Vor Saisonbeginn hätte wohl keiner damit gerechnet, aber Besiktas ist tatsächlich das Double geglückt. Nach der Meisterschaft am vergangenen Samstagabend haben die Schwarz-Weißen am Dienstag auch noch den Pokalgewinn klar gemacht. Durch einen 2:0-Erfolg gegen Fraport-TAV Antalyaspor schnappten sich die „Schwarzen Adler“ zum zehnten Mal den nationalen Pokal in der Türkei. Sergen Yalcin ist zudem erst der dritte Besiktas-Trainer, dem das Double gelingt. Zuvor hatten es Gordon Milne (1990) und Mustafa Denizli (2009) eindrucksvoll vorgemacht. Für die Rot-Weißen vom Mittelmeer war es ein ärgerlicher Tag. Bis zum Finale hatten die „Skorpione“ alle fünf Spiele gewonnen und keinen einzigen Gegentreffer zugelassen. Gegen Josef De Souza und Valentin Rosier war aber Schluss mit der großartigen Statistik. Coach Ersun Yanal hat in den Endspielen des türkischen Pokals kein Glück. Auch im dritten Anlauf (2003 & 2004) schaffte der frühere türkische Nationaltrainer nicht den Pokal in die Luft zu stemmen.
BJK-Coach Yalcin: „Möchte eine Zeit lang nicht über Fußball reden“
Vor der Partie waren leider unschöne Bilder zu sehen. Der Besiktas-Bus wurde mit Steinen beworfen, es kam zu Ausschreitungen zwischen den Fans und einem Besiktas-Mitarbeiter wurde sogar in den Fuß gestochen. Zunächst machte Coach Yalcin im Post-Match-Interview deshalb auf die Szenen während der Zeremonie aufmerksam: „Als allererstes möchte ich auf die tolle Geste von heute hinweisen. Wir haben heute Antalyaspor gratuliert und applaudiert und sie wiederum uns. Solche Gesten müssen öfter gemacht werden. Genau das möchten wir sowohl auf als auch neben dem Platz sehen. Fußball heißt nicht nur Pokalgewinne. Wir müssen verstehen, dass es nur ein Spiel ist. Ersun Yanal und seine Schützlinge haben großen Charakter gezeigt. Ich danke Antalyaspor.“ Auf die Frage bezüglich seiner Zukunft entgegnete der 48-jährige Übungsleiter mit einem lächelnden Gesicht: „An der Seitenlinie sind die Dinge anders und viel schwieriger. Ich muss mich etwas ausruhen, denn ich bin wirklich sehr erschöpft. Dieser Stress ist nicht leicht zu bewältigen. Wir erleben das zum ersten Mal. Ich denke, dass ich lange Zeit nicht über Fußball reden möchte. Deshalb denke ich aktuell nicht an meine Zukunft und möchte mich lediglich etwas ausruhen. Danach können wir uns auch mit diesem Thema beschäftigen.“
Antalyaspor-Coach Yanal: „Verteidigen bedeutet nicht ängstlich sein“
Auf der gegnerischen Seite verteidigte sich Trainer Yanal bezüglich der Kritik an seiner defensiven Spielausrichtung: „Der Abwehrfußball steht immer mehr im Vordergrund. Verteidigen bedeutet nicht ängstlich sein. Man verteidigt, um den Platz als Sieger zu verlassen. Wenn einem keine Alternativen geboten werden, dann muss man diese Spielweise auswählen und versuchen erfolgreich zu sein. Unser Spielstil wird auch genauso in Italien und England praktiziert. Wenn es dort gemacht wird, lobt man es in den höchsten Tönen, aber wenn wir es machen, dann heißt es nein, das ist nicht erwünscht.“ Zu der Partie selbst sagte der 59-jährige Coach: „Wir haben einen frühen Gegentreffer kassiert und uns nicht mehr davon erholen können. In der zweiten Halbzeit haben wir uns wieder aufgebäumt. Aber im Grunde war es etwas zu spät. Auch kamen wir zu Chancen. Die Erfahrung von Besiktas hat den Sieg über die Zeit gebracht. Ich gratuliere ihnen zum Pokalgewinn und wünsche ihnen viel Erfolg. Es war eine sehr schwierige Saison mit vielen Covid-Fällen und Transferverboten. Wir haben es mit einem engen Kader bis hierhin geschafft. Ich gratuliere meinen Spielern. Wir werden alles daran setzen, dass unsere Spieler auch weiterhin gute Leistungen abrufen.“
Spielerstimmen
Valentin Rosier (RV, Besiktas): „Es ist ein sehr besonderes Gefühl. Der ganze Aufwand vom Saisonbeginn an bis jetzt hat sich gelohnt. Wir konnten uns mit zwei Titeln belohnen. Mir ist nach einem schönen Assist durch Rachid Ghezzal auch noch ein Treffer gelungen, weswegen ich sehr glücklich bin. Wir sind allen sehr dankbar, die heute da waren. Ich liebe unsere Fans sehr. Sie haben uns über die ganze Saison hinweg sehr unterstützt. Und diese Pokale sind mehr als verdient. Wir werden morgen ausgiebig feiern. Zu meiner Zukunft möchte ich aktuell nichts sagen. Wenn es so weit ist, werden die Verantwortlichen des Vereins und mein Manager die nötigen Gespräche führen.“
Gökhan Töre (RM, Besiktas): Ich gratuliere all meinen Teamkollegen. Es war eine schwierige Saison. Mal hat sich ein Spieler verletzt und der andere ist für ihn eingesprungen. Mal hatte ein anderer Spieler ein Formtief und dafür ist jemand anderes eingesprungen. Wir haben immer miteinander kommuniziert und Gott sei Dank ist uns die Meisterschaft und der Pokalgewinn gelungen. Bezüglich unseres Trainers Sergen Yalcin brauche ich eigentlich nicht viel zu sagen. Ich liebe unseren Coach und wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist eine ganz große Trainerpersönlichkeit.“
Mert Yilmaz (RV, Antalyaspor): Wir haben in der ersten Halbzeit sehr früh den Gegentreffer hinnehmen müssen. Jeder hat nichtsdestotrotz mit 100 Prozent Einsatz gekämpft. Nach dem Seitenwechsel wurden wir etwas besser. Wenn wir vielleicht da etwas hätten herausholen können, wäre es anders verlaufen. Ich möchte meinen Kollegen für deren unermüdlichen Einsatz gratulieren. Und ansonsten gratuliere ich auch Besiktas zum Pokalgewinn.“
Josef De Souza (DM, Besiktas): Ich danke Gott für diesen Erfolg. In der ersten Halbzeit haben wir bereits den Sack zugemacht und waren nach dem Seitenwechsel etwas erschöpft. Das haben die Zuschauer wahrscheinlich auch mitbekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich hier so schnell wohlfühle und akklimatisiere. Ich habe wirklich sehr hart und sehr lange für diesen Moment hingearbeitet. Für diesen Erfolg gratuliere und bedanke ich mich bei meinen Teamkollegen. Hoffentlich können wir diesen Erfolg fortführen und unsere Fans weiterhin glücklich machen.“
Rachid Ghezzal (RM, Besiktas): „Ich bin sehr glücklich. Es war ein fantastisches Jahr für mich und für uns alle. Seitdem ich hier bei Besiktas bin, fühle ich mich sehr gut und konnte mich dadurch auf meine Leistung auf dem Platz konzentrieren. Ja, das Motorrad ist sehr wichtig gewesen. Es war sehr wichtig für meine Unterlagen. Und ihr wisst um die Verkehrslage in Istanbul. Die Unterlagen mussten noch ganz schnell zum Verbandsgebäude gebracht werden. Deshalb bedanke ich mich bei unseren Mitarbeitern. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mit Besiktas in der UEFA Champions League spielen kann. Aber es gilt auch noch die Seite von Leicester City zu betrachten. Wir werden sehen, was dabei herauskommen wird. Natürlich werde ich auch mit Leicester Gespräche führen bezüglich Besiktas. Aber jetzt ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“
Gökdeniz Bayrakdar (ST, Antalyaspor): Wir sind wirklich sehr enttäuscht. Wir haben den Schock des frühen Gegentreffers nicht überwinden können. Besiktas hat das danach sehr gut heruntergespielt. Ich hatte im weiteren Verlauf sehr gute Gelegenheiten. Wenn diese im Tor gelandet wären, hätte es sich vielleicht anders entwickeln können. Ich hoffe, dass wir eine gute Saisonvorbereitung durchmachen und erfolgreich in die neue Saison starten.“