Nach einem recht erfolgreichen Testspiel gegen Deutschland (3:3) und dem knapp verpassten Sieg in Moskau gegen Russland (1:1) wollte die türkische Auswahl am gestrigen Mittwochabend endlich den ersten Dreier in der UEFA Nations League holen. Nach einem 0:2-Rückstand gegen die serbische Auswahl nach 49 Minuten stand man bereits vor den wenigen türkischen Fans, die nach 217 Tagen wieder ein Milli Takim-Spiel im Stadion mitverfolgen durften, mit dem Rücken zur Wand. Doch die Türkei bewies wieder einmal Comeback-Qualitäten und ergatterte sich zumindest ein 2:2-Remis. Allerdings fehlte am Ende der berüchtigte Treffer, um den ersten Sieg einzufahren. Nach vier Spielen steht Mond und Stern mit drei Unentschieden und einer Niederlage auf dem dritten Tabellenplatz in der Nations League-Gruppe 3 der Liga B.
Günes spricht von Müdigkeit und vielen Reisen
Doch eigentlich hatten die Schützlinge von Coach Senol Günes im Türk Telekom-Stadion einen guten Start hingelegt. Der erfahrene Übungsleiter war natürlich nicht ganz zufrieden, aber erwähnte in seinen Aussagen auch, dass der Gegner mit seiner idealen Aufstellung auf dem Platz war: „Wir hatten gut begonnen, aber kurz vor dem Gegentreffer haben wir uns ein wenig zurückgezogen. So kam der Gegner zu Chancen und wir sind nach dem Gegentreffer ein wenig aus dem Konzept geraten. Wir hätten im Anschluss sowohl verlieren als auch siegen können. Die Statistiken bezüglich der Ballverluste und der Pässe sind nicht gut. Dafür bin ich mit der Reaktion und den Treffern zufrieden. Wir sind in der letzten Woche sehr viel gereist und waren müde. Serbien ist heute gegen uns mit der bestmöglichen Elf angetreten. Gegen Ungarn war das nicht so. Wir bezahlen einen hohen Preis für die Niederlage im ersten Gruppenspiel. Eigentlich hätten wir bei den drei Unentschieden drei Siege holen müssen. Natürlich möchten wir stets gewinnen. Aber für mich ist in erster Linie auch wichtig, den Ehrgeiz meiner Spieler zu sehen, dass sie gewinnen möchten. Das haben sie mir vermittelt.“
Serbien-Coach Tumbakovic beneidet Coach Günes um seinen Kader
Auf der gegnerischen Seite sprach Serbien-Coach Ljubisa Tumbakovic ebenfalls wie Günes vom vielen Reisen und der damit verbundenen Erschöpfung. Zudem verriet er im Post-Match-Interview, dass er den türkischen Chefcoach für dessen Kader beneide: „Wir sind eine Nationalmannschaft, die innerhalb von sechs Tagen drei Spiele absolvieren musste. Wir hatten ein Auswärtsspiel in Norwegen und sind dann vom Norden in den Süden gereist. Die ersten 60 Minuten waren wir die bessere Mannschaft auf dem Platz. Danach sind unsere körperlichen Schwächen hervorgetreten und dies hat die Türkei gut ausgenutzt. Ich bin mit dem Ergebnis nicht zufrieden, aber der türkische Nationaltrainer wird es genauso wenig sein. Die Türkei ist eine qualitativ sehr gute Mannschaft. Sie haben überragende Spieler. Wir haben versucht mit unserer ganzen Kraft dagegen anzutreten und waren meiner Meinung nach auch ganz erfolgreich. Aufgrund der Erfolge in den vergangenen Spielen, insbesondere gegen Frankreich, darf man die Türkei keineswegs unterschätzen. Der türkische Nationaltrainer hat einen sehr großen Vorteil. Seine Spieler spielen sowohl in der heimischen Liga als auch in Europa bei großen Vereinen. Dementsprechend denke ich, dass Senol Günes bezüglich der Aufstellung und bei den Einwechslungen der Spieler großes Glück hat.“
Spielerstimmen
Merih Demiral (IV, Türkei): „Ich gratuliere meinen Mannschaftskollegen. Insbesondere in der zweiten Halbzeit sind wir so aufgetreten, wie wir es eigentlich hätten müssen. In den letzten drei Spielen konnten wir in der ersten Halbzeiten nicht wirklich überzeugen. Wir müssen Selbstkritik betreiben. Dies unterstreicht auch unser Coach in seinen Ansprachen. Hoffentlich werden wir die Leistungen auf das gesamte Spiel übertragen können. Ich denke, dass wir im nächsten Monat noch besser sein werden.“
Hakan Calhanoglu (OM, Türkei): „Heute durfte ich mein 50. Spiel im Dress der Nationalmannschaft bestreiten. Während ich diesbezüglich glücklich bin, trauere ich auf der anderen Seite dem verpassten Sieg hinterher. Wir hätten gewinnen müssen. Es ist nicht leicht innerhalb einer Woche drei Spiele zu bestreiten, aber das ist keine Ausrede. Wir müssen aus unseren Fehlern lernen. Mit unserem Coach werden wir gemeinsam eine ausführliche Analyse betreiben. Es war wichtig, nicht zu verlieren. Und bis zur EM haben wir noch Zeit uns zu verbessern.“
Filip Djuricic (OM, Serbien): „Um ehrlich zu sein, ist die türkische Auswahl mit sehr guten Spielern besetzt. Es ist wirklich nicht leicht gegen sie zu spielen. Wir haben gegen einen starken Kontrahenten einen Punkt ergattern können. Die Türkei ist eine sehr gute Mannschaft und hat eine vielversprechende Zukunft vor sich. Zu meinen Mitspielern Kaan Ayhan und Mert Müldür aus Sassuolo kann ich nur sagen, dass sie sehr gute Spieler sind. Auch habe ich mit Merih Demiral gespielt.“
Aleksandar Mitrovic (ST, Serbien): „Wir wollten eigentlich gewinnen, aber die Türkei ist eine sehr gute Mannschaft. Sie haben überragende Spieler im Kader. Wir haben ein paar Fehler gemacht und sie haben uns gnadenlos bestraft. Es hat nur zu einem Unentschieden gereicht, es hätten aber ein paar Tore mehr fallen können. Es war ein schönes Match. Natürlich macht uns der eine Punkt nicht glücklich, aber es ist besser als kein Punkt.“