Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wechselte Caner Erkin im Sommer 2016 von Fenerbahce Istanbul zu Inter Mailand. Mit einem Marktwert von damals 11 Millionen Euro schien der Mann für die linke Außenbahn aufgrund seines ablösefreien Wechsels ein Schnäppchen für die Nerazzurri zu sein – seine Zeit in Mailand endete allerdings nach nur zwei Monaten und ohne jegliche Einsatzzeit in einem Pflichtspiel.
Im Interview mit dem Portal „fcinternews.it“ blickte der heute 31-Jährige, der nach seinem missglückten Engagement in der Serie A zu Besiktas Istanbul wechselte, zurück und übte deutliche Kritik am damaligen Trainer Frank de Boer. Der Niederländer, inzwischen bei Atlanta United beschäftigt, hatte das Amt bei Inter Anfang August von Roberto Mancini übernommen, der als Befürworter einer Verpflichtung Erkins galt.
„Selbst als Mancini ging, wollte ich Inter nicht verlassen. Aber die Haltung Frank de Boers mir gegenüber war keineswegs angenehm. Er ließ mich außen vor, als wäre ich ein Spieler, der frisch aus der Jugend kommt. Und das war nicht akzeptabel“, erinnert sich der 53-malige türkische Nationalspieler. Die Art und Weise wie ihn de Boer behandelt habe, sei „respektlos und unhöflich“ gewesen.
„Eine Manipulationstaktik, mit der er mir das Gefühl gab, ausgepeitscht zu werden“
Weiter sagte Erkin: „Ich habe nie verstanden, warum De Boer mir gegenüber eine solche Haltung einnahm. Seit dem Tag, an dem er seinen Fuß nach Italien gesetzt hat, bin ich nie wieder in seinen Plänen vorgekommen. Er berücksichtige mich im letzten Spiel der Vorbereitung nicht. Ich musste individuell, getrennt vom Team, mit einem persönlichen Trainer trainieren. Im Grunde war es eine Manipulationstaktik, mit der er mir das Gefühl gab, ausgepeitscht zu werden. Seine Einstellung hat meine Karriere als Fußballer völlig verändert. Ich kann dafür keine Erklärung finden. (…) Es ist eine Schande, denn ich hatte wirklich große Träume, und wegen eines Trainers, der nur noch zweieinhalb Monate blieb, sind diese Träume zerbrochen.“
In der Tat war auch die Episode de Boer bei Inter alles andere als erfolgreich. Der 50-Jährige, zuvor mit Ajax Amsterdam viermal in Folge niederländischer Meister wurde, holte in 14 Spielen als Trainer der Mailänder nur fünf Siege, während sieben Partien verloren gingen. Am 1. November und damit knapp drei Monate nach Amtsantritt musste de Boer den Verein wieder verlassen.
Wenig überraschend aus Sicht des von ihm ausgebooteten Erkin, dessen Vertrag bei Besiktas nach der Saison ausläuft. „Natürlich hätte jeder wissen können, was für ein Mensch De Boer war. Deshalb kann ich immer noch nicht verstehen, wie er in einen Klub wie Inter gekommen ist. Jedenfalls konnte jeder erkennen, dass seine Haltung nicht zu den Nerazzurri passte. Nach dem, was er mir angetan hat, kann ich keine gute Meinung von ihm haben. Und offensichtlich werde ich das nie tun.“ Nach einjähriger Leihe kaufte Besiktas Erkin im Sommer 2017 für lediglich 750.000 Euro – sein Marktwert sank im Laufe des Jahres auf 3,5 Mio. Euro.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf www.transfermarkt.de
Autor: Christian Schwarz