Ittifak Holding Konyaspor-Trainer Ilhan Palut beendete die Hinrunde der Süper Lig mit seinem Team hinter Spitzenreiter Trabzonspor auf einem überraschenden zweiten Platz. Nach diesem Achtungserfolg hat Konyaspor den auslaufenden Vertrag mit Palut um zwei Jahre bis zum Ende der Saison 2023/24 verlängert. Im Interview mit Tuncay Kurtulus vom Nachrichtenblatt „Sabah“ äußerte sich der 45-Jährige zu seinen persönlichen Zielen, seinen Vorbildern und zu seiner Arbeit bei Konyaspor. Dabei will Palut „Pep Guardiola, Jürgen Klopp und Diego Simeone nicht kopieren“, sondern die Stärken der Coaches möglichst gut in seinem eigenen Spiel umsetzen.
„Auf uns wurde man nach dem Galatasaray-Spiel aufmerksam“
Auf die Frage, wann die Süper Lig-Zuschauer auf Konyaspor aufmerksam wurden, wies Palut auf die 0:1-Niederlage bei Galatasaray hin. „Grundsätzlich wird man auf erfolgreiche Teams nach einem deutlichen Sieg aufmerksam. Dies ist uns allerdings nach einer Niederlage gelungen. Nachdem wir am neunten Spieltag bei Galatasaray verloren haben, kommentierten alle Experten und Zuschauer unser Spiel äußerst positiv und sprachen von einer Mannschaft, die weiß, was sie auf dem Platz tut. Auf dem Platz steht eine Mannschaft, die sich seit dem letzten Jahr meinen Ansprüchen bewusst ist. Ein guter Start in die neue Saison und der Gedanke, ob und wie weit wir uns oben festsetzen können, waren die Knackpunkte für den Wandel. Wir haben keine Scheu davor über das, was uns die Tabelle zeigt, öffentlich zu sprechen.“
„Hoffentlich bekommen wir den Stress im Titelrennen zu spüren“
Die Frage, ob die aktuelle Tabellenplatzierung Druck auf die Mannschaft ausübt, verneinte der 45-Jährige. Allerdings hofft Palut darauf, dass sie noch mehr im Titelrennen mitmischen können. „Die aktuelle Situation bereitet der Mannschaft keinen Druck. Ich habe meinen Spielern nie gesagt, dass wir für die Meisterschaft oder den zweiten Platz gewinnen müssen. Von mir hören sie lediglich, dass wir das Spiel gewinnen müssen. Ich hoffe, dass wir auch am Saisonende in diesem Bereich der Tabelle stehen und den Stress des Titelrennens voll zu spüren bekommen. Für meine Spieler wäre es eine ganz neue Herausforderung. Wenn wir in die Kategorie der Elite-Teams aufsteigen wollen, müssen wir damit umgehen können. Aktuell kann ich das noch nicht behaupten.“
„Jeder Trainer sollte seinen eigenen Stil haben“
Im Hinblick auf seine Vorbilder nannte Palut drei berühmte Namen des Weltfußballs: „Ich beobachte Guardiola, Klopp und Simeone ganz genau. Mir gefällt die Spielweise von Guardiola sehr. Unter keinen Umständen weicht er vom Ballbesitzspiel bis zum gegnerischen Strafraum ab. Beim FC Liverpool ist es Klopp, der Fußball auf enorm hohem Tempo mitsamt Umschaltspiel präsentiert. Wenn man einen Blick auf Simeone wirft, sieht man einen Trainer, der alle Kernpunkte einer Mannschaftsleistung in der Defensive kennt und tatsächlich perfekt umsetzt. Ich versuche die Stärken dieser Trainer zu übernehmen, ohne diese zu kopieren. Jeder Trainer sollte eine individuelle Spielweise und eine eigene Art und Weise haben, mit einzelnen Spielern und dem Team umzugehen.“
„Ich bereite mich auf Europa vor“
Die klassische Frage, ob er es sich vorstellen könne, eines Tages für die Großen der Liga zu arbeiten, verneinte Palut nicht, doch er ergänzte, dass er sich primär auf die europäischen Ligen vorbereite. „Es könnte eines Tages der Fall sein, dass ich für die großen Teams dieser Liga arbeite. Doch ich strebe aktuell nicht danach, von einem Klub, bei dem ich gute Arbeit leiste und das Vertrauen der Menschen spüre, abzuwandern. Aktuell habe ich keine Antwort darauf, wann ich bei Konyaspor einen Schlussstrich ziehen muss. Vielleicht werden wir Dritter und ich stelle fest, dass es nicht besser geht. Oder wir werden Zweiter und ich bin der Meinung, wir könnten auch Meister werden. Daher kann ich dazu aktuell nichts Konkretes sagen. Aber ich denke, in unserer Generation gibt es viele Trainer, die unser Land in Europa vertreten könnten. Um im Ausland arbeiten zu können, muss ich zunächst meinen Sprachkurs, den ich nebenbei absolviere, abschließen. Gleichzeitig versuche ich mich im Fußball weiterzubilden.“
„Wir sind die Co-Trainer von Stefan Kuntz“
Auf die Frage, wieso bei der Trainersuche für die Nationalmannschaft nicht bei Palut angefragt und stattdessen ein ausländischer Trainer kontaktiert wird, reagierte der 45-Jährige äußerst diplomatisch. „Diese Anfrage wird eines Tages sicherlich kommen. Der türkische Fußballverband hat mit türkischen Trainern zusammengearbeitet, doch das hat zuletzt zu einer Strapazierung der Nerven und Kräfte geführt. Daher haben sie sich wahrscheinlich für jemanden entschieden, der sich besser aus der Schusslinie halten kann. Grundsätzlich sind wir alle Trainer der Nationalmannschaft. Kuntz und sein Trainerstab sind lediglich drei bis vier Tage mit dem Team zusammen und können womöglich nicht einmal vernünftig trainieren. Die physische und taktische Weiterentwicklung der Spieler fördern wir Vereinstrainer. Daher sind wir die wichtigsten Co-Trainer für Kuntz. Die Entwicklung von Abdülkerim Bardakci und Serdar Gürler, oder dass Ahmet Calik wieder auf ein Niveau gekommen ist, womit er durchaus bei einem Istanbuler Klub spielen könnte, sind unsere Beiträge zur Arbeit von Stefan Kuntz.“