Am Sonntagabend war Besiktas im Rahmen des zweiten Spieltages der Spor Toto Süper Lig bei Corendon Alanyaspor zu Gast. Bereits nach 31 Minuten hatten die Schwarz-Weißen den Sack vermeintlich zugemacht, wären da nicht die beiden Innenverteidiger, die das bereits gelaufene Spiel noch einmal spannender machten, als es sein musste. Am Ende gab es ein Sechs-Tore-Spektakel, welches keinen Sieger vorzuweisen hatte.
Erst Gelb – dann Tor: N’Koudous kurioser Start
Noch kurioser hätte der Start für Geroges-Kevin N’Koudou wohl nicht verlaufen können. Da war die Partie erst 20 Sekunden alt, schon hatte sich der Flügelflitzer den gelben Karton nach Foulspiel an Fatih Aksoy eingefangen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, weiterhin energisch zu bleiben und nur knapp zwei Minuten später die Führung für die Gäste aus Istanbul herbeizuführen. Kapitän Rachid Ghezzal schlug einen Eckball an den langen Pfosten, wo Wout Weghorst mustergültig servierte und der kamerunische Nationalspieler mit einem wuchtigen Volley schließlich den Ball im Netz zappeln ließ. Auf den ersten Pflichtspieltreffer musste der Ex-Wolfsburger Weghorst also nach wie vor warten. Nichtsdestoweniger war er aber bereits an beiden Besiktas-Treffern in dieser Saison – zumindest als Assistgeber – beteiligt. Und der erfolgreiche Auftakt sollte aus schwarz-weißer Sicht in der 20. Minute auch schon weitergehen. Nach einem Pass von Ghezzal war Salih Ucan in den Strafraum eingedrungen und erhöhte mit einem sauberen Linksschuss gegen seinen Ex-Klub auf 2:0. Die Hausherren hatten nach einer halben Stunde mehr Ballbesitz (70 Prozent) und mehr Pässe (167 zu 73) vorzuweisen, aber diese Details sollten ihnen zu nichts verhelfen.
Besiktas nur noch zu zehnt – Sehenswerter Bekiroglu-Freistoß lässt Hoffnung aufkeimen
Stattdessen spielte Besiktas munter weiter und wollte vor dem Gang in die Katakomben alles klarmachen. Ghezzal wurde im Strafraum zu Fall gebracht, übernahm im Anschluss die Verantwortung und sorgte schon eine gute Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff für klare Verhältnisse. Während die Fans anfingen, sich auf einen sicheren Sieg einzustellen und eher diskutierten, wie hoch das Ergebnis ausfallen wird, machte ihnen Emrecan Uzunhan einen Strich durch die Rechnung. Nachdem der Debütant im BJK-Dress bereits nach einer Viertelstunde verwarnt worden war, ging er in einem Zweikampf ungeschickt mit dem Ellbogen ran, sodass ihn der Unparteiische Yasin Kol des Feldes verwies (37.). Dies war bereits die zweite Gelb-Rote Karte für Besiktas nach zwei Spieltagen. In der dritten Minute der Nachspielzeit verkürzte der ehemalige 1860 München-Proif, Efkan Bekiroglu, schließlich mit einem sehenswerten Freistoß auf 1:3, was zugleich der erste Torschuss der Gastgeber war, und ließ Hoffnung im Alanya Oba-Stadion für die zweiten 45 Minuten aufkeimen.
Alanya weiß sich nicht zu helfen – Saiss hilft nach
Um einem möglichen Comeback von Alanyaspor entgegenzukommen, reagierte Valerien Ismael und nahm einen Dreifachwechsel nach dem Pausentee vor. Alle drei Torschützen durften überraschend schon in den Feierabend. Für sie waren Tyler Boyd, Francisco Montero und Necip Uysal neu in der Begegnung. Ismaels Amtskollege auf der anderen Seite, Francesco Farioli, verzichtete zunächst und zog eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff mit einem vierfachen Wechsel nach. Arnaud Lusamba, Idrissa Doumbia, Oguz Aydin und Yusuf Özdemir sollten den Mittelmeer-Vertreter auf irgendeine Art und Weise zu einem Punktgewinn führen. Rein statistisch gesehen hatte sich trotz der Tatsache, dass sie mit einem Mann mehr auf dem Platz standen, im Grunde nichts verändert. Besiktas hatte sich immer mehr in die eigene Hälfte zurückgezogen. Entsprechend hatten die Orange-Grünen weiterhin mehr Ballbesitz (74 Prozent) und mehr gespielte Pässe (417 zu 149) auf der Habenseite. Doch 25 Minuten vor dem Ende war ihnen kein weiterer Torschuss gewährt worden.
Candeias beschert Alanya Punktgewinn und den Süper Lig-Fans ein Sechs-Tore-Spektakel
Während alles nach Plan verlief, sollte der nächste Innenverteidiger erneut für Aufregung sorgen. Eine Minute zuvor klärte Romain Saiss noch einen Header von Bekiroglu auf der Linie, aber wenige Augenblicke später köpfte er die Kugel ungewollt in die eigenen Maschen und machte es noch einmal richtig spannend (81.). Und am Ende des Tages kam es, wie es kommen musste. Gedson Fernandes legte den dribbelstarken Zinedine Ferhat mit einer späten Grätsche im Strafraum um. Schiedsrichter Kol blieb keine andere Wahl, als zum zweiten Mal in dieser Partie auf den Punkt zu zeigen. Auch bei Alanyaspor übernahm schließlich der Kapitän, Daniel Candeias, die Verantwortung und ließ Ersin Destanoglu im Tor von Besiktas keine Chance (90.+2). Somit bescherte er seiner Mannschaft nach einem zwischenzeitlichen 0:3-Rückstand einen unglaublichen Punktgewinn im eigenen Stadion und ein Sechs-Tore-Spektakel. Eine Partie, die wohl noch einige Zeit in den Köpfen der Spor Toto Süper Lig-Fans erhalten bleiben wird.
Aufstellungen
Corendon Alanyaspor: Karagöz – Balkovec, Bayir, Aksoy (60. Özdemir) – Bingöl (60. Aydin), Fer (59. Doumbia), Targhalline (59. Lusamba), Candeias – Bekiroglu, Ferhat – Eduardo (78. Yardimci)
Besiktas: Destanoglu – Masuaku, Uzunhan, Saiss, Rosier – Vardar (82. Karaman) – N’Koudou (46. Boyd), Ucan (46. Uysal, Fernandes (90+5 Yilmaz), Ghezzal (46. Montero) – Weghorst
Tore: 0:1 N’Koudou (3.), 0:2 Ucan (20.), 0:3 (31./FE) Ghezzal, 1:3 Bekiroglu (45.+3), 2:3 Saiss (81./ET), 3:3 Candeias (90.+2/FE)
Gelb-Rote Karte: Uzunhan (Besiktas)
Gelbe Karten: Fer, Aksoy, Candeias (Alanyaspor) – N’Koudou, Uzunhan, Weghorst (Besiktas)