Ex-Trabzonspor-Torhüter Onur Kivrak äußerte sich gegenüber dem regionalen Nachrichtendienst „61Saat“ über seine Zeit bei den Bordeauxrot-Blauen, die aktuelle Saison und über seine Zukunft. Der 32-Jährige warnt den Vorstand davor, denselben Fehler wie die Funktionäre im Jahr 2011 zu begehen. Stattdessen empfiehlt er Klubboss Ahmet Agaoglu, den Kader so weit es geht zusammenzuhalten. Aufgrund der damaligen Suspendierung und der darauffolgenden Vertragsauflösung reagiert der Ex-Nationalspieler nicht nachtragend. Eine Rolle im Vorstand würde der jetzige Immobilienmakler einem Trainerjob aber vorziehen.
„Seit meinem Karriereende bin ich Fan des Vereins“
Nach der Vertragsauflösung bei Trabzonspor und dem darauffolgenden Karriereende ist Kivrak nun ein Fan der Bordeauxrot-Blauen. „Wir haben meinen Vertrag damals im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Seitdem bin ich nicht mehr Spieler, sondern Fan dieses Klubs und würde mich über die Meisterschaft riesig freuen. Es ist traurig, dass wir an dem Spieltag, an dem Medipol Basaksehir verloren hat, ebenfalls eine Niederlage hinnehmen mussten. Das aktuelle Formtief hat nichts mit einem Mentalitätsproblem der Spieler zu tun. Trabzon ist eine schwierige Stadt. Hüseyin Cimsir kommt aus dem Nachwuchsbereich von Trabzonspor und kennt die Spieler sehr gut. Es ist schwierig die ausländischen Spieler für den Klub zu gewinnen, denn sie verhalten sich grundsätzlich sehr professionell. Diesbezüglich muss man eine gesunde Mischung finden. Abdülkadir Ömür ist ein sehr guter Junge. Sein fußballerisches Talent und sein Charakter werden Trabzonspor zum Erfolg bringen. Gelegentlich spreche ich mit ihm, er ist ein Vollblut-Fan von Trabzonspor. Ömür würde den Klub vor seine eigenen Bedürfnisse stellen und wenn es so weit ist dem Transfer zustimmen, der für den Verein am profitabelsten ist. Zwar hatte er Pech mit Verletzungen, doch er entwickelt sich sehr gut.“
„Der aktuelle Kader muss zusammengehalten werden“
Den derzeitigen Kader der Bordeauxrot-Blauen vergleicht der 32-Jährige mit der Mannschaft aus der Saison 201/11. „Betrachtet man den jetzigen Kader, sieht man eine sehr starke Mannschaft. Qualitativ ist sie mindestens auf einem Niveau mit dem Team aus der Saison 2010/11. Die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs spielen eine sehr wichtige Rolle, denn sie opfern sich freiwillig auf. Die letzten Spieltage sind für solche Teams sehr wichtig. Ein Funktionär wird sie bestimmt auf diese Atmosphäre optimal vorbereiten. Ich möchte meine Hoffnung nicht aufgeben, schließlich sind noch zwei Wochen zu spielen. Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, dass uns der Ausverkauf des Kaders von 2010/11 einige Jahre zurückgeworfen hat. Die Fans und der Vorstand müssen jetzt zusammenhalten. Trabzonspor hat eine eingespielte Mannschaft und könnte in der kommenden Saison erneut der größte Titelaspirant sein. Die Rivalen aus Istanbul sind in keiner guten Verfassung und werden es auch in der nächsten Spielzeit nicht sein. Ich war jahrelang Kapitän, daher verstehe ich etwas davon, wie die Dinge in diesem Geschäft laufen.“
„Die Zeit von Ugurcan Cakir ist gekommen“
Über seinen Nachfolger Ugurcan Cakir hatte Kivrak ausschließlich lobende Worte übrig. „Cakir ist sehr talentiert, doch auch charakterlich ein Gewinn für die Mannschaft. Ich hoffe, dass er Trabzonspor viel Geld einbringt und wechselt. Meiner Meinung nach ist er im richtigen Alter, um den nächsten Schritt zu wagen. Schließlich warten hinter ihm Torhüter, die ebenfalls talentiert sind. Erce Kardesler konnte ich einige Male beobachten. Er macht einen sehr guten Eindruck. Neuzugang Muhammet Taha Tepe ist mir ebenfalls bekannt. Auch er hat eine große Zukunft vor sich. Arda Akbulut benötigt noch etwas Zeit. Nach dem Abgang von Tony Silva funktioniert bei Trabzonspor die Arbeit auf dieser Position bezüglich der Verpflichtung und Vorbereitung von türkischen Torhütern sehr gut. Die Teilnahme an der UEFA Champions League hätte den Marktwert von Cakir verdoppelt. Die Champions League war immer ein Traum von mir. Aufgrund meiner Verletzung durfte damals Tolga Zengin im Tor stehen. Er hat grandiose Leistungen abgerufen. Von nun an muss der Vorstand entscheiden. Ich prophezeie Cakir eine große Zukunft. Ich hatte dem Vorstand damals empfohlen nicht Esteban Alvarado, sondern Cakir ins Tor zu stellen. Das sind die Spieler, die Trabzonspor am Leben halten werden. Schließlich sind es die Nachwuchskicker, die die Gefühle der Fans nachvollziehen können, nicht die ausländischen Spieler.“
„Ich bin auf niemanden im Klub sauer“
In Verbindung mit seinem Abschied aus Trabzon versicherte der Ex-Nationalspieler, mit niemandem im Verein zerstritten zu sein. „Ich hatte bei Trabzonspor eine Mission, die besser hätte enden können. Ich habe nicht auf die mir zustehenden vier Millionen Euro bestanden. An dem Abend saßen wir mit dem damaligen Präsident Muharrem Usta zusammen und wir haben beide die Vereinbarung unterzeichnet. Egal was ich bisher verdient habe, es war dank Trabzonspor. Ich gönne dem Verein jeden Erfolg und wünsche ihnen nur das Beste. Einige Leute haben viele schwachsinnige Gerüchte über mich verbreitet, doch ich war der Letzte, der an ein Karriereende dachte. Trabzonspor kommt für mich an erster Stelle. Burak Yilmaz ist zwar wie mein älterer Bruder, doch wenn es um diesen Klub geht, kenne ich niemanden. Gerade jetzt ist es nicht an der Zeit darüber zu diskutieren, wer was gesagt oder getan hat. Es ist an der Zeit zusammenzuhalten. Selbst wenn die Meisterschaft verpasst werden sollte, muss es weiter gehen. Nach meinem Abschied aus Trabzon habe ich zwei Angebote erhalten. Allerdings werde ich kein anderes Trikot mehr tragen. In Zukunft könnte ich mir eine Rolle im Vorstand vorstellen. Ein Trainerjob kommt für mich nicht in Frage. Dies ist eine sehr schwierige Aufgabe in Trabzon. Zwar ist es kein kurzfristiges Ziel, doch langfristig würde ich gerne ein Amt im Vorstand bekleiden.“
„Fast alle Klubs sind gegen Trabzonspor“
Kivrak berichtete auch über seine Erfahrungen in den sozialen Netzwerken, die er seit geraumer Zeit nutzt. „Seit einiger Zeit bin ich in den sozialen Medien aktiv. Dort ist es voll mit Menschen, die Trabzonspor nicht als Meister sehen wollen. Bis auf ein oder zwei Teams aus Anatolien sind alle Klubs gegen diesen Verein. Ich bin froh darüber, ein Fan dieser Mannschaft zu sein, da man gegen eine unglaubliche Anzahl an Menschen und Gruppen kämpfen muss. Als Spieler von Trabzonspor ist es mir schon aufgefallen. Man ist alleine. Der Kampf geht nicht gegen vier, sondern gegen zwölf Vereine. Daher muss Trabzonspor stets stark aufgestellt sein. Dies ist zwar der Fall, doch plötzlich kam die unerwartete Wende. Daran haben auch die sogenannten Experten im Fernsehen ihren Anteil. Einige von ihnen leben vom Chaos. Auch zu meiner Zeit habe ich das oft miterlebt. Es muss auch Menschen geben, die die Situationen objektiv bewerten können. Doch mir erscheint es so, als würde sich diese Gruppierung niemals auflösen.“