Die türkische Nationalmannschaft machte die Teilnahme für die Europameisterschaft im nächsten Jahr auf grandiose Art und Weise einen Spieltag vor Ende der Gruppenphase fix. Innerhalb von neun Monaten nominierte der türkische Nationaltrainer Senol Günes 38 Spieler aus 23 verschiedenen Mannschaften. Die Spieler kamen dabei aus sechs verschiedenen Ländern (23 aus der Türkei). Zurzeit sind es 15 Legionäre, die die Türkei auf europäischem Boden repräsentieren. Und bald könnten noch einige folgen, denn: Günes befindet sich auf Talentsuche im Ausland! Im letzten Qualifikationsspiel feierten Mert Cetin (AS Rom), Ahmed Kutucu und Ozan Kabak (beide FC Schalke 04) ihr Debüt im rot-weißen Dress. Vor der Endrunde im kommenden Juni ist es also gut möglich, dass man noch weitere Namen zum ersten Mal mit dem Halbmond auf der Brust spielen sehen wird. Nach dem ersten Teil auf GazeteFutbol folgt nun der zweite Teil der Bilderstrecke mit den möglichen Kandidaten.
Emrehan Gedikli (16, ST): Während man auf nahezu allen Positionen überbesetzt ist, hat die Türkei im Sturm ihr größtes Problem. Mit Burak Yilmaz, Cenk Tosun und Enes Ünal ist man sehr knapp besetzt. Alle drei laufen derzeit ihrer Form hinterher und bereiten den türkischen Fußball-Fans vor der EURO 2020 Kopfschmerzen. Vielleicht ist es für den kommenden Sommer noch zu früh, aber Emrehan Gedikli könnte in der Zukunft das bestehende Stürmer-Problem lösen. Der bei Bayer Leverkusen kickende 16-Jährige kam saisonübergreifend auf 36 Einsätze in der U17-Bundesliga West und auf zwei Einsätze in der UEFA Youth League und konnte hierbei mit stolzen 36 Treffern auf sich aufmerksam machen. Sein Vertrag beim Bundesligisten läuft noch bis Sommer 2021.
Der Mittelstürmer, der seit seinem siebten Lebensjahr bei der „Werkself“ spielt, wird von mehreren Premier League-Klubs beobachtet. Insbesondere der FC Chelsea London ist am Eigengewächs der Leverkusener interessiert. Aber nicht nur die „Blues“ wissen um die Qualitäten des Angreifers. Der große Sportartikelhersteller „Puma“ hat bereits einen Vertrag mit dem vielversprechenden Talent unterschrieben. Die Funktionäre des TFF bemühen sich bereits um die Dienste des Hoffnungsstürmers. Ob der Youngster eines Tages für die türkische Auswahl auflaufen wird, steht aber noch in den Sternen. Bei den Jugendauswahlmannschaften des DFB konnte er in zwölf Partien mit sieben Toren seine Knipserqualitäten unter Beweis stellen.
Samed Onur (17, LA): Gedikli ist nicht der Einzige aus Leverkusen, der künftig für die Türken auflaufen könnte. Sein Mannschaftskollege Samed Onur wirbelt sich auf der linken Außenbahn so langsam aber sicher ins Rampenlicht. Bisher kam er in der U17- und U19-Bundesliga auf insgesamt 43 Spiele. Obwohl der 17-Jährige auf dem linken Flügel zum Einsatz kommt, erzielte er starke 21 Treffer. Die beiden Youngster prägten somit die letztjährige Saison und verhalfen ihrer Mannschaft zum dritten Tabellenplatz. Im Sommer durfte Onur bereits mit den Profis trainieren und überzeugte bei den Einheiten. Er wird als vielversprechendes Offensiv-Juwel angesehen und lief bereits viermal für die türkische U17-Auswahl auf. Leider laboriert das Top-Talent zurzeit an einem Kreuzbandriss und musste nach einer guten Sommervorbereitung einen herben Rückschlag hinnehmen. Nichtsdestotrotz sagt man dem Düsseldorfer eine große Zukunft voraus.
Emincan Tekin (16, ST): Die Stürmer aus der deutschen U17-Bundesliga könnten in naher Zukunft tatsächlich die große Herausforderung bei der türkischen Nationalmannschaft annehmen. Mit Emincan Tekin ist ein Torschützenkönig aus der U17-Bundesliga Nord/Nordost am Kommen. In 55 U17- und U19-Bundesliga-Begegnungen machte der 16-Jährige 45 Treffer und fungierte zwölfmal als Assistgeber. Glücklicherweise ist der Stürmer von Hertha BSC Berlin nach einem kurzen Intermezzo beim DFB wieder bei der türkischen U17-Nationalmannschaft zuhause. Das mit 1,66 Metern eher kleingewachsene Sturmtalent weiß sich trotz seiner Größe auf dem Platz zu behaupten und erinnert ein wenig an die Türkei-Legende Nihat Kahveci.
Andreas ‚Zecke‘ Neuendorf, der vielen noch ein Begriff aus der Bundesliga sein wird, ist sein Trainer in der deutschen Hauptstadt und schwärmte in einem Interview mit der vereinseigenen Webseite bereits vom Torjäger: „Emincan ist jetzt seit zweieinhalb Jahren bei uns im Verein und hat in dieser Zeit über 100 Pflichtspieltore für die Hertha erzielt. Schon in seinem ersten U15-Jahr ist er Torschützenkönig geworden – damals ist er an 120 Toren direkt beteiligt gewesen. Der Junge hat außergewöhnliche Fähigkeiten und weiß genau, wo das Tor steht. Seine Schusstechnik ist unglaublich.“ Und sein Coach lobt ihn nicht umsonst in den höchsten Tönen. In der ewigen Torschützenliste der B-Junioren-Bundesliga ist er bereits vor wichtigen Größen wie Timo Werner (RB Leipzig), Johannes Eggestein (SV Werder Bremen), Jann-Fiete Arp (Hamburger SV) und Luca Waldschmidt (SC Freiburg). Vielleicht führt er ja eines Tages die ewige Torschützenliste der türkischen Nationalmannschaft an.
Erkan Eyibil (18, OM): Doch damit nicht genug. Erkan Eyibil wird sowohl in den deutschen als auch den türkischen Medien als der neue Mesut Özil gefeiert. Seine Statistiken in der U17- und U19-Bundesliga sind unglaublich. In 82 Einsätzen beim FSV Mainz 05 war der 18-jährige Zehner, der auch als hängende Spitze spielen kann, an 84 Treffern direkt beteiligt (48 Tore und 46 Vorlagen). Natürlich blieb das Wunderkind nicht unbemerkt und bekam im Sommer Angebote von den türkischen Top-Mannschaften Besiktas und Fenerbahce. Allerdings sind unter anderem auch die englischen Klubs um Aston Villa, West Bromwich Albion und Newcastle United am Ausnahmespieler dran. Im Interview mit der türkischen Sportzeitung „Fanatik“ sagte er vor zwei Jahren: „Meine Vorbilder sind Lionel Messi und Mesut Özil. Ich liebe das Dribbling von Messi und die Pässe von Özil. Ich schaue mir sehr sehr viele Videos von ihnen an.“
Der offensive Mittelfeldspieler kickt derzeit noch für die deutsche U19-Auswahl, aber ist auch ein Kandidat für den türkischen Fußballverband. Vor knapp einem Jahr wurde er von Yunus Mallis Onkel Ilhan Malli beraten. Nun ist er bei Özils Berater Erkut Sögüt unter Vertrag. In Angesicht der Tatsache, dass der Arsenal-Star dem DFB Rassismus vorwarf, ist es gut möglich, dass sein Berater Sögüt und vielleicht sogar Özil selbst ihm die türkische Nationalmannschaft ans Herz legen. Aber bei so einem Offensiv-Juwel, dessen Vertrag bei den Mainzern in einem halben Jahr ausläuft, ist es schwierig Prognosen zu treffen. Sicher ist, dass ein neuer Kampf um ein Top-Talent zwischen der Türkei und Deutschland entfacht ist.