Cenk Tosun nach überraschender EM-Teilnahme: „Bin hier, um Tore zu schießen“

Nachdem Besiktas-Stürmer in den letzten Monaten kaum eine Rolle unter Nationaltrainer Vincenzo Montella im Team der Türkei gespielt hatte und zudem viel Kritik für seine schwachen Saisonleistungen bei Besiktas erhalten hatte, wurde der 50-malige Nationalspieler (20 Länderspieltore) doch noch im letzten Atemzug für den türkischen EM-Kader nominiert, was viele überraschte. Der 33-Jährige erklärte nach seiner Berufung für das EM-Aufgebot der türkischen Auswahl, dass er seine Nominierung mit guten Leistungen und wichtigen Toren rechtfertigen wolle: „Das ist mein Job, ich bin hierhergekommen, um Tore zu schießen. Ich hoffe, es wird ein einfaches Tor sein, aber wichtiger als das ist der Erfolg der Mannschaft. Wenn Sie mich fragen, ob ich lieber ein Tor schieße oder die Gruppe überstehe, würde ich natürlich auf jeden Fall in der Gruppe weiterkommen wollen. Aber wenn ich hierher gebracht wurde, um ein Tor zu schießen, werde ich alles geben, um ein Tor zu schießen.“

Tosun sieht sich in Mentor-Rolle

Cenk bezeichnete Arda Güler, Semih Kilicsoy und Kenan Yildiz als „große Star-Anwärter“ und möchte auch ein Stück weit als Mentor und Vorbild für diese junge Garde dienen: „Sie sind meine kleinen Brüder. Sie sind immer an meiner Seite. Ich versuche, ein gutes Beispiel für sie zu sein, denn ich habe das auch erlebt. Alle drei sind wirklich große Talente, große Star-Anwärter. Wir haben eine gute Generation: Ob ich, Mert Günok oder Hakan Calhanoglu, wir versuchen, sie als ihre älteren Brüder zu unterstützen. Wir versuchen, ihnen den richtigen Weg zu zeigen. Denn es ist wirklich nicht einfach, als Jugendlicher mit dem psychischen Druck umzugehen. Aber sie sind alle auf dem richtigen Weg. Das türkische Volk vertraut ihnen und wir vertrauen ihnen.“

Offensive hat keine Probleme

Cenk Tosun betonte, dass die Nationalmannschaft seiner Ansicht nach mit diesem Kader keine Probleme mit dem Toreschießen haben werde: „Wenn man sich die letzten drei Spiele anschaut, stimmt das, was Sie sagen, aber wenn ich mich nicht irre, haben wir in den Qualifikationsspielen und Testspielen 20 Tore erzielt. Diese Tore wurden von 17 verschiedenen Spielern erzielt. Es sind also nicht nur die Torschützen, jeder kann bei uns Tore erzielen. Jeder trägt die Last des Toreschießens. Ich glaube nicht, dass diese Mannschaft Probleme mit dem Toreschießen haben wird.“

Mitgefühl für aussortierte Mitspieler

Cenk drückte auch sein Bedauern für seine Mitspieler aus, die mit dem gestern Abend bekannt gegebenen 26-köpfigen Kader für die EURO 2024-Endrunde die Nationalmannschaft verlassen mussten: „Weil alle hier gearbeitet haben. Jeder hat hier eine Woche, 10 Tage lang trainiert. Wir arbeiten und bereiten uns auf das Turnier vor. Jeder will dorthin gehen. Denn es ist der höchste Punkt. Deshalb taten uns unsere Brüder und Freunde leid, die abgereist sind. Wir haben uns mit ihnen zusammengesetzt, ein letztes Mal geplaudert, unseren Tee getrunken und uns dann von ihnen verabschiedet. Sie sind nicht für dieses Turnier hier, und dann gehört dieses Trikot wieder ihnen.“

Berufung keine Überraschung

Anders als viele andere sei seine Nominierung für ihn keine Überraschung gewesen: „Um ehrlich zu sein, habe ich damit gerechnet, denn ich habe immer Vertrauen in mich. Ja, vielleicht hatten wir eine sehr schwierige Zeit bei Besiktas, aber wir haben es als Team geschafft. Es ist nicht so, dass die Mannschaft jede Woche drei bis fünf Tore erzielt hat und ich schlecht gespielt habe. Ja, ich hatte auch nicht meine beste Saison, aber ich habe trotzdem elf Tore und sieben Assists für Besiktas beigesteuert. Diese Zahlen sind auch nicht schlecht. Als ich hierherkam und als ich das Nationaltrikot trug, war ich immer entweder erfolgreich oder habe Tore geschossen. Deshalb habe ich, als ich hierherkam, gehofft und erwartet, ins Aufgebot zu kommen, und ich habe dafür gearbeitet.“

„Ich denke, sie werden sich an dieses Niveau gewöhnen“

Der frühere Frankfurter wies darauf hin, dass die türkische Nationalmannschaft einen der jüngsten Kader des Turniers hat: „Ich glaube, unsere Mannschaft hat einen Altersdurchschnitt von 25,8. Es ist eine sehr junge Mannschaft. Wir haben sehr talentierte junge Spieler. Es sind auch erfahrene Fußballer wie Mert, ich und Hakan dabei. Vielleicht nehmen sie schon zum zweiten oder dritten Mal an diesem Turnier teil. Wir wollen, dass sie diese Atmosphäre erleben. Weil wir diese Turniere gesehen haben, sind wir hier, um ihnen diese Atmosphäre zu erklären und zu vermitteln. Sie spielen alle in sehr großen Ligen. Ich denke, sie werden sich an dieses Niveau gewöhnen.“

„Ich denke, wir haben ein sehr gutes Spiel gegen einen starken Gegner gemacht“

Tosun ging auch auf das Spiel gegen Italien ein, das am Dienstag, dem 4. Juni, in Bologna stattfand und mit einem torlosen Unentschieden endete: „Ich denke, wir haben ein Spiel zu Ende gebracht, ohne etwas zu verschenken. Ja, wir sind nicht in viele Positionen gekommen, aber wir haben kompakt und diszipliniert gespielt. Wir haben gezeigt, dass wir auf diesem Niveau gute Dinge tun können. Ich denke, wir haben ein sehr gutes Spiel gegen einen so starken Gegner gespielt. Es war ein gutes Vorbereitungsspiel für uns. Jetzt haben wir das nächste Spiel gegen Polen. Wir wollen es gut bestreiten, hoffentlich gewinnen und komplett bereit für das Turnier sein“, zitierte die Nachrichtenagentur „IHA“ den Torjäger aus Wetzlar.

„Es ist keine leichte Gruppe, aber wir sind von unserer Stärke überzeugt“

Zur Gruppe F, in der die Nationalmannschaft bei der EURO 2024 mit Portugal, Tschechien und Georgien trifft, sagte Tosun derweil Folgendes: „Ich will natürlich niemanden unterschätzen. Aber Georgien hat nichts zu verlieren. Sie nehmen zum ersten Mal an einem so großen Turnier teil. Portugal braucht man nicht zu erwähnen. Vielleicht einer der Favoriten des Turniers. Wir haben vor ein oder zwei Jahren gegen sie gespielt, ein Spiel, in dem wir eine gute zweite Halbzeit gespielt haben. Leider haben wir am Ende nicht gewonnen. Tschechien ist eine gute Mannschaft, die nicht von ihrer Linie abweicht und an jedem Turnier teilnimmt. Es ist also keine leichte Gruppe, aber wir haben Vertrauen in unsere Stärke. Ich hoffe, dass wir in allen drei Spielen gute Ergebnisse erzielen werden.“

„Wir wollen Schritt für Schritt vorankommen“

Auf die Frage, ob die hohen Erwartungen an die Mannschaft im Turnier Druck auf sie ausübten, sagte Tosun: „Es übt keinen Druck auf uns aus. Denn das sind gute Dinge, es bedeutet, dass unsere Leute uns vertrauen und solche Dinge sagen. Aber wir haben immer gesagt, dass wir bei den letzten Turnieren ins Viertel- und Halbfinale kommen würden, aber bedauerlicherweise haben wir es nicht geschafft. Deshalb wollen wir Schritt für Schritt vorgehen. Unsere Priorität sind drei Spiele in der Gruppe, die wir hoffentlich sehr gut abschließen und dann Schritt für Schritt weitermachen wollen.“

„Wir zählen die Tage des Wiedersehens mit ihnen“

Tosun erklärte, dass die Tatsache, dass die Europameisterschaft in Deutschland ausgetragen wird, für die Mannschaft in Bezug auf die Fan-Unterstützung von Vorteil ist: „Da ich in Deutschland geboren bin und der größte Teil meiner Familie noch in Deutschland lebt, kenne ich die Begeisterung und den Enthusiasmus dieser Menschen. Wir zählen die Tage, um sie zu treffen. Bei den meisten Spielen sind die meisten Fans ohnehin unsere Fans. Auch darüber sind wir froh. Denn sie waren schon immer eine treibende Kraft für uns. Wir sind auch sehr aufgeregt. Ich bin auch aufgeregt, weil ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, weil alle meine Freunde und meine Familie kommen werden. Ich überlege schon, wie ich für sie alle Karten organisieren kann. Es warten sehr gute Spiele auf uns“, schloss er seine Ausführungen.