Eine Woche vor dem Restart in der Süper Lig geht es hinter den Kulissen mächtig rund. Die Hauptprotagonisten hierbei: Fenerbahce sowie TFF-Boss Nihat Özdemir. Den Beginn machte der ehemalige Fenerbahce-Funktionär Özdemir, der in einem Instagram-Interview mit der türkischen Zeitschrift „Ekonomist“ provokante Worte wählte – so zumindest der Eindruck aus Kadiköy. „Die meiste Kritik erhalte ich von den Fenerbahce-Fans. Das bedeutet doch im Umkehrschluss, dass ich meinen Job gut mache und meine Fenerbahce-Vergangenheit abstreifen konnte“, so Özdemir. Auch zum Manipulationsskandal aus der Saison 2010/11, in der Türkei inzwischen als FETÖ-Verschwörung ad acta gelegt, fand Özdemir einige Worte und sagte: „Derartige Vorfälle gab es auch in Italien, England oder Frankreich. Wir haben das in der Saison 2010/11 erlebt. Doch die folgenden neun Jahre haben wir keinerlei Anzeichen für Manipulation entdeckt. Aus den unterklassigen Ligen kommen noch Beschwerden. Die Ethikommission kümmert sich darum.“
Özsoy: „Welche Rolle spielt Nihat Özdemir beim Thema FETÖ?“
Die Worte Özdemirs sorgten im Anschluss für viel Ärger und Unverständnis im Fenerbahce-Lager. Der Vorsitzende des türkischen Fußballbundes sah sich einem regelrechten Shitstorm auf den sozialen Netzwerken ausgesetzt, ehe Fenerbahces Pressesprecher Semih Özsoy auf „FBTV“ eine erste Stellungnahme abgab. „Wir können das nicht als unglückliche Aussage abstempeln, denn diese Worte wurden nicht versehentlich gewählt. Einst waren wir Weggefährten, doch heute wissen wir nicht mehr, welcher Sinn hinter seiner Arbeit steckt. Der 3. Juli ist unser roter Faden, davon werden wir auch niemals abrücken. Welche Rolle spielt ein Nihat Özdemir beim Thema FETÖ?“
Özdemir kontert: „Versuch vom sportlichen Erfolg abzulenken“
Die Antwort Özdemirs ließ nicht lange auf sich warten. Auf der Webseite des Verbandes veröffentlichte Özdemir am Freitagabend eine Stellungnahme, die es in sich hatte. Darin verurteilte der TFF-Vorsitzende die Aussagen Özsoys aufs Schärfste und kritisierte insbesondere, seinen Namen mit einer Terrororganisation in Verbindung gebracht zu haben. Im letzten Absatz warf Özdemir den Fenerbahce-Verantwortlichen schließlich vor, über die sozialen Netzwerke gelenkt zu werden. Auch seien die Bemühungen der Gelb-Marineblauen nicht mehr als ein Versuch, vom sportlichen Misserfolg abzulenken.
Ali Koc: „Wer ist der Meister der Saison 2010/11?“
Zu guter Letzt meldete sich in den späten Abendstunden des Freitags Fenerbahce-Präsident Ali Koc zu Wort. Der Klubboss der „Kanarienvögel“ kündigte an, die Mitgliedschaft Özdemirs im Verein beenden zu wollen und attackierte den Verbandspräsidenten und ehemaligen Weggefährten ebenfalls scharf. „Seine Worte suggerieren klar und deutlich, dass vor neun Jahren manipuliert wurde. Wir haben mit einer Stellungnahme lange gewartet, weil wir darauf gehofft haben, dass er seine Aussagen revidiert. Doch am Ende hat er uns lediglich gezeigt wie er denkt und welche Absichten er verfolgt. Ich danke ihm, dass er dafür sorgt hat, dass der Verein Fenerbahce jetzt noch mehr zusammenhält. Doch nun frage ich Nihat Özdemir an dieser Stelle: Wer ist der Meister der Saison 2010/11? Wir brauchen hier keine Querpässe spielen, also raus mit der Sprache. Wir sind bereit uns mit Nihat Özdemir auf jeder Plattform zu duellieren. Ja, er hat sich 18 Jahre in den Dienst von Fenerbahce gestellt. Ich hoffe, dass er das nie wieder tun wird.“