Der türkische Nationaltrainer Senol Günes äußerte sich gegenüber „TRT Spor“ zur derzeitigen Situation im türkischen Fußball und zu den Zielen der Nationalelf: „Unser Ziel ist es, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Zuvor haben wir das 2002 geschafft und dabei sehr positive Dinge erreicht. Wir wollen das wieder schaffen. Im März haben wir drei Spiele, zwei davon gleich gegen direkte Konkurrenten. Die Niederlande und Norwegen sind unsere stärksten Gegner. Die Niederländer sind 14. in der FIFA-Weltrangliste, die Norweger liegen auf Rang 44. Wir belegen Platz 32. Beide Teams sind am Aufsteigen. Im Moment ist die EM kein Thema. Der sportliche Erfolg und die Präsentation der Türkei sind sehr wichtig für uns. Die Menschen in unserem Land stehen hinter unserer Milli Takim. Unsere Tür steht jedem offen. Wenn wir sie benötigen, holen wir auch neue Spieler ins Team. Bei der Wahl achten wir nicht auf die Vereine, sondern auf die Positionen der Spieler. Wir bemühen uns Spieler für Positionen auszuwählen, wo wir sie auch brauchen“, so der 68-Jährige.
Günes beobachtet Entwicklung der Spieler aus der Nähe
Der zweifache Meistertrainer der Süper Lig betonte zudem, wie wichtig es für die Profis physisch und mental ist zu spielen und mit ihren Vereinen auch Erfolg zu haben: „Ozan Kabak ist zu Schalke gewechselt und ein Spieler eines ständig verlierenden Klubs geworden. Das beeinflusst auch die eigene Moral enorm. Nun kam sein Transfer zu Liverpool, wo er Erfolg und Misserfolg erleben wird. Das ist nichts, was einen Einbruch bei ihm auslösen sollte. Da, wo man wirklich etwas lernen kann, dort wird man auch erfolgreich. Die Leistungen von Cenk (Tosun) in der Champions League und der Nationalmannschaft haben ihn in den Fokus gerückt. Wenn die Klubs Merih (Demiral) oder Ozan für zehn Milliondn kaufen, rechnen sie bereits damit, diese für 30-40 wieder zu verkaufen. Im Tor haben wir Mert (Günok), Ugurcan (Cakir), Altay (Bayindir) oder Berke (Özer). Ozan hat in der Champions League gut gespielt, in der Liga aber noch nicht überzeugt. Diese Aufs und Abs gehören dazu und sind normal. Das gilt auch für Yusuf (Yazici), Hakan (Calhanoglu) oder Burak (Yilmaz).“
Nationalcoach will Referees aus der Schusslinie nehmen
Zudem kritisierte Günes die allgemeine Stimmung gegen die türkischen Schiedsrichter in der Liga: „Die Schiedsrichterentscheidungen werden zu lange thematisiert und diskutiert. Die Medien sind keine Lösung für diese Diskussionen. Es gibt die Klubvereinigung und den türkischen Fußballverband dafür. Dort müssen diese Dinge besprochen werden. Fenerbahce, Galatasaray, Besiktas und Trabzonspor liegen nun im Titelrennen Kopf an Kopf. Daher kann man sagen, dass keine bösen Absichten vorliegen. In der Liga wird es nur einen Meister geben und die anderen werden daher nicht den Titel holen. Wenn man Ausflüchte bei Misserfolgen sucht, kann man die Probleme nicht lösen.“
Platzverhältnisse in der Süper Lig nicht zumutbar
Außerdem unterstrich der Türkei-Trainer, dass die Vereine unbedingt etwas gegen die generell schlechten Platzverhältnisse in den Stadien unternehmen und hier professioneller arbeiten müssen. Dies schade dem Image der Liga, störe die Zuschauer (auch international) und mache es den Spielern schwer, technisch guten Fußball zu spielen. Der TV-Rechteinhaber zahle hohe Summen, um die Spiele zu übertragen. Da wären Platzverhältnisse wie beim Spiel zwischen Fenerbahce und Göztepe eine Katastrophe: „Welchen Fußball soll man da bitte sehen“, sagte Günes.
Türkei muss einen Schritt nach vorne machen
Abschließend verlor der Erfolgscoach dennoch einige Worte in Hinblick auf die kommende Europameisterschaft (11. Juni – 11. Juli): „Wenn wir als Fußballnation aufsteigen wollen, müssen wir die Gruppe mit Italien, der Schweiz und Wales erfolgreich bestehen und in die nächste Runde einziehen. Unsere Gegner sind stark, das muss man akzeptieren. Aber auch wir wollen ein höheres Niveau erreichen. Wir sind in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 32. Wir wollen erfolgreich spielen und so in die Top-20 und Top-10 vorstoßen.“