Der Saisonstart war für Fenerbahce alles andere als erfolgreich. Nach drei Punkten aus vier Ligaspielen stehen die Gelb-Marineblauen auf Platz 13 der Spor Toto Süper Lig. Es gibt unzählige Fragen, welche den Anhängern im Kopf geblieben sind. Dazu gab es eine aufregende Transferphase mit Höhen und Tiefen. Neu-Präsident Ali Koc beantwortete beim vereinseigenen Sender „FBTV“ die Fragen der Journalisten und ging dabei auf alle aktuellen Themen ein. GazeteFutbol hat die wichtigsten Aussagen des 51-Jährigen zusammengefasst. Ali Koc über…
… die Situation um das Financial Fairplay: „Die Auflagen machen uns das Leben schwer. Unser Zustand hat sich sogar verschlechtert. Der Absturz der Türkischen Lira spielt hierbei eine große Rolle. Wir sind dazu gezwungen bis Mai einen Gewinn von rund 70 Millionen zu verbuchen. Das wird nicht einfach. Wir möchten unsere kurzfristigen Schulden in langfristige Schulden umwandeln und das benötigt Zeit. Die UEFA verbucht in allen Ländern Erfolge mit dem Financial Fairplay. Ausgenommen von der Türkei. Wir stellen uns quer und machen das Gegenteil, wodurch sich unsere Schulden sogar anhäufen. Besiktas hat im vergangenen Geschäftsjahr sogar einen Gewinn verbuchen können, das ist die Ausnahme in unserer Liga. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel. Der TFF benötigt ein eigenes Financial Fairplay, welches im türkischen Fußball etabliert werden muss. Wir möchten diesen Weg gehen, doch alleine ist das nicht machbar.“
… die Ausländerregelung in der Süper Lig: „Der Abstand zu den europäischen Topligen vergrößert sich immer mehr. Dieser ist bald nicht mehr aufzuholen. Sie entwickeln sich enorm schnell weiter, während wir stagnieren. Die Süper Lig ist die Liga mit den ältesten Fußballern. In ihrem Alter bekommen sie das höchste Gehalt in der Türkei. Zwischen 2005 und 2015 hat sich die Ausländerregelung ganze acht Mal geändert. Erst waren es sechs Ausländer, dann ein 6+1, 6+2, 6+0+4, 5+0+3 und dann plötzlich 14. Und nun sagen sie, dass sie wieder geändert wird. Wer entscheidet das, was sind die Kriterien und was haben die Änderungen bisher bewirkt? Beim TFF sollten Menschen sitzen, die es auch verdient haben und ihr Handwerk beherrschen.“
… den aktuellen Stand der Sponsoringverträge: „Es gibt sehr viele Sponsoringverträge, welche wir noch zu verkünden haben. Wir möchten mit weniger Sponsoren arbeiten, jedoch über einen längeren Zeitraum und dafür höhere Beträge erzielen. Unser Ziel ist in die Top 20 in Europa zu kommen, was Einnahmen durch Sponsoren betrifft. In den vergangenen Jahren hatten wir leider keinen langfristigen Hauptsponsor. Für mich persönlich waren die Summen viel zu niedrig, die wir dadurch eingenommen haben. Es gab sogar Saisons ohne Werbung auf unseren Trikots. Nun sind wir kurz vor dem Abschluss von diesen Verträgen. Es gibt keine Komplikationen, sondern Entscheidungen, welche wir zwischen mehreren Firmen zu treffen haben. Wir erwarten jährliche Einnahmen in Höhe von zehn bis zwölf Millionen Euro. Solche Summen hat es bisher nicht gegeben.“
… die Komplikationen in der vergangenen Transferphase: „Durch das Financial Fairplay waren uns zu Beginn der Transferphase die Hände gebunden. Durch den Verkauf von José Fernandao konnten wir jedoch zwei wichtige Transfers abschließen. André Ayew und Islam Slimani wurden zu äußerst günstigen Konditionen per Leihe transferiert. Für Ayew haben wir keine Leihgebühr gezahlt, was wir unserem Sportdirektor Damien Comolli zu verdanken haben. Nach dem Verkauf von Josef de Souza und Giuliano waren wir in der Lage die Transfers zu tätigen, welche wir geplant hatten. Vor allem der Transfer von Souza war ein riesiger Erfolg. Das erste Angebot betrug vier Millionen Euro. Am Ende konnten wir ihn für zwölf Millionen Euro verkaufen. Ein Spieler, welcher sich nach vier Monaten mit einem anderen Verein einigen konnte, weil sein Vertrag ausgelaufen wäre. Hier möchte ich erneut auf Comolli verweisen. Er wurde oft von den Medien kritisiert. Einige sollten ihre Meinung zu ihm eventuell überdenken. Des Weiteren wollten wir Aziz Behich von Bursaspor verpflichten, welcher jedoch zum PSV Eindhoven wechselte. Auch Emre Akbaba stand auf unserer Liste, doch diese Geschichte kennt ihr bereits. Die Kaufoption für Ayew beträgt zwölf Millionen Euro, für Benzia 7,4 Millionen Euro. Ayew werden wir uns nicht leisten können. Benzia ist aber im Bereich des Möglichen. Ozan Tufan, Nabil Dirar und Carlos Kameni gehören nicht mehr dem Kader an und sind in der Hinrunde nicht spielberechtigt. Bei Ozan und Dirar ist jeweils noch ein Transfer nach Katar möglich, Kameni hat ein vorliegendes Angebot aus Frankreich nicht angenommen.“
… den Transfer von Jailson: „Wir haben uns innerhalb von vier Tagen für einen Transfer von Jailson entschieden. Bei der Auswertung haben wir nicht nur auf den Platz geschaut, sondern auch auf sein Leben außerhalb des Platzes. Er ist ein großartiger Fußballer und noch 22 Jahre alt. Unsere Anhänger werden ihn lieben. Nach ein paar Jahren wird er zu einem noch größeren Verein wechseln. Da bin ich mir sicher.“
… den Transfer von Tolga Cigerci: „Er stand nicht auf unserer Transferliste. Es hat sich nach seinem Abgang bei Galatasaray ergeben. Grund der Vertragsauflösung waren aber sein hohes Gehalt und einige persönliche Angelegenheiten. Nicht seine Verletzung. Es stimmt, dass er eine Verletzung hat, welche häufiger auftritt, doch ich habe mit ihm gesprochen und er ist hungrig auf Erfolg und will es allen nochmal zeigen. Er könnte seinen Durchbruch bei uns schaffen. Wir sind froh, wenn er am Ende der Saison auf 15 Einsätze kommt. Dieser Transfer trägt für uns keine Risiken mit sich, da er nur Geld bekommt, wenn er auch spielt.“
… die Zukunft von Berke Özer: Einige behaupten, dass wir durch den Transfer von Harun Tekin die Türen für Berke [Özer] verschlossen haben. Das stimmt nicht. Keiner kann verhindern, dass er eines Tages das Tor von Fenerbahce übernimmt. Ich habe mich oft mit ihm und seiner Familie unterhalten. Er ist ein großartiger Junge. Er hätte in der vergangenen Transferphase für eine viel höhere Ablösesumme ins Ausland wechseln können. Doch er ist ein Fenerbahce-Anhänger von Geburt an und hat sich für seinen Kindheitstraum entschieden. Nun sind einige Leute der Meinung, dass wir ihn hätten verleihen sollen. Niemals. Er bleibt hier. Nächstes Jahr läuft der Vertrag von Volkan Demirel aus, dann ist er schon unsere Nummer zwei. Dann ist nämlich nur noch er und Harun Tekin da. Wenn er dann eines Tages das Tor übernimmt, wird er auch eine große Rolle für die türkische Nationalmannschaft spielen. Es wird sehr schwer werden, ihn bei uns zu halten.“