Ex-BVB-Talent Koray Günter (27) hat seinen Platz im Profifußball gefunden – im Calcio. Über den Umweg Galatasaray ging es zum Serie-A-Klub Genua CFC, ehe er sich bei Hellas Verona im Alter von 25 Jahren endlich einen Stammplatz erobern konnte. Auf seinem Weg wurde der ehemalige DFB-Junior öfters von Verletzungen zurückgeworfen, ein Kreuzbandriss im Sommer 2016 kostete ihn nicht nur eine komplette Saison, sondern drängte ihn in Istanbul ins Abseits. Seinen Traum vom großen Durchbruch verlor er aber nicht aus den Augen.
„Zweifel hatte ich nie“, sagt Günter im Gespräch mit Transfermarkt. Der Innenverteidiger fühlt sich in Verona sichtlich wohl, sorgte nach der Serie-A-Rückkehr mit bisher wettbewerbsübergreifend 80 Einsätzen mit dafür, dass die einstige Fahrstuhlmannschaft sich im sicheren Mittelfeld etablierte und mittlerweile sogar aufs internationale Geschäft schielt. Seit 2019 konnte Günter seinen Marktwert bei den Gialloblu auf 5 Millionen Euro verfünffachen.
„Ich fühle mich hier sehr wohl und genieße das Vertrauen des Trainers. Das ist für einen Fußballer immer eine wichtige Basis. Ich wusste, wenn ich die Chance bekomme, über einen längeren Zeitraum zu spielen, dann werde ich mich auch langfristig durchsetzen“, so Günter, der sich in Italien im taktischen Bereich nochmals weiterentwickelt hat und in dieser Saison auch stark besetzte Offensiven von Top-Klubs wie Juventus, Napoli, AS Rom oder Lazio zur Verzweiflung brachte. „Für mich gehört Koray zu den drei wichtigsten Spielern von Verona“, ließ zuletzt auch sein Trainer Igor Tudor (zitiert via „L’Arena“) wissen.
„Mir war bewusst, dass im taktischen Bereich viel gefordert wird. Daher war es mir auch sehr wichtig, schnell die Sprache zu lernen, sodass ich nicht mit Sprachbarrieren zu kämpfen habe“, blickt Günter zurück. „Mir hat dies enorm geholfen, mich schnell anzupassen und so meinen Entwicklungsprozess zu beschleunigen.“ Günter begeistert die Fans vor allem mit seinem guten Stellungsspiel, seiner Lufthoheit, seinem Pressing und seinen Balleroberungen. „Mir liegt die Art und Weise ganz gut, wie der Trainer Fußball spielen will. Insgesamt haben wir eine sehr starke Truppe, das hilft mir natürlich auch.“
Günter überholt Briegel und Berthold bei Hellas Verona – Rückkehr in Bundesliga?
In Verona hat Günter jüngst Vereinsikone Hans-Peter Briegel (73 Spiele) und Thomas Berthold (74) als die Deutschen mit den meisten Einsätzen abgelöst, im Serie-A-Vergleich hat sich der im nordrhein-westfälischen Höxter geborene Abwehrmann in die Top-20 vorgearbeitet. „Das ist natürlich eine große Ehre. Ich bin sehr froh, hier zu sein, und hoffe, dass ich weiterhin viele Einsätze sammeln kann“, sagt Günter, dessen namhafte Vorgänger durchaus ebenfalls in der Abwehrzentrale agierten. Von Vergleichen habe er persönlich „nichts mitbekommen. Das Ganze liegt ja auch schon ein Stück weit in der Vergangenheit. Die meisten jüngeren Fans haben das sicherlich nicht mehr auf dem Schirm.“
Wie Robin Gosens (27), der bei Atalanta Bergamo einen kometenhaften Aufstieg hinter sich und nun bei Inter Mailand angeheuert hat, war Günter in Deutschland ein eher unbeschriebenes Blatt, in Italien handeln Medien ihn aber ebenfalls als Kandidaten für das DFB-Team. „Ich war jahrelang Jugendnationalspieler, daher verfolge ich die DFB-Elf bis heute und schaue mir die Spiele sehr gerne an“, sagt Günter, der weiter an eine Chance glaubt. „Ich versuche immer, die bestmögliche Leistung abzurufen, mich stetig weiterzuentwickeln und Erfolge mit dem Team zu feiern. Nur darum geht es mir. Was am Ende passiert, das werden wir dann sehen.“
Günters Vertrag in Verona endet 2023, spätestens im kommenden Sommer dürfte der Verteidiger daher auch für Bundesliga-Klubs interessant werden, sofern es zu keiner Verlängerung kommt. Gerüchte um ein Hertha-Interesse machten bereits die Runde. „Aktuell fühle ich mich in Italien und bei Hellas Verona sehr wohl“, erklärt Günter. „Ausschließen möchte ich aber nichts. Natürlich kann es zu einem späteren Zeitpunkt in meiner Karriere zu einem Wechsel in die Bundesliga kommen. Schließlich bin ich in Deutschland geboren, aufgewachsen und verfolge den Fußball in der Bundesliga nach wie vor sehr viel.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf transfermarkt.de
Autor: Benedikt Duda