Am heutigen Freitagmittag kam TFF-Vorstandsmitglied Hamit Altintop ins Gespräch mit den türkischen Medien und „kotzte“ sich so richtig aus. Der Ex-Bundesliga-Profi nutzte die Gunst der Stunde, kritisierte unter anderem die heimische Süper Lig, als gäbe es kein Morgen mehr und ließ sämtliche Beteiligten aufhorchen.
„Kadioglu muss Türkisch lernen“
Zunächst knüpfte er sich Ferdi Kadioglu vor, der in den letzten Wochen ohnehin schon die Agenda des früheren Nationalspielers mehr als genug beschäftigte. Obwohl sich der in den Niederlanden geborene Profi mittlerweile für die Halbmond-Kicker entschieden hat, gab sich Altintop mit dieser Tatsache noch nicht zufrieden: „Kadioglu wird uns zweifelsfrei einen Mehrwert bieten. Aber auch er muss wie seine anderen Kollegen offen für Erfolge und Entwicklungen sein. Er ist nun schon seit vier Jahren in diesem Land. Wir sind der Meinung, dass er auch seine Türkischkenntnisse verbessern muss. Ein Spieler der türkischen Nationalmannschaft hat auch Verantwortungen außerhalb des Platzes zu tragen.“
Ära Denizli, Terim & Günes vorbei: Altintop fast schon erleichtert
Im Anschluss wurde der ehemalige Bayern-München-Spieler bezüglich der Trainerlegenden um Mustafa Denizli, Fatih Terim und Senol Günes gefragt. Alle drei Erfolgstrainer mussten in den letzten Monaten ihre Posten (un)freiwillig räumen und stehen aktuell ohne Job da. Darüber wirkte Altintop fast schon erleichtert: „Ich möchte allen drei danken. Zwar möchte ich damit nicht zum Ausdruck bringen, dass sie in Rente gegangen sind, aber Veränderung und Motivation sind immer ein Muss und dringend nötig. Tatsächlich glaube ich, dass unsere jungen Trainer eine andere Art von Begeisterung vermitteln.“
„Wissen eigentlich gar nicht, was wir machen“
Bevor er das türkische Fußballoberhaus in Grund und Boden redete, bekamen noch die türkischen Spieler ihr Fett ab: „Ich sage es schon seit Tag eins. Unsere Spieler trainieren nicht ausreichend. Diese Dinge muss einer zu Wort bringen. Es wird leider nicht gut trainiert. Wir dürfen nicht noch länger die Zeit der jungen Spieler verschwenden. Das Trainingstempo ist ungenügend. Genauso auch die Einheiten um Technik und Taktik. Wir machen keinerlei Extraschichten und wissen eigentlich überhaupt nicht, was wir machen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber jemand muss den Finger in die Wunde legen.“
„Technik, Taktik & Tempo – Die Süper Lig hat keine Qualität!“
Altintop war nun im „Flow“ und drehte weiter auf – und zwar deutlich: „Ebenso hat die Süper Lig keine Qualität. Sowohl technisch oder taktisch, auch ist das Tempo zu niedrig. Es ist kein einstudiertes Spiel vorhanden. Es gibt keine einzige Mannschaft, deren System immer wieder erkennbar ist. Stattdessen viel Improvisation und Auswendiglernen. Wir müssen wegkommen vom ganzen Geschrei und den Nickligkeiten an der Seitenlinie. Stattdessen müssen wir uns dem Wissen und der Wissenschaft widmen. Ich träume von einem Trainer, der sich den negativen Ergebnissen stellt und diese Verantwortung auch übernimmt.“ Aus sich selbst wolle der 39-Jährige diesen „Traumtrainer“ aber nicht formen: „Ich möchte kein Coach werden. Ich versuche lediglich die richtigen Namen zu verpflichten.“
Türkische Fans sollten Erwartungen zurückschrauben
Tacheles sprach Altintop auch im weiteren Verlauf. Der Gewinner des FIFA-Puskás-Preises 2010 bereitete die türkischen Fußballfans schon vorab auf die bevorstehende Dürrephase vor: „Unsere Vereine sollten herausfinden, welchen Spielstil sie vertreten und sich dann einen Trainer suchen. Es gibt keinen Sportdirektor im Land. Der ausländische Coach kommt und es gibt niemanden, mit dem er Kontakt aufnehmen kann. Sie stellen einen ausländischen Trainer ein und es gibt tatsächlich keinen Sportdirektor! Niemand soll es mir übel nehmen, aber es gibt kein ‚Das ist die Türkei und hier läuft der Hase eben so.‘ Es ist der Mensch, der das Umfeld gestaltet. Und es sind die Werte, die die Menschen ausmachen. Was ich sagen möchte, ist, dass unsere Fußballfans ihre Erwartungen in den nächsten drei bis vier Jahren, sogar in den nächsten fünf Jahren, etwas herunterschrauben müssen.“
Altintop nimmt Deutschland nicht als Beispiel
Hierbei versicherte der aus Gelsenkirchen stammende Funktionär, dass er trotz der Anstellung von Stefan Kuntz als Nationaltrainer und der Zusammenarbeit des TFF mit Bernhard Peters (ehemaliger HSV-Sportdirektor und Hoffenheim-Jugendkoordinator) sein Geburtsland nicht als Vorbild sehe: „Ich betone, dass ich Deutschland nicht als Beispiel nehme. Ich versuche lediglich die Arbeitsmethoden guten Fußballs zu lernen. Liebe, Fürsorge und Mitgefühl sind uns wichtig. Ohne sie können wir nicht erfolgreich sein.“ Wenn all diese Gedanken und Wünsche von Altintop eines Tages in die Tat umgesetzt werden würden, könne auch der Erfolg folgen. „Wenn Griechenland Europameister geworden ist und Galatasaray den UEFA-Cup geholt hat, dann kann die türkische Nationalmannschaft auch Europameister werden. Unser schönes Land kann erfolgreich sein, daran glaube ich ganz fest“, so der Teammanager der Türkei zum Abschluss.
7 Kommentare
Als einer der ersten Aktionen müssen die ganzen alten Schiris weg aus den Medien.
Ein Spiel dauert 90 Minuten und diese Fussballverdreher, Polemisierer und Hetzer sprechen 3 Stunden über die Schiris und Fouls, anstatt über den (nicht gespielten) Fussball.
Ebenso müssen die Medien endlich aufhören, alternde ausländische „Stars“ als das Nonplusultra zu vermitteln. Die machen die Stimmung im Land. Die sind der Grund, warum alternde Möchtegernstars auf den Schultern bei Ankunft getragen werden und als „Nichtskönner“ aus dem land gejagt werden. Die Medien sind schuld, dass man ein Foul 15 Minuten in Zeitlupe zu zeigen und mit 4 mann drüber zu diskutieren, was der Schiri falsch gemacht hat.
Altintop hat in allen Punkten recht aber er muss auch liefern, das heißt er muss die TFF unter Zugzwang bringen und den Fußball reformieren.
Diesen Singsang haben schon vor ihm tausende Folgen davor die Wannabe Experten in Takim Oyunu, Beyaz Futbol & Co gesagt jeder kennt die Fehler im türkischen Fußball und es wird auch laut ausgesprochen.
Aber solange es Vetternwirtschaft in großen Stil im türkischen Fußball gibt und Vitamin B bei Transfers und Talent Förderung (Geld wechselt in die andere Hand) wie z.b bei sehr mittelmäßigen Spielern wie Ozan Tufan solange wird sich nichts ändern das Problem ist weiter unten.
Scouting, Akademie, gutes Soziales Umfeld, Objektivität, und Talent Förderung des Talentes wegen.
Und nicht wegen der Onkel vom Onkel und dessen Cousin hat mal den Pickel am Arsch von Mr. XY ausgequetscht und dadurch schuldet er ihm ein gefallen.
Bestes beispiel für Objektive und gute Jugendarbeit ist Altinordu
Stimme allen zu. Ich hätte es mir aber noch gewünscht dass er seinen Senf bezüglich der Ausländerregelung auch noch abgibt, dann wäre es perfekt gewesen
Genau auf den Punkt gebracht Hamit. Endlich jemand der die Wahrheit sagt 👍
was soll man dazu noch sagen? Ehrenmann! die einzige kompetente person beim tff
Danke Hamit!!! Endlich jemand der die Eier hat die Situation auch mal in der Deutlichkeit auszusprechen, kann ich alles zu 1000% unterschreiben
Helal olsun, der spricht alles aus was jeder hier seit Jahren schreibt.
Eins zu eins meine Gedanken!