Nach der 0:3-Niederlage gegen Portugal äußerte sich Türkei-Kapitän Hakan Calhanoglu zu den zurückliegenden Spielen und zum finalen Gruppenspiel mit Tschechien. Der Inter Mailand-Star, der zu Beginn seiner Ausführungen das Portugal-Spiel bewertete, sagte: „Wir sind hier gemeinsam gestartet, wir werden auch gemeinsam aufhören. Nach dem gestrigen Spiel ist alles schwieriger geworden. Aber das ist nicht das Ende der Welt. Wir hatten von Anfang an das Ziel, die Gruppe zu überstehen. Dieses Ziel haben wir immer noch. Wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir wollten, aber es ist noch nicht alles vorbei. Wir haben noch das Spiel gegen Tschechien vor uns. Ein Sieg oder ein Unentschieden reichen aus. Unsere Mannschaft glaubt daran. Es gab einige Dinge, die wir in diesem Spiel nicht wollten, einige unglückliche Dinge. So etwas kann im Fußball passieren. Im Fußball kann man sowohl gewinnen als auch verlieren. Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft immer noch daran glaubt. Im Anschluss haben wir über das gestrige Spiel gesprochen. Wir werden weitermachen, und das müssen wir auch. Wir haben nicht viele Tage Zeit. An jetzt werden wir uns voll und ganz auf das Spiel gegen die Tschechien konzentrieren und hoffen, dass wir die Gruppenphase überstehen.“
Dass er kritisiert wird, dass seine Leistung im Verein nicht mit der Leistung in der Nationalmannschaft übereinstimme und wie sich das auf ihn auswirke, kommentierte Calhanoglu wie folgt: „Das sind Dinge, die im Fußball passieren. Es wird zwangsläufig Kritik geben. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Ich mache hier das, was ich dort gemacht habe und versuche, die Wünsche des Trainers zu erfüllen. Es geht nicht um mich, es geht um die Nationalmannschaft. Wir sind hier, um zu kämpfen, uns anzustrengen und uns für die Nationalmannschaft zu bemühen. Ich bekomme die meiste Kritik. Aber ich höre nicht auf sie, sonst wäre ich nicht so weit gekommen. Ich konzentriere mich auf die Nationalmannschaft und passe gut auf mich auf. Ich will nicht in die Statistik gehen. Auf der einen Seite wird die Nationalmannschaft analysiert und auf der anderen Seite wird Inter analysiert. Es gibt einen Hakan, der viel auf dem Feld läuft, kämpft, aber nicht die Ergebnisse erzielt, die er will. Manchmal kann man gar nicht anders, als emotional zu werden. Ich will immer, dass es meinen Mitspielern gut geht, aber der Trainer entscheidet, ob ich spiele oder nicht. Wenn ich spiele, gebe ich mein Bestes, wenn nicht, bin ich für die Mannschaft da. Kritik wird es immer geben. In Deutschland oder Italien wurde ich nicht so kritisiert wie in der Türkei. Ich habe das Alter von 30 Jahren nicht einfach erreicht. Ich habe immer versucht, meine Leistung so gut wie möglich zu zeigen, indem ich mich um mich selbst gekümmert, gut gegessen und mich angestrengt habe.“
„Wir haben die notwendigen Analysen gemacht“
Zu den Gründen für das Leistungstief nach den Siegen gegen starke Mannschaften wie Kroatien und Deutschland sagte der 30-jährige Mannheimer weiter: „Ich weiß nicht genau, wie viele Spiele jeder Spieler absolviert hat. Der eine spielt 15 Spiele, der andere 40, es kommt auf den Spieler an. Das war in der Nationalmannschaft im Allgemeinen so. Wir müssen uns in dieser Hinsicht verbessern. Wir sind uns dessen bewusst. Das passiert zwangsläufig im Fußball. Das ist ein Problem, das wir verbessern müssen. Es ist wichtig, nicht aus dem Spiel auszubrechen, nicht zu fallen. Wir müssen weitermachen, wenn es 1:0 oder 2:0 steht. Wir müssen stärker sein. Es gibt Spieler, die zum ersten Mal in der Mannschaft spielen. Sie werden sich weiter entwickeln. Wir haben die notwendigen Analysen gemacht. Wir müssen uns in dieser Hinsicht noch sehr verbessern.“
„Als Türken sind wir generell ein emotionales Volk“
Der Kapitän der rot-weißen Hoffnungsträger betonte, dass die türkische Nation im Allgemeinen ein emotionales Volk sei: „Portugal ist eine starke Mannschaft. Sie haben einen guten Kader. Mannschaften wie Spanien und Deutschland sind Favoriten. Wir hätten Portugal schlagen können, aber wenn wir in Rückstand geraten, fallen wir aus dem Spiel, unsere Konzentration lässt nach. Das müssen wir besser machen. Manchmal können wir uns nicht einmal im Stadion hören. Das ist mit Samet (Akaydin) und Altay (Bayindir) passiert. Wir reden auf dem Spielfeld, aber man kann uns nicht hören. Das kann unglücklich sein. Das Wichtigste ist, dass wir es wieder auf die Beine stellen. Es gibt hier kein Ich. Es gibt nur uns. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Das ist nicht das Ende des Weges. Das Spiel gegen Tschechien wird schwierig werden. Wir haben sie im Vorbereitungsspiel geschlagen, und jetzt werden sie mit einer anderen Mannschaft antreten. Ich glaube, dass wir, so Gott will, weiterhin Tore schießen werden.“
„Wir werden unsere Pflicht tun“
Zum letzten Gruppenspiel am Mittwoch (26. Juni) gegen die Tschechen sagte Calhanoglu Folgendes: „Alles ist einfacher, wenn man gewinnt. Wenn man verliert, wird es eine Frage des Charakters. Wir haben immer Respekt vor euch, Jungs. Der Trainer hat eine Strategie im Kopf. Wie wir rausgehen, wie wir spielen werden. Das kann ich nicht sagen. Ich habe eine starke tschechische Mannschaft gesehen, sie haben im Spiel gegen Portugal gut gespielt. Als Spieler kann ich nicht viel sagen. Wir müssen uns an das halten, was der Trainer sagt. Wir werden unsere Pflicht tun.“
„Wir müssen die Entscheidung des Trainers respektieren“
Zur Frage, wie sich die Tatsache, dass Cenk Tosun in der Nationalmannschaft bislang nicht in der Sturmreihe spielt, auf seine Offensivbemühungen auswirkt, sagt Calhanoglu: „Ich habe jahrelang das Trikot mit Cenk geteilt. Natürlich würde ich mir wünschen, dass er spielt, aber wir müssen die Entscheidung des Trainers respektieren. Das gilt nicht nur für Montella, das gilt für jeden Trainer. Da ich die Nummer sechs bin, wäre ich ein bisschen weit weg von ihm. Ich kenne seine Läufe, er ist der gefährlichste Spieler der Türkei im Strafraum. Das Ergebnis ist Sache des Trainers. Der Trainer trifft die Entscheidung.“
„Arda Güler hatte eine Leistenverletzung und hat deshalb nicht gespielt“
Der türkische Spielführer verriet, dass sich Top-Talent Arda Güler im Training vor dem Portugal-Spiel eine Leistenverletzung zugezogen hat und sagte: „Arda ist sehr wertvoll für uns. Jeder ist sehr wertvoll. Manchmal weiß man nicht, was im Training passiert, was in der Mannschaft passiert, wie bei Ardas Verletzung. Ich muss den Trainer diesbezüglich in Schutz nehmen. Arda hatte eine Leistenverletzung. Deshalb hat er nicht gespielt. Sonst hätte er gespielt. Sie haben darüber gesprochen und diese Entscheidung getroffen. Arda war für 20 Minuten bereit. Der Trainer hat das nicht nach außen getragen. Das ist etwas, das immer innerhalb der Mannschaft bleibt.“ Calhanoglu wies auf die physische Schwierigkeit hin, alle zwei, drei Tage ein Spiel zu bestreiten: „Es gibt viele Dinge, die man nicht weiß. Einige Spieler sind es nicht gewohnt, alle zwei, drei Tage zu spielen. Sie müssen sich ausruhen. Der Trainer bespricht und bewertet jeden Spieler.“
„Ich hoffe, dass unsere Fans die gleiche Unterstützung geben werden“
Calhanoglu fügte hinzu, dass sein einziges Ziel darin besteht, die türkische Nation glücklich zu machen. Der erfahrene Spieler erklärte diesbezüglich Folgendes: „Wir haben immer schwierige Dinge erreicht: Wir haben Kroatien auswärts geschlagen, wir sind als Sieger vom Platz gegangen. Selcuk (Inan) hat gegen Island ein Tor erzielt. Daran sind wir gewöhnt, das ist nichts Neues. Ich glaube und vertraue darauf, dass wir es schaffen werden, und ich hoffe, dass unsere Fans uns genauso unterstützen werden. Wir wollen nicht nur unsere Fans glücklich machen, sondern die gesamte Türkei. Jeder will Erfolg sehen. Daran arbeiten auch wir. Unser Ziel ist das Glück unseres Landes. Ich hoffe, dass wir als bessere Mannschaft auf den Platz gehen und gewinnen werden. Wenn wir gewinnen, heben uns alle in den Himmel. Wenn wir verlieren, werden wir zu sehr kritisiert. Manche Spieler können das nicht ertragen. Vor allem Cenk und ich sind in dieser Hinsicht sehr erfahren. Ismail (Yüksek) ist noch neu, aber auch er ist erfahren. Wir müssen stärker sein. Wir werden nicht auf diese kritischen Stimmen acht und weghören.“
„Ich laufe nicht vor dem Ball weg, ich übernehme Verantwortung“
Der frühere Leverkusener wurde daran erinnert, dass die Fußballfans verwirrt waren, auf welcher Position er spielt, dies kommentierte der Freistoßspezialist wie folgt: „Ich habe in beiden Spielen sowohl im Angriff als auch mehr in der Verteidigung geholfen. Gestern habe ich alle Zweikämpfe gewonnen. Was ich hier mache, machen wir auch bei Inter. Ich mache das, was ich bei Inter mache, weil es sich dort besser anfühlt. Ich spiele dort schon seit Jahren, hier braucht es manchmal Zeit. Manchmal ist es anders, weil man nicht mit den gleichen Teamkollegen spielt. Sie sehen es so, wie sie es sehen wollen, positiv oder negativ. Ich bin auf die Nummer sechs gewechselt. Ich laufe nicht vor dem Ball weg, ich übernehme Verantwortung, ich versuche, den Ball zu bekommen. Es gibt Kritik, vor allem von ehemaligen Nationalspielern. Ich verweise sie an Gott, ich kümmere mich um mich selbst.“