König Fußball regiert schon seit Jahrzehnten den internationalen Sport. Volle Stadien, phrenetischer Torjubel, bunte Fankurven und Autokorsos prägen das Bild des beliebten Mannschaftssportes. Auch in den Medien wird der Fußball als Quotenkönig gefeiert. Doch seine Regentschaft scheint nicht unantastbar zu sein. Die vergangenen Monate haben Veränderungen mit sich gebracht, die sich zu einem Trend entwickeln könnten.
Fußballvereine verzeichnen einen geringeren Zulauf an Nachwuchsspielern und auch in den Fankurven der Stadien blitzen größere Lücken auf, als sie der Sport gewohnt ist. Die Medienpräsenz des Fußballs ist ungebrochen, doch im direkten Kontakt mit Nachwuchs und Fans scheint das Interesse am runden Leder an Schwung verloren zu haben. Woran kann es liegen, dass die Euphorie der Fans nachlässt und wie kann König Fußball nachlegen, um vor allem hierzulande wieder im alten Glanz zu erstrahlen?
Muss die Spannung selbst erzeugt werden?
Eine sportliche Begegnung lebt von Spannung, vom Mitfiebern und der Euphorie bei Sportlern und Fans. Vor allem in den voll besetzten Fußballstadien sind diese Punkte geradezu körperlich spürbar. Die veränderten Bedingungen der vergangenen Monate scheinen die Welle der Begeisterung jedoch vorläufig gebrochen zu haben. Wenn der geregelte Spiel- und Trainingsbetrieb digitalen Alternativen weichen muss, kann dies Spuren hinterlassen. Die Leistung der türkischen Nationalmannschaft während der diesjährigen Europameisterschaft zeugte eher von Entspannung hinter den Kulissen als von Nervenkitzel. Branchenkenner sprachen im Hinblick auf die Top-Spieler der Nation gelegentlich sogar von einer gewissen Unlust.
Auch auf Seiten der Fans bleibt die Stimmung häufig hinter den Erwartungen zurück. Es scheint, als sei die Spannung, die in der Stadionluft eigentlich greifbar sein müsste, verpufft. Vielleicht reicht es nicht aus, sich im Fernsehsessel zurückzulehnen und darauf zu warten, von der Euphorie mitgerissen zu werden. Spannung muss nicht aus dem Nichts entstehen, es ist möglich, sie selbst zu schaffen. Viele Fans tun das, indem sie Tippspiele ins Leben rufen. Eine gern genutzte Möglichkeit, um Spiele mit mehr Spannung zu versehen, sind Fußball Wetten. Online-Anbieter haben stark dazu beigetragen, dass das Interesse gewachsen ist. Sie bieten eine große Vielfalt an Wettoptionen und halten große sportliche Begegnungen häufig sogar im eigenen Livestream für ihre Kunden bereit. Wenn das Mitfiebern mit dem Lieblingsverein oder der Nationalmannschaft durch eine interessante Wettoption oder das gemeinsame Erleben einer Tippgemeinschaft ergänzt wird, kann wieder Spannung entstehen, die sowohl im Stadion als auch vor dem Bildschirm zündet. Mehr Euphorie entsteht auch durch gemeinsames Fußballschauen, sei es im privaten Rahmen oder beim Public Viewing. Auf diese Weise kann ein einfaches Fußballspiel auch jenseits des Stadions zum Event werden.
Die türkische Fankultur als „Sonderfall“
Ein „Sonderfall“ zum oben beschriebenen Nachwuchsproblem und den zurückgehenden Fanzahlen ist sicherlich der türkische Fußball. Die türkischen Fußballfans sind Meister der Loyalität und bleiben ihren Lieblingsvereinen treu. Gerade die Klubs aus Istanbul haben eine eingeschworene Fangemeinschaft und die Fans fühlen sich ihrem Lieblingsverein sehr verbunden. Das zeigt sich auch daran, was deutsche Spieler, die mal für einen türkischen Verein gespielt haben, über die türkische Fankultur erzählen. Toni Schumacher spiele drei Jahre lang für Fenerbahçe Istanbul, fühlte sich gleich zuhause und wurde sofort zum Kapitän ernannt. Christoph Daum, der früher Trainer von sowohl Besiktas als auch Fenerbahçe war, erklärt es so, dass man bereits mit dem Emblem im Herzen geboren wird: In einer Familie halten alle Mitglieder zum selben Verein und die Liebe zu diesem Verein wird gelebt. Das Motto lautet „Leben und sterben für den Verein“. Das liegt daran, dass die türkischen Fans sehr emotional und leidenschaftlich sind. So erklärt Poldi beispielsweise, dass laute Gesänge, aber auch Bengalos zur türkischen Fankultur dazugehören. Bei den Spielen wird intensiv mitgefiebert und den Emotionen freien Lauf gelassen, egal ob man sich über ein Tor freut oder über eine Spielszene ärgert. Auch die einzelnen Spieler werden wie Helden gefeiert.
Die jüngere Generation partizipiert lieber virtuell
Im Sport steht der Nachwuchs im Fokus. Dabei geht es sowohl um Nachwuchssportler als auch um junge Fans, die die Popularität einer Sportart am Leben erhalten können. Auch im Fußball richten sich viele Augen auf die jüngere Generation und ihr Interesse am König unter den Ballsportarten.
Hier hat sich bereits vor Jahren ein Trend abgezeichnet, der sich bis heute fortsetzt. In der jüngeren Generation sind sportliche Ereignisse und die Partizipation am Sport verstärkt in den virtuellen Raum gewandert. Bereits im Jahr 2017 befragte die BBC im Rahmen der Studie „Price of Football Study” rund 200 Vereine und 1000 Fans im Alter zwischen 18 und 24 Jahren zum Fanverhalten der jungen Generation. Das Ergebnis kann kaum überraschen:
„63 Prozent der britischen jungen Erwachsenen spielt nicht mehr aktiv im Verein Fußball. Mittlerweile haben Sportwetten und Konsolenspiele in Bezug auf den Fußball das aktive Spielen mehr als deutlich überholt. 44 Prozent der Befragten geben an, regelmäßig auf Fußballspiele zu wetten, für mehr als 60 Prozent gehört das „Fußball spielen” an der Konsole mittlerweile zum Alltag. Und nur etwas mehr als Viertel der jungen Erwachsenen lässt verlauten, dass es mehr als ein Fußballspiel pro Monat live im Stadion sieht.
Für etwa drei Viertel sind soziale Medien Informationsquelle Nummer eins, wenn es um Fußball geht. Mittlerweile haben auch die einschlägigen Applikationen auf Smartphones das Fernsehen als Informationsquelle abgelöst, wie aus der Studie hervorgeht.“
(Quelle: https://effzeh.com)
Die Fankultur ist noch da, aber sie hat sich in die virtuelle Welt verlagert. Der Mangel an Nachwuchsspielern in Vereinen und das Ausbleiben eines jüngeren Publikums in den Stadien ist die logische Folge. Doch die veränderten Interessen bergen Entwicklungspotenzial. Digitale Anknüpfungspunkte zum jungen Publikum sind vorhanden und das grundsätzliche Interesse am Fußball besteht, wenn auch auf andere Weise. Wenn es gelingt, eine effektive Verbindung zwischen aktiver Teilnahme und digitalem Konsum zu schlagen, könnte König Fußball neue Wege beschreiten.
Interesse an Interaktion und Partizipation besteht
Die unfreiwillige Pause der vergangenen Monate hat dazu geführt, dass auch im Fußball die Rezeption über die digitalen Medien vorherrschend geworden ist. Dieser Trend sollte der jüngeren Generation entgegenkommen, deren Alltag stark von Medienkonsum geprägt ist.
Die Affinität zu virtuellen Angeboten ist allerdings nicht der einzige Faktor, der diese Bevölkerungsgruppe prägt. Ihr wird eine starke Neigung zu Interaktion und Partizipation zugeschrieben. Der Austausch in sozialen Medien, der Trend des Live-Streamings im Gaming-Bereich, der Wunsch nach ständiger Verfügbarkeit von Informationen und Kontaktmöglichkeiten über mobile Endgeräte, all das spricht für den Wunsch, sich mitzuteilen, sich auszutauschen und an einem möglichst breiten Spektrum an Alltagsmöglichkeiten zu partizipieren.
Das Interesse an Interaktion und Partizipation lässt sich im Sport aufgreifen. Der Fußball könnte, wie andere Vereinssportarten auch, wieder zur Begegnungsstätte für junge Menschen werden und das Interesse daran, die virtuelle Welt zumindest zeitweise zu verlassen, neu entfachen. Zuhause am Bildschirm lässt sich die Stimmung im Stadion nicht ausreichend einfangen, um den Funken überspringen zu lassen. Hier könne Vereine die Lücke füllen und Nachwuchsspielern und Fans gleichermaßen eine Plattform bieten, um ihrem Wunsch nach Engagement und Teilnahme nachzukommen.
Damit das Interesse auch langfristig am Leben gehalten werden kann, gilt es allerdings, einen Faktor zu berücksichtigen: Der jüngeren Generation wird eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne zugesprochen als älteren Bevölkerungsgruppen. Die Generation Z, die zwischen 2000 und 2015 geboren wurde, hat Wissenschaftlern zufolge eine Aufmerksamkeitsspanne von durchschnittlich 8 Sekunden. In der vorherigen Generation lag sie noch bei 12 Sekunden. Diese Entwicklung könnte auch die Rezeption sportlicher Ereignisse maßgeblich beeinflussen. Wer es gewohnt ist, innerhalb kürzester Zeit immer wieder neuen Input über das Smartphone zu erhalten, verliert bei einem 90-minütigen Fußballspiel zumindest am heimischen Bildschirm möglicherweise schneller das Interesse. Hier können Veranstalter neue Optionen ausschöpfen, um Fußballübertragungen interessanter und vor allem interaktiver zu gestalten und das Publikum in kurzen Abständen mit neuem Input zu versorgen. Im Zeitalter von vielfältigen Apps für Smart-TV und mobile Endgeräte ist das Potenzial groß. So könnte das veränderte Interesse der Fans auch wertvolle Impulse liefern, um König Fußball langfristig wieder attraktiver zu machen.
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