederlage am vergangenen Spieltag gesagt, dass sie in naher Zukunft wieder „das alte Besiktas“ zeigen werden. „Es war ein wichtiger Derbysieg. Wir haben gemeinsam gekämpft. Letztes Jahr sind wir Meister geworden, weil wir gemeinsam gekämpft haben. Ich bin glücklich, dass ich getroffen und wir gewonnen haben“, so der Kanadier. Auch wurde der 26-jährige Angreifer von TV-Rechteinhaber „beIN SPORTS“ wieder einmal mit der Frage bezüglich seiner Vertragsverlängerung konfrontiert. „Ich liebe Besiktas und die Stadt. Zudem liebe ich es hier zu spielen. Aktuell bin ich nur auf diese Saison fokussiert. Und das wird bis zum Saisonende so bleiben. Hoffentlich werde ich bei Besiktas bleiben.“ Neben Destanoglu und Larin konnte sich auch Umut Meras, der zweikampfstärkste Spieler auf dem Platz, mit einem Assist und viel Hingabe in die Herzen der Fans spielen: „Ich bin so glücklich, dass ich in diesem Stadion im Trikot von Besiktas spielen darf. Aufgrund der großen Freude ist sogar meine Stimme weg. Wir sind mit den Fans eins geworden und haben uns diesen Sieg verdient. Von außen herrschte eine Meinung, dass es bei uns aktuell nicht läuft. Wir befinden uns aber weiterhin im Titelkampf. Wir möchten weiterhin gewinnen und am Ende erneut die Meisterschaft holen.“
Yalcin mit Lobeshymnen für Larin und Meras
Auch Sergen Yalcin lobte nach dem Derbysieg seine beiden Schützlinge Larin und Meras: „Spielerisch gesehen waren wir heute sehr stark. Es ist normal, dass man in den letzten zehn Minuten den Druck vom Gegner zu spüren bekommt. Aber wir haben es geschafft uns aus diesem Druck zu befreien. Die Leistung von Larin hat uns heute an die vergangene Saison erinnert. Er ist stark zurückgekehrt. Da er kein statischer Stürmer ist besteht in jedem Spiel die Möglichkeit, dass er Tore erzielt. Er besitzt eine unglaubliche Körperkraft und ist trotzdem schnell. Diese Eigenschaften verhelfen ihm zu Treffern. Er vereint alles, was ein Außenbahnspieler braucht. Heute hat er uns sehr zufriedengestellt. Er war sehr willig und eifrig. Auch Umut hat auf dem Flügel hinter ihm sehr gut gespielt. Er hat zum ersten Mal in der Liga gespielt. Es geht gar nicht um die Tore oder den Assist. Ihr Einsatz war ausschlaggebend. Larin und Umut haben sich heute sehr in den Fokus gespielt.“ Zu Miralem Pjanic und Alex Teixeira meinte Yalcin: „Sie waren leider verletzt. Alex hat zudem lange nicht gespielt. Es braucht eine gewisse Zeit, bis Spieler wieder zu alter Stärke zurückfinden. Sie haben ein enormes Potenzial und eine hohe Qualität. Aber manchmal lässt der Körper das nicht zu. Sie werden nach und nach ihren Spielrhythmus finden.“
„Süper Lig ist 50 Prozent unter der Champions League“
Der 48-jährige Übungsleiter ist der erste Besiktas-Trainer, der in der Vereinsgeschichte in seinen ersten beiden Heimspielen gegen Galatasaray als Sieger vom Platz geht. Die weiteren Aussagen der BJK-Legende waren Balsam für die Seele jedes schwarz-weißen Anhängers: „Es ist noch ein langer Marathon. Der Beginn war nicht gut. Die Champions League hat uns zu schaffen gemacht. Auch haben wir mit Verletzungen zu kämpfen gehabt. Allerdings sollen die Fans beruhigt sein. Die Spieler sind nach den Niederlagen noch enttäuschter als sie. Aber wir müssen zwischen der Süper Lig und der Königsklasse unterscheiden. Das ist ein anderes Niveau. Unsere Liga ist 50 Prozent darunter. Unsere Fans müssen geduldig sein. Es ist normal, dass die Leistungen mal steigen und mal sinken. Wir dürfen aber keineswegs ein Verein werden, der nur erfolgsorientiert voranschreitet. Uns dürfen einzelne Spielergebnisse nicht so zufriedenstellen. Wir müssen es erfolgreich zu Ende bringen, damit wir ganz oben stehen. Über Ziele zu sprechen, macht keinen Sinn. Es gibt noch viel zu tun. Unser Spiel muss noch besser werden. Wir wissen aber, dass es in der Champions League schwierig ist die nächste Runde zu erreichen. Wir werden versuchen Wege zu finden, um uns für die Europa League zu qualifizieren. In Lissabon werden wir spielen, um zu gewinnen.“