Trabzonspor-Neuzugang Flavio Medeiros gab gegenüber der vereinseigenen Zeitschrift ein Interview. Darin äußerte sich der Brasilianer nicht nur über die Hintergründe seines Transfers und über seine Eingewöhnungszeit an der Schwarzmeerküste. Der Mittelfeldspieler zeigte sich überrascht von der Spielweise in der Süper Lig und nannte sein persönliches Vorbild. Außerdem äußerte sich der 24-Jährige über seinen Trainer Edward Newton und seinen Teamkollegen Anthony Nwakaeme.
„Ich werde auf dem Platz um mein Leben kämpfen“
Das Trikot von Trabzonspor tragen zu dürfen, sei die Erfüllung eines Wunsches für Flavio. „Damit dieser Traum Wirklichkeit wird, habe ich Tag und Nacht gebetet. Wenn man den Namen „Trabzonspor“ hört, weiß man, es handelt sich um einen der größten Vereine aus der Türkei. Dieses Interesse kann man nicht ignorieren. Ich wurde hier von allen sehr gut aufgenommen. Dazu zählen auch meine Teamkollegen, die ständig versuchen mir behilflich zu sein. Jeder fragt mich, ob ich etwas benötige. Auf den Straßen halten mich die Fans an und zeigen mir ihre Zuneigung. Trotz der Sprachbarriere merke ich, wie sehr ich hier geliebt werde. Ihnen kann ich nur sagen: Flavio wird auf dem Platz um sein Leben kämpfen und alles geben. Ich hoffe, wir werden mit meinen Teamkollegen die von den Fans erwarteten Erfolge feiern können.“
„Ich kann mich sehr gut mit Trabzonspor identifizieren“
Der Mittelfeldspieler würde jeden Verein, für den er spielt, förmlich leben: „Ich sehe mein Leben als eine schwierige Reise. Im Alter von 16 Jahren haben viele in meinem Umfeld die Meinung vertreten, dass es für mich zu spät sei und ich nicht das nötige Talent zum Fußballer hätte. Selbst wenn es mir gelingen würde, würde ich höchstens in den regionalen Teams in Brasilien spielen. Das hat mich jedoch nicht negativ beeinflusst, ganz im Gegenteil, es war ein Ansporn für mich. In meinem ganzen Leben war ich nie jemand, der aufgibt. In diesem Sinne kann ich mich sehr gut mit Trabzonspor identifizieren. Meine Freunde in dieser Stadt haben mir berichtet, dass genau dies die Mission von diesem Verein ist. Es war schon immer mein Traum in Europa zu spielen und große Erfolge zu feiern. Selbst wenn viele anderer Meinung waren denke ich, dass es mir langsam aber sicher gelingt. Es war nie meine Absicht, es ihnen zu beweisen. Ich hatte mich nämlich selbst herausgefordert. Ich weiß es zu schätzen, dass ich momentan bei Trabzonspor spiele. Diesem Klub hatte niemand zugetraut, die großen Hindernisse zu bewältigen und die Riesenerfolge zu feiern. Seitdem ich diese Geschichte gehört habe, konnte ich mich noch besser mit dem Verein identifizieren. Ich lebe jeden Verein für den ich spiele. Auf dem Platz gehe ich stets ans Limit. Vielleicht werden wir nicht immer die besten Ergebnisse einfahren, doch auf dem Platz wird eine Mannschaft stehen, die alles gibt.“
„Die Phase vor dem Transfer waren sehr emotional“
Vor der endgültigen Entscheidung gab es im Hause Medeiros emotionale Tage laut Flavio: „Meine Familie war bezüglich meines Wechsels gespalten. Während einige Verständnis für meinen Wechselwunsch hatten, wollten die anderen nicht, dass ich so weit weg von zu Hause spiele. Auch wenn sie nicht wollen, dass ich in der Ferne bin, weiß ich, dass sie mir innerlich die Daumen drücken, damit ich meine Ziele erreiche. Daher ist mir die Entscheidung nicht all zu schwer gefallen. Einerseits sind sie froh, dass ein Wunsch von mir in Erfüllung geht, andererseits sind sie traurig, weil ich weit von zu Hause weg bin. Daher haben sich sehr emotionale Szenen abgespielt. Insbesondere meine Mutter war gegen die Fortsetzung meiner Karriere in der Ferne. Meine Ehefrau ist mit mir nach Trabzon gereist. Ich versuche, so viel wie möglich mit ihnen in Kontakt zu bleiben.“
„Die harte Spielweise hat mich überrascht“
Über die harte Spielweise in der Süper Lig wirkte der Brasilianer, der in drei Ligaeinsätzen zwei Gelb-Rote Karten kassierte, überrascht: „Nachdem ich angefangen habe in der Türkei Fußball zu spielen, hat mich am meisten die durchaus harte Spielweise überrascht. Zwar werden die Zweikämpfe in Brasilien ebenfalls hart geführt, doch nicht auf demselben Niveau wie in der Süper Lig. Insbesondere nach den im ersten Spiel begangenen Fouls hatte ich starke Schmerzen. Es ist nicht einfach sich in einem anderen Klima auf einem anderen Kontinent zurecht zu finden. Ich durchlebe in Trabzon eine gute Zeit und kann sagen, dass ich mich nun eingelebt habe. Sei es das Land, die Stadt oder der Fußball. Ich bin angekommen.“
„Trabzonspor schätzt den Wert seiner Spieler“
Der Mittelfeldspieler bestätigte, Gespräche mit ehemaligen brasilianischen Spielern von Trabzonspor geführt zu haben, doch seit seiner Ankunft seien seine Erwartungen übertroffen worden: „Ich habe mich mich Marlon, Manoel Messias und Guilherme ausgetauscht. Sie haben mir tolle Dinge erzählt. Nach meiner Ankunft habe ich gesehen, dass es noch besser ist. Trabzonspor und Trabzon werden den Erwartungen eines Spielers gerecht und tun alles dafür, damit ein Fußballer sich wohl fühlt. Trabzonspor hilft den Spielern enorm, sodass sie sich vollständig auf ihre Arbeit fokussieren können. Ich möchte den brasilianischen Klubs gegenüber nicht respektlos klingen, doch Trabzonspor schätzt den Wert seiner Spieler und ist ihnen dabei behilflich, sich auf den Fußball zu konzentrieren. Diese Gründe waren ausschlaggebend für meinen Transfer.“
„Nwakaeme ist ein besonderer und talentierter Spieler“
Flavio sieht viele talentierte Spieler in seinem neuen Team. Einen Mannschaftskollegen hebt er jedoch besonders hervor: „Anthony Nwakaeme muss ich gesondert erwähnen. Ein Beispiel aus der Partie gegen Denizlispor reicht bereits aus, als er sich nach einem sicher verloren geglaubten Ball gegen zwei Gegenspieler durchsetzt und einen Elfmeter raus holt. Doch nicht nur in der Szene, allgemein denkt man, dass er die Tricks, mit denen er seine Gegner ausdribbelt, nur einmal anwenden kann. Allerdings sieht man diese Dribblings in den nächsten Spielen erneut. Daher stufe ich ihn als einen besonders talentierten Spieler ein.“
„Mein Vorbild ist Luka Modric“
Als Vorbild hat Flavio mit Luka Modric einen ganz großen Spieler im Visier: „Ich versuche mir seine Spielweise anzueignen, denn genau diese gefällt mir. Ein moderner Mittelfeldspieler sollte in der Offensive Tore erzielen und Vorlagen geben, aber auch in der Defensive Zweikämpfe gewinnen und die Mannschaft entlasten können. Darauf arbeite ich hinaus und möchte meine Spielweise dahingehend anpassen.“
„Unser Trainer bevorzugt einen offensiven Fußball“
Während der Brasilianer vom Werdegang seines Trainers Newton angetan ist, berichtet er, dass der Engländer einen offensiven Fußball präferiere: „Bevor mein Transfer vollzogen wurde, recherchierte ich über ihn. Was ich gelesen habe, hat mich wirklich zum Staunen gebracht. Er hat beim FC Chelsea gespielt, gearbeitet und genießt dort ein gewisses Ansehen. Seit meiner Ankunft habe ich bemerkt, dass er eine offensive Ausrichtung bevorzugt. Die Spielphilosophie von Newton besteht darin, den Gegner nach eigenen Ballverlusten sofort mit Gegenpressing unter Druck zu setzen. Seine Beziehung zur Mannschaft ist großartig. Nach der zweiten Roten Karte führte er ein Gespräch mit mir und sagte, dass ich mich deswegen nicht verrückt machen darf und dass solche Entscheidungen gegen Trabzonspor keine Überraschung sind. Im Training habe ich mehr gelernt als ich zuvor erwartet hatte. Manchmal werden Erwartungen zu Enttäuschungen. Doch meine Erwartungen wurden definitiv bestätigt, sogar übertroffen. Trabzonspor arbeitet im Hinblick auf den Trainer und seinem Umfeld meiner Meinung nach mit den richtigen Leuten.“
„Die Roten Karten habe ich nicht erwartet“
Den Platzverweis am ersten Spieltag bedauere Flavio besonders: „Ich bin traurig über die Geschehnisse am ersten Spieltag, denn das hatte ich weder gewollt noch erwartet. Ich denke, bezüglich des Elfmeters war es eine zu leicht getroffene Entscheidung. Wenige Minuten später wurde Caleb Ekuban auf dieselbe Art und Weise gefoult, doch weder der Schiedsrichter noch der VAR haben eingegriffen. Es ist nicht meine Art über Schiedsrichter zu sprechen. Zu diesem Thema möchte ich mich auch nicht mehr äußern. Ich bedauere es und hatte solche Geschehnisse nicht erwartet.“