Der türkische Nationalspieler und EM-Teilnehmer Kaan Ayhan erklärte, dass ihn die Kommentare nach der Niederlage gegen Portugal bei der EURO 2024 verärgert haben: „Das psychologisch schwierigste Spiel war das Spiel gegen Tschechien. Wir sind nicht mit voller Unterstützung dorthin gefahren.“ Der gebürtige Gelsenkirchener betonte jedoch, dass die Nationalmannschaft ihren Erfolg fortsetzen muss, indem sie ihre Leistungen weiter verbessert. Im Trainingslager von Galatasaray in der österreichischen Region Liezen in der Steiermark, äußerte sich der 29-Jährige gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“.
Fragezeichen ausgeräumt – Türkei muss sich stetig verbessern
Der erfahrene Profi, der wegen seiner Teilnahme an der EURO 2024 erst spät zur Saisonvorbereitung anreiste, bewertete das EM-Turnier, bei dem die Türkei das Viertelfinale erreichte. Der 63-malige Nationalspieler erklärte, dass es in der türkischen Sportöffentlichkeit vor dem Turnier Fragezeichen bezüglich der Nationalmannschaft gab: „Jeder hatte ein Fragezeichen, bevor das Turnier begann. Wenn man an die letzte Europameisterschaft denkt, ist dies auch verständlich. Bei der EURO 2020 hatten wir eine talentierte Mannschaft. Mit den Neuzugängen Arda Güler und Baris Alper (Yilmaz) sind wir noch stärker geworden. Nach der Europameisterschaft habe ich schlaflose Nächte im Urlaub verbracht. Hätten wir im Spiel gegen die Niederlande 10–15 Minuten länger durchgehalten und ein Tor erzielt, hätten wir unser Land und uns selbst noch stolzer gemacht. Leider ist es nicht dazu gekommen. Wir haben ein gutes Turnier gespielt, aber das sollte nicht das Ende des Weges sein. Von nun an wollen wir bei den nächsten Turnieren noch erfolgreicher sein, indem wir darauf aufbauen.“
Nächstes Ziel WM-Teilnahme
Im EM-Viertelfinale gegen die Niederlande habe man die Unerfahrenheit einer jungen Mannschaft zu spüren bekommen, sagte Ayhan weiter: „Alle Spiele waren Endspiele bei der Europameisterschaft. Wenn wir das erste Spiel gegen Georgien nicht gewonnen hätten, wären wir in einer ganz anderen Situation gewesen. Auch die Partie gegen die Niederlande war ein Endspiel. Wenn wir im Halbfinale auf England getroffen wären, hätten wir eine Chance gehabt, das Finale zu erreichen. Wir wussten auch um die Situation der Engländer, die keine Top-Leistung gezeigt haben. Wir wollten ins Halbfinale, und ich finde es schade, dass wir gegen die Niederlande gespielt haben. Eigentlich haben wir 60–65 Minuten lang sehr gut gespielt. Vielleicht haben wir die schlechtesten Niederlande des Turniers gesehen, aber das war unser Verdienst. Von der Taktik her haben wir alles richtig gemacht. Wenn man sich das Durchschnittsalter der Mannschaft ansieht, hat es uns vielleicht an einigen Stellen an Erfahrung gefehlt, oder uns ist der Sauerstoff ausgegangen, während wir 60 Minuten lang verteidigt und um jeden Ball gekämpft haben. Wir sind eine junge Mannschaft, und wir werden aus diesen Spielen lernen. Es war ein gutes Turnier für die Nationalmannschaft. Darauf müssen wir aufbauen. Es wäre eine große Enttäuschung, sich nach dieser Zeit nicht für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.“
Tschechien-Spiel Mentalitätstest – Kein Glück mit Schiedsrichtern
Zu den Entscheidungen des Schiedsrichters im Spiel gegen die Niederlande sagte der erfolgreiche Defensivspieler indes Folgendes: „Mir fallen nicht nur das Spiel gegen die Niederlande ein, sondern noch ein, zwei weitere Spiele davor. In einigen Positionen haben uns die Schiedsrichter aus dem Spiel genommen. Es wäre einfach, den Schiedsrichtern die Schuld zu geben. Im Spiel gegen die Niederlande hatten wir das Spiel im Griff. Wir haben zwei Tore kassiert, ohne dass ein großer Fehler des Schiedsrichters vorlag. Ich denke, wir sollten uns nicht an diesen Dingen aufhängen. Das wird auch in den nächsten Spielen passieren. Aber wir hatten kein Glück mit dem Schiedsrichter.“
Portugal-Pleite und Druck auf der Mannschaft
Ayhan erklärte das im Detail, wie die Kommentare in der Presse und den sozialen Medien nach der Niederlage gegen Portugal in der EURO 2024-Gruppe für Unmut bei ihm persönlich und im Team gesorgt hätten. Der 29-Jährige wies darauf hin, dass man aufgrund der Kommentare nach dem Portugal-Spiel mental angekratzt in das Spiel gegen Tschechien gegangen sei: „Unsere Moral war nach dem Portugal-Spiel sehr niedrig. Unsere Nation hatte unterschiedliche Meinungen. Die einen haben uns bis zum Schluss unterstützt, die anderen haben sich von der Kritik der Medien mitreißen lassen. Ich werde keine professionelle Antwort auf diese Frage geben, sondern ganz offen sprechen. Was nach dem Portugal-Spiel geschah, hat mich erschüttert. Wir hatten eine erfolgreiche Europameisterschaft, aber ich denke, dass Tschechien psychologisch das schwierigste Spiel war. Wir sind nicht mit voller Unterstützung dorthin gefahren. Danach haben wir unsere Nation hinter uns geeint und sind gestärkt aus dem Achtelfinale gegen Österreich hervorgegangen.“
Sein Jubel gegen Tomas Chory im Spiel gegen die Tschechien
Ayhan sprach über seinen langen Sprint und sein Vorbeigleiten am tschechischen Innenverteidiger Tomas Chory, nachdem Teamkollege Cenk Tosun in der Verlängerung gegen Tschechien den Siegtreffer erzielt hatte. Ayhan sagte, die tschechischen Fußballer hätten ihn während des Spiels mit türkischen Schimpfwörtern provoziert, und fügte hinzu: „Ich hatte keine Energie mehr, um das Tor mit meinen Mannschaftskameraden zu feiern, aber ich habe eine Reaktion gezeigt. Die Spieler der gegnerischen Mannschaft lernten türkische Schimpfwörter und sagten sie zu uns auf dem Spielfeld. Das berührt die Menschen. Egal wie professionell man ist, es bleibt im Kopf. In diesem Moment habe ich reagiert.
Der bejubelte Siegestanz
Ayhan verriet anschließend, dass er den Tanz, den er in der Umkleidekabine nach Siegen bei der EURO 2024 aufführte, als Torjubel in der Trendyol Süper Lig verwenden wird. Ayhan erklärte, dass sein Tanz, der in den sozialen Medien bewundert und von vielen Menschen aufgeführt wurde, aus einem Scherz mit seinen jungen Mannschaftskameraden entstand: „Eigentlich habe ich kein anderes Lied in meinem Kopf gespielt. Meine jungen Freunde haben mich hinter der Kamera beobachtet. Ich wollte einen Scherz machen, und das hat viel Anklang gefunden. Dann habe ich diesen Tanz in den sozialen Medien gesehen. Einige unserer jungen Brüder haben diesen Tanz zum Trend gemacht. Mein Bruder spielt auch für Schalke 04. Wenn er ein Tor geschossen hat, hat er diesen Tanz zu seiner Freude getanzt. Vielleicht kann ich das auch machen, wenn ich in der Süper Lig ein Tor schieße.“
Ein Kommentar
Das doch normal wer gegen Portugal solche Eier Tore kassiert….