Fast schon wie einen Titelgewinn bejubelten die Trabzonspor-Spieler den 2:1-Sieg über den Erzrivalen aus Istanbul. Auch die Ränge im Medical Park-Stadion feierten sich und das Team nach dem ersten Sieg über Fenerbahce nach stolzen acht Jahren ausgiebig. Am Ende hatte der Abend in Trabzon gleich mehrere Geschichten zu erzählen: Zum einen stellten die Gäste mit 26 Torschüssen auf das eigene Gehäuse und 14 zugelassenen Torchancen einen Negativrekord auf. Auf der anderen Seite durfte sich der Schwarzmeerklub über einen neuen Zuschauerrekord freuen. Ganze 37.600 Anhänger wurden im Medical Park-Stadion gezählt – so viel wie noch nie seit der Eröffnung der neuen Spielstätte. Sogar der nicht besetzte Gästeblock (2.040 Tickets) wurde den Trabzonspor-Fans zur Verfügung gestellt. So verbuchten die Verantwortlichen Trabzonspors Einnahmen in Höhe von 2,2 Mio. TL (ca. 366.000 EUR), aus den Fanartikelstores des „TS Club“ wurde zudem ein Umsatz von 460.000 TL (ca. 76.500 EUR) gemeldet.
„Habe nie geglaubt, dass wir verlieren könnten“
Auf finanzieller Ebene war der gestrige Abend ein voller Erfolg. Doch auch sportlich lief es für die Mannen von Trainer Ünal Karaman wie am Schnürchen. 26 Torschüsse, 14 Torchancen, 440 erfolgreich gespielte Pässe sowie 55 Prozent Ballbesitz sind ein eindeutiger Beleg dafür, dass man den Gästen aus Istanbul stets überlegen war. Mit dem erfrischenden Tempofußball von Abdülkadir Kadir & Co. war die Fenerbahce-Hintermannschaft schlichtweg überfordert. „Die Euphorie der Fans und der Mannschaft waren einzigartig. Wir hätten dieses Spiel viel früher entscheiden können. Ich habe keine Sekunde daran gedacht, dass wir verlieren könnten“, erklärte ein sichtlich zufriedener Karaman nach dem Schlusspfiff. Mit dem fünften Saisonsieg und nunmehr 19 Punkten haben die Bordeauxrot-Blauen auch den Anschluss an die Europapokalplätze wiederhergestellt. Karaman weiter: „Noch vor zwei Wochen sind wir mit einer 0:5-Niederlage im Gepäck hier angekommen. Auch in diesem Spiel hatten wir eine Niederlage nicht verdient gehabt. Entscheidend war heute der Glaube. Der Glaube meiner Spieler und der Glaube der Fans an unsere Mannschaft.“
Türkmen und Cakir debütieren
Bemerkenswert auf Seiten des Schwarzmeerklubs war auch, dass gegen Fenerbahce gleich vier Eigengewächse auf dem Platz standen. Neben den bereits gestandenen Yusuf Yazici und Abdülkadir Ömür liefen auch Innenverteidiger Hüseyin Türkmen (20) und Keeper Ugurcan Cakir (22) auf. Während Cakir bereits letzte Saison sechsmal zwischen den Pfosten stand, war es für Türkmen der erste Startelfeinsatz in der Süper Lig. Somit hat sich Coach Karaman im Tor gegen Esteban Alvarado und für den türkischen U21-Keeper entschieden. Eine mutige Entscheidung des Ex-Trabzonspor-Kapitäns, dessen Vertrauen Cakir erstmal zurückzahlen konnte. „Finanziell betrachtet sind wir zu solchen Schritten fast schon gezwungen. Die jungen Spieler haben ihre Chance genutzt. Wir hoffen alle, dass diese Spieler die Zukunft Trabzonspors und des türkischen Fußball prägen werden“, lobte Vizepräsident Hayrettin Hacisalihoglu die Trabzonspor-Youngster nach der Partie und erklärte abschließend: „Wir haben unserem Gegner heute die Luft zum Atmen genommen. Sie waren nicht im Stande Fußball zu spielen. So wünschen wir uns das.“