Hamit Altintop zählt zweifellos zu den erfolgreichsten türkischen Fußballern der Geschichte. Seit Sommer 2019 ist der ehemalige Nationalspieler Vorstandsmitglied des türkischen Fußballbunds TFF. Im Interview mit „beIN SPORTS“ sprach der 37-jährige Ex-Kicker über seine Ansichten zum türkischen Fußball und die Projekte des TFF. GazeteFutbol fasst zusammen! Hamit Altintop über…
… über die Förderung der Jugend:
„Wir als türkischer Fußballbund müssen uns zuerst um die Jugend kümmern. Egal wie talentiert sie sind, jeder muss eine Möglichkeit bekommen, um Fußball zu spielen zu können. Wir dürfen uns nicht auf die bereits ausgereiften Spieler konzentrieren, sondern um die richtige Schulung der Jüngeren. Ein Zehnjähriger darf beispielsweise nicht das gleiche Training wie ein Zwölfjähriger absolvieren.“
… über das Leben in der Türkei:
„Seit meinem 18. Lebensjahr hatte ich den Traum eines Tages in der Türkei zu leben. 2012 wechselte ich schließlich zu Galatasaray. Hier habe ich vieles gelernt. Es ist alles sehr schön, aber wenn es um das Arbeiten geht, sind wir ein sehr nachlässiges Volk. Nachts sind wir wach und morgens schlafen wir. Es ist wohl das einzige Land, in welchem die Sportsendungen bis nachts um 02:00 Uhr laufen.“
… über die Entwicklung des türkischen Fußballs:
„Wichtig ist, dass alle Klubs zusammenarbeiten um den türkischen Fußball voranzubringen. Dadurch würden sich die Einnahmen und die Zuschauerzahlen erhöhen. Was uns fehlt ist das gegenseitige Vertrauen. Provokationen und Unstimmigkeiten wird es immer geben. Am Ende des Tages bewirbt man diese Liga aber gemeinsam.“
… über die Ausländerregelung in der Türkei:
„Die Ausländerregelung ist ein sehr heiß diskutiertes Thema. Wir sollten die richtige Balance finden. Als ich 2012 in die Türkei kam waren es deutlich weniger Ausländer in der Liga. Die ausländischen Spieler sollten sich in jedem Fall die türkische Sprache aneignen. Wir sollten die Nähe zu anderen Menschen aufrechterhalten, unsere eigenen Werte jedoch nicht außer Acht lassen.“
… über die richtige Mentalität der türkischen Fußballer:
„Fußballer sollten ein gesundes Leben führen. Es gibt viele gute Spieler, doch wie viele von ihnen haben eine starke Mentalität? Die meisten von ihnen sind depressiv. Wir brauchen richtige Vorbilder und Spieler, die sich auch durch Niederlagen nicht unterkriegen lassen. Wenn wir das schaffen, gewinnen wir in zehn Jahren die Europa- oder Weltmeisterschaft. Ich glaube fest daran. Wichtig ist, dass man sich hierbei langfristige Ziele setzt.“
… über ein neues Bildungssystem:
„Wir arbeiten an einem neuen Bildungssystem, um mehr Sportler für dieses Land gewinnen zu können. Wir möchten Ganztagsschulen eröffnen. Diesbezüglich ist ein Projekt mit der UEFA in Planung. Rüstü Recber ist hierbei der Projektleiter und wir stehen dabei auch mit unserem Sportminister im Kontakt.“
… über die EURO 2020:
„Es ist eine gute Gruppe. Außerdem ist es auch wichtig, dass wir das Eröffnungsspiel bekommen haben. Unser Ziel ist natürlich das Weiterkommen. Aus den sechs Gruppen kommen auch vier Drittplatzierte in die nächste Runde. Noch wichtiger ist aber die Entwicklung unserer Spieler. Sie müssen hart an sich arbeiten.“