Nach dem 2:1-Sieg gegen Aserbaidschan im Testlauf für die EURO 2020 erwarteten die türkischen Fans auch einen Sieg gegen das vermeintlich schwächer angesehene Guinea. Doch nichts wurde es mit dem “aggressiven und unterhaltsamen” Fußball, den Chefcoach Senol Günes in der obligatorischen Pressekonferenz am Montagabend versprochen hatte. Stattdessen bereiteten die Westafrikaner den Halbmond-Kickern Kopfschmerzen und überzeugten mit guten Passkombinationen und starken Pressing. Auch erarbeiteten sich die Schützlinge des einstigen Europameisters (1984, Frankreich), Galatasaray-Spielers (1987/88) und türkischen Staatsbürgers, Didier Six, der einigen „Löwen“-Anhängern noch ein Begriff sein wird, mehrere Torchancen. Während die türkische Medienlandschaft teilweise noch die Testspiel-Gegner kritisierte und stärkere Mannschaften verlangte, zeigten sowohl Aserbaidschan als auch Guinea die Schwächen der Türkei auf. Auch wenn Günes in Experimentierlaune war, gossen die Testspiele dem Freudentaumel der Rot-Weißen bislang nur Wasser in den Wein.
„Sind noch nicht auf dem angestrebten Niveau“
Dementsprechend konnte der 68-jährige Übungsleiter erneut nicht wirklich zufrieden mit seiner Truppe sein. Im Post-Match-Interview streute der Taktikfuchs Salz in die derzeitigen Wunden: „Das Italien-Spiel ist eine ganz andere Begegnung. Aber trotzdem hätten wir heute vorne druckvoller sein müssen. Der Gegner spielte sehr körperbetont und es war im Grunde ein gutes Match. Wir haben allen eine Chance gegeben und hätten sowohl Tore kassieren als auch selbst erzielen können. Leider ist unser Spieltempo viel zu langsam. Auch fehlt es bei den ruhenden Bällen noch an Organisation. Dies hat wahrscheinlich viel mit den häufigen Umstellungen im Kader zu tun. Wir hätten ein besseres Ergebnis erzielen müssen. Allerdings sind wir noch nicht auf dem angestrebten Niveau.“
„Endgültigen EM-Kader gibt es Dienstagabend“
Auf die Frage, wann er die vier Streichungen im Team vornehme, meinte Günes: „Dorukhan Toköz und Mahmut Tekdemir haben sich heute sehr angestrengt. Irfan Can Kahveci, Abdülkadir Ömür und Ozan Kabak sind erst seit kurzem wieder verletzungsfrei. Merih Demiral haben wir nicht riskieren wollen. Halil Dervisoglu war heute gut. Ridvan Yilmaz war im Vergleich auch besser, muss aber noch ein paar Meilen gehen. Dorukhan könnte uns als Alternativspieler sehr hilfreich sein. Den endgültigen Kader gibt es Dienstagabend. Wir werden bis zum letzten Augenblick warten. Aktuell versuche ich mit der Aufregung und der Schwierigkeit einer solchen Entscheidung klarzukommen.“
Spielerstimmen
Ridvan Yilmaz (LV, Türkei): „Im ersten Spiel war ich sehr aufgeregt. Auch heute war ich etwas nervös, aber bekam das in den Griff. Wir hätten heute gerne gewonnen, aber nichtsdestotrotz haben wir als Team eine ordentliche Leistung gezeigt. Nun steht die Europameisterschaft bevor und ich hoffe, dass alles noch besser sein wird.“
Kenan Karaman (LA, Türkei): „In der ersten Halbzeit haben wir die Wünsche unseres Trainers – insbesondere das offensive Pressing – nicht umsetzen können. Nach dem Seitenwechsel waren wir besser. Wir hatten unsere Chancen, aber haben sie leider nicht verwerten können. Nun steht noch ein Testspiel bevor und dann Italien.“
Mert Günok (TW, Türkei): „Wir haben uns heute etwas schwergetan. Speziell körperlich hat uns der Gegner zu schaffen gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir zu wenig gemacht. Eigentlich wollten wir das Spiel bestimmen. Über die gesamte Vorbereitungsphase hinweg absolvieren wir ziemlich anstrengende Einheiten. In den Testspielen sind wir bislang immer mit unterschiedlichen Kadern angetreten. Jeder versucht das Beste aus sich herauszuholen. Wir hätten gerne gewonnen, aber leider hat es nicht geklappt. Wenigstens haben wir nicht verloren. Nun geht es erst einmal nach Deutschland.“