Sie ist nahezu traditionell, die Diskussionen der fußballbegeisterten Beobachter um den kommenden Meister zu Beginn der Saison. Dabei fallen meist dieselben Teamnamen wie Besiktas, Fenerbahce oder Galatasaray und vielleicht auch noch Trabzonspor. Aber in dieser Saison sorgt Aytemiz Alanyaspor aktuell für mächtig Furore. Bis zum vergangenen elften Spieltag war das Team von der Mittelmeerküste Spitzenreiter der Süper Lig und erntete durch ihren offensiven Fußball sehr viel Sympathie. Ein wichtiger Akteur dieser Geschichte ist ohne Frage Neu-Coach Erol Bulut. Der im südhessischen Bad Schwalbach geborene Trainer mischt nach zwei erfolgreichen Jahren bei BTCTurk Yeni Malatyaspor nun mit seinem neuen Team die Liga mächtig auf. Der 44-Jährige beschrieb im Interview gegenüber dem Sportportal „Sporx“ seine Ansichten über die Fußballwelt, seinen Werdegang und gab sein persönliches Ziel bekannt.
„Ich habe Abdullah Avci sehr viel zu verdanken“
Der ambitionierte Coach erinnerte sich zunächst an seinen Einstieg ins Trainergeschäft bei Medipol Basaksehir als Assistent vom damaligen Cheftrainer Abdullah Avci zurück: „Avci hat mir vertraut und mir die Hauptaufgaben übertragen. Ich durfte sogar Trainingseinheiten selbst gestalten und habe mich dort in drei Jahren sehr gut weiterentwickelt. Zudem durfte ich auch meine eigene Vision miteinbringen. Dafür bin ich Avci sehr dankbar. Dies war der erste Schritt in meiner Karriere und ich habe im Anschluss ein Angebot von Yeni Malatyaspor erhalten. Das war für mich zunächst ein Sprung ins kalte Wasser, denn ich hatte zum ersten Mal in meiner Karriere den Posten des Cheftrainers bekleidet. Selbstverständlich gibt es keine Erfolgsgarantie. Wäre das Jahr schlecht verlaufen, würde ich aktuell wahrscheinlich woanders stehen. Doch ich hatte genug Selbstvertrauen und wusste immer, wie ich meiner Mannschaft helfen kann.“
„Der Erfolg setzt das Zusammenspiel von mehreren Faktoren voraus“
Die Frage, ob ein guter Kader für den Erfolg ausreichend sei, verneinte der 44-Jährige entschieden: „Ein Kader mit guten Fußballern ist für den Erfolg keineswegs ausreichend. Der Erfolg setzt das Zusammenkommen mehrerer Faktoren voraus. In den Mannschaften, die man übernimmt, findet man des Öfteren nicht das erwartete Bild vor. In Malatya ist es uns nach einer angemessenen Leistung im Aufstiegsjahr gelungen, die Liga auf dem zehnten Platz zu beenden. Anschließend haben wir mit den Spielern, dem Vereinspräsidenten, dem Vorstand und den Fans große Arbeit geleistet und das Team für das internationale Geschäft qualifiziert. Nun möchten wir bei Alanyaspor unseren Ehrgeiz auf die Spieler übertragen. Der aktuelle Kader ist etwas anders als die Mannschaft in Malatya. Zu Beginn der Saison haben wir gute Transfers getätigt, die sich sofort in das Team eingefügt haben. Im Moment spielen wir oben mit und ich wünsche mir, dass es weiterhin so bleibt.“
Warum Patron werden? Hier erfahrt Ihr es!
„Der europäische Fußball interessiert mich sehr“
Bulut erklärte, dass er den europäischen Fußball bei jeder Gelegenheit verfolge und beschrieb seine Beziehung zum Bundestrainer Joachim Löw: „Zwar treffen wir uns in Deutschland mit Löw nicht sehr oft, doch über unsere gemeinsamen Freunde lassen wir Grüße ausrichten und tauschen uns zwischendurch mal aus. Die Bundesliga, die Serie A und die Premier League schaue ich mir des Öfteren an und versuche in jedem Spiel etwas dazu zu lernen. Die Lehren, die ich aus den Champions League-Spielen ziehe, versuche ich auf mein Team umzusetzen. Außerdem passe ich meine Trainings- und Kommunikationsmethoden dementsprechend an.“
„Zu meinen Zielen gehört es, ein Team in Europa zu betreuen“
Der aktuelle Alanya-Coach habe zudem für sich selbst ambitionierte Ziele. Da darf Europa natürlich nicht fehlen: „Selbstverständlich möchte ich ein Team in Europa trainieren. Das gehört nicht nur zu den großen Zielen der Spieler, sondern auch von den Trainern. Schließlich sollte man sich immer hohe Ziele setzen, damit ein Anreiz geschaffen wird. Somit geht man mit einer größeren Motivation an die Sache ran. Mein aktuelles Ziel ist es, mit Aytemiz Alanyaspor erfolgreich zu werden und die Mannschaft in den oberen Tabellenplätzen festzusetzen. Was danach kommt, werden wir gemeinsam beobachten.“
„Es sollte in der Türkei keine Ausländerregelung geben“
Eines der brisanten Themen stellt in der Türkei die Diskussion um die Ausländerregelung dar. Bulut hat dazu eine klare Meinung: „Meiner Meinung nach sollte es in der Türkei definitiv keine Regulierung bezüglich der Anzahl an ausländischen Spielern geben. Der Grund ist folgender: Wenn die Zahl begrenzt wird, steigen unnötigerweise die Preise der türkischen Spieler. Es wird behauptet, Nachwuchsspieler würden keine Chance mehr haben, wenn die Ausländerregelung nicht eintritt. Doch diese Themen können nicht miteinander gekoppelt werden. Niemand wird dazu gezwungen, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten. Die, die es nicht wünschen, können anstelle von 14 lediglich acht ausländische Fußballer verpflichten und weiterhin Nachwuchskicker im Kader berücksichtigen. Die Nichteinschränkung der Ausländerzahl verbietet keinem Verein, in die eigene Jugend zu investieren.“