Die Türkei unterlag am vergangenen Sonntag im Rahmen der UEFA Nations League auf überraschende und spektakuläre Weise den Färöer Inseln (1:2 – hier geht es zum Spielbericht). Nach dem Spiel forderten viele Sportjournalisten vehement den Abgang des türkischen Nationaltrainers Stefan Kuntz und des Betreuers der türkischen Fußball-Föderation (TFF) Hamit Altintop. Im Anschluss an die Partie äußerte sich der 84-malige türkische Nationalspieler Altintop gegenüber „TRT Spor“.
TFF verfolgt mit Kuntz weiter die gemeinsamen Ziele
„Zunächst einmal sind sowohl ich als auch unser Trainer Stefan Kuntz enttäuscht und verärgert über das heutige Resultat und die Niederlage gegen die Färöer Inseln. Nichtsdestoweniger gibt es keinen Zweifel darüber, dass wir mit unserem Trainer weitermachen und unsere festgelegten Ziele verfolgen. Wir können die heutige Niederlage und unser heutiges Auftreten definitiv nicht akzeptieren. Es ist normal und verständlich, dass wir kritisiert werden, doch bin ich der Meinung, dass jede Kritik konstruktiv sein sollte und nicht beleidigend oder gar abwertend. Ich nehme es momentan so auf, dass uns viele Journalisten nur kritisieren, ohne im Gegenzug etwas Produktives oder Lösungsorientiertes beizutragen. Sie agieren sehr Problem-fokussiert und bemühen sich nicht einmal darum, nach geeigneten Lösungen zu suchen. Ich erkenne dieselben Muster und dieselbe mediale Berichterstattung, die wir schon vor 30–40 Jahren in diesem Land gehabt haben. Wir entwickeln uns nicht genügend weiter und verfallen in alte Routinen und Muster zurück. Wir dürfen der Presse nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verlangt.“
Altintop weiter: „Wenn man über die positiven Aspekte sprechen sollte, lässt sich sagen, dass wir die UEFA Nations League-Gruppe als Tabellenerster beendet haben, in die Liga B aufgestiegen sind und daher unser kurzfristiges Ziel erreicht haben. Natürlich akzeptieren und tolerieren wir die heutige Leistung in keiner Weise, darüber sind wir uns im Klaren. Wir befinden uns in einem Prozess und sind umgeben von vielen jungen, unerfahrenen Spielern. Das darf man nicht vergessen. Solche Ergebnisse können zustande kommen, wenn man sich in einem Prozess befindet. Seltsam ist hingegen, dass unsere gezeigten Leistungen aus den ersten vier Spielen nicht so hervorgehoben werden wie unsere Partien gegen Luxemburg und die Färöer Inseln. Leider werden viele Spiele und gute Ergebnisse zu selbstverständlich genommen. Wir werden das heutige Spiel ausgiebig analysieren und unsere Lehren daraus ziehen. Wir werden weiterhin intensiv arbeiten, um unsere anderen festgelegten Ziele ebenfalls zu erreichen. Die heutige Niederlage wird uns nicht ausbremsen.“
Altintop über die Ziele der türkischen Nationalmannschaft
„Das kurzfristige Ziel war die Teilnahme an den Playoffs zur Weltmeisterschaft und der Aufstieg in die Liga B der Nations League. Das haben wir geschafft. Am 9. Oktober findet in Frankfurt die Auslosung für die Qualifikationsspiele zur EURO 2024 statt. Dies ist unser mittelfristiges Ziel. In der Zwischenzeit versuchen wir, neue Spieler für unser Team zu gewinnen und uns technisch und taktisch zu verbessern. Dieses Team hat zwei Gesichter. Diese Mannschaft ist zweimal aus der Liga B in die Liga C abgestiegen. Der Grund, warum wir in der Liga B geblieben sind, ist, dass sich das damalige Format geändert hat. Auch unser Trainer Senol Günes ist mit uns aus der Liga B in die Liga C abgestiegen. Wir hatten ebenfalls eine schwere und unglückliche Europameisterschaft. Mit einem neuen Trainer haben wir an Schwung gewonnen und bis vor kurzem noch gute und erfolgreiche Resultate erzielt. Als Verantwortlicher der Nationalmannschaft kann ich nur noch einmal bekräftigen, dass ich hinter unserem Trainer stehe. Das heißt nicht, dass ich nicht kritikfähig bin.“
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Altintop über Stefan Kuntz
„Vor der Ära Kuntz lag unser Durchschnittsalter bei 27,5-28 Jahren. Mit Kuntz haben wir viele neue Spieler in unseren Kader aufgenommen. Der Weggang von Burak Yilmaz ist für uns ein großer Verlust. Es ist nicht leicht, ihn und seine Qualitäten zu kompensieren. Er hat uns mit seinen guten Leistungen und Toren weitergebracht. Caner Erkin und Gökhan Gönül haben uns ebenfalls verlassen. Betrachten wir die positiven Seiten: Wir haben Ferdi Kadioglu und Salih Özcan hierher gebracht und Hakan Calhanoglu ist mit einer anderen Position in den Vordergrund getreten. Cengiz Ünder hat zurück zu seinen alten Qualitäten gefunden. Er übernimmt Verantwortung und versucht, eine Führungsrolle zu übernehmen. Merih Demiral und Caglar Söyüncü übernehmen ebenfalls sowohl auf als auch neben dem Platz Verantwortung. Wir haben auch sehr wertvolle Torhüter, die ihre Qualitäten regelmäßiger abrufen müssen. Unsere Arbeit wird sich nach der heutigen Niederlage nicht ändern. Wir versuchen, rund um die Uhr das Fundament für den Erfolg zu legen. Fitness, Analysen, Mentoren, Infrastrukturen – unsere Vereine arbeiten in allen Bereichen und investieren viel, um unsere Nationalmannschaft voranzubringen. Unser Hauptziel als TFF ist es, die Jugendarbeit in unserem Land zu fördern und deshalb arbeiten wir eng mit dem Bildungsministerium zusammen. Der Sektor ist inzwischen stark gewachsen. Wir versuchen alles zu tun, was in unserer Macht steht, um die türkische Nationalmannschaft auf ein höheres Niveau zu bringen.“
Altintop über die anhaltende Kritik bezüglich seiner Personalie und der türkischen Nationalmannschaft
„Wir sind offen für Kritik, solange es sich im Rahmen hält und solange es konstruktiver Natur ist. Wir müssen uns in jedem Bereich verbessern, das betrifft auch unsere Medienlandschaft. Ich dachte, die Nationalmannschaft gehört uns. Wir sollten nicht versuchen, uns zu trennen, wenn wir uns an einem schlechten Tag die Hände reichen könnten. Das ist meine Botschaft. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen. Wir werden so bald wie möglich auf einer Pressekonferenz Erklärungen über unser zukünftiges Vorgehen abgeben. Das Jahr 2023 wird für den türkischen Fußball sehr wichtig sein und dementsprechend möchten wir uns bestmöglich vorbereiten.“