Es ist ein Rücktritt, der auf den ersten Blick kaum in die sportliche Lage passt: Nach dem deutlichen 3:0-Sieg von Genclerbirligi gegen Misirli.com.tr Fatih Karagümrük erklärt Cheftrainer Volkan Demirel seinen sofortigen Abschied. Direkt nach der Partie in der 15. Spielwoche der Süper Lig trat der frühere Nationaltorhüter vor die Kameras von beIN SPORTS und machte öffentlich, dass er sein Amt bei der rot-schwarzen Hauptstadtmannschaft aus Ankara niederlegt – obwohl er mit dem Team gerade einen überzeugenden Erfolg gefeiert hatte.
Rücktritt direkt nach dem 3:0-Erfolg gegen Fatih Karagümrük
Im Anschluss an das Spiel gegen Fatih Karagümrük bestätigte Volkan Demirel im TV-Interview, dass er seine Arbeit bei Genclerbirligi beendet. Der 44-Jährige erinnerte zunächst an seine Worte vor der Partie und betonte, wie wichtig ein Sieg in dieser Situation gewesen sei. Gleichzeitig nutzte er den Moment, um die Mannschaft zu loben, ehe er die entscheidende Botschaft aussprach. „Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass es sehr wichtig ist, zu gewinnen. Wir haben wirklich eine sehr gute Mannschaft. Ich mag sie alle sehr. Nach dem Spiel haben wir uns noch ein wenig unterhalten. Ich lege mein Amt nieder. Ich trete zurück“, erklärte er vor laufenden Kameras.
Die Aussage überraschte viele Beobachter, zumal die Leistung seines Teams in dieser Partie stimmte und der Erfolg eigentlich Rückenwind für die kommenden Wochen hätte bringen können. Stattdessen markiert der 3:0-Sieg den Schlusspunkt unter eine kurze, aber intensive Amtszeit. Dass Demirel den Schritt unmittelbar nach einem sportlich gelungenen Auftritt geht, zeigt, dass seine Beweggründe weniger auf das Tagesergebnis, sondern auf übergeordnete Entwicklungen im Klub zurückgehen.
„Ich trete zurück – aber nicht freiwillig“: Demirels klare Worte
Besonders deutlich wurde Volkan Demirel, als er auf die Hintergründe seines Rücktritts angesprochen wurde. Er machte klar, dass er den Abschied nicht als eigenen Wunsch versteht, sondern als Konsequenz der veränderten Konstellation im Verein. „Ich trete zurück. Aber ich tue dies nicht freiwillig. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und zu arbeiten“, sagte er und verwies auf die Rolle des früheren Klubchefs: „Aber wie Sie wissen, war es Mehmet Kaya, der mich hierher gebracht hat. Arda (Cakmak) wurde zum Präsidenten gewählt, und ich gratuliere ihm.“
Demirel schilderte, dass der Umgang im Verein auch zuletzt respektvoll und wertschätzend gewesen sei. „Gestern waren alle sehr freundlich und zuvorkommend zu mir. Aber ich hatte diese Entscheidung bereits gestern getroffen. Ich wollte es nur nicht sagen, um die Mannschaft nicht im Stich zu lassen und weil es einen Tag vor dem Spiel war“, erklärte er. Mit dieser Aussage unterstreicht der Coach, dass er seinen Rücktritt bewusst erst nach der Partie öffentlich machte, um die Konzentration der Spieler nicht zu gefährden und interne Spannungen nicht auf den Platz zu tragen.
Emotionale Abschiedsworte an Mannschaft und Fans
In seinen weiteren Ausführungen richtete Volkan Demirel den Fokus vor allem auf die Mannschaft und die Anhänger von Genclerbirligi. Der Trainer betonte, wie sehr er seinen Spielern den Sieg und die Entwicklung der vergangenen Wochen gönnt. „Sie haben heute sehr gut gespielt. Ich gratuliere ihnen. Sie haben mich auf schöne Weise verabschiedet“, sagte er und verband seinen Abschied mit einem Versprechen an den Klub. „Ich hoffe, dass ich von nun an ein Fan von Genclerbirligi bin. Sie haben einen großen Fan gewonnen. Ich werde sie immer unterstützen. Wenn sie so weitermachen, bin ich mir sicher, dass sie ihre Ziele erreichen werden.“
Diese Worte zeichnen das Bild eines Trainers, der trotz der schwierigen Entscheidung keinen Groll hegt, sondern Wert auf eine faire Trennung legt. Die Betonung seiner künftigen Rolle als Fan und Unterstützer zeigt, dass die Verbindung zu Verein und Mannschaft auch nach dem Ende der Zusammenarbeit bestehen bleiben soll. Für die Spieler ist es zugleich ein Signal, dass ihr ehemaliger Coach weiterhin hinter ihnen steht – und der Rücktritt kein Urteil über ihre Qualität, sondern über die Rahmenbedingungen im Klub ist.
Kurz, aber intensiv: Demirels Bilanz bei Genclerbirligi
Volkan Demirel hatte sein Amt bei der Hauptstadtmannschaft am 31. Oktober angetreten. In dieser kurzen Zeit betreute er sechs Pflichtspiele für die Rot-Schwarzen. Die Bilanz: drei Siege und drei Niederlagen. Gemessen an der geringen Dauer seiner Tätigkeit hatte Demirel damit nur wenig Zeit, um seine Vorstellungen dauerhaft zu implementieren oder langfristige Entwicklungen anzustoßen. Dennoch zeigten die Auftritte unter seiner Regie, dass die Mannschaft in der Lage ist, klare und dominante Spiele wie das 3:0 gegen Fatih Karagümrük abzuliefern. Zudem stammen neun der 14 Punkte von Genclerbirligi aus dieser kurzen Amtszeit von Demirel.
Dass nach einer so kurzen Phase bereits ein Trainerwechsel vollzogen wird, verdeutlicht, wie stark strukturelle und politische Faktoren in der Klubführung die sportliche Ausrichtung beeinflussen können. Mit dem Wechsel an der Vereinsspitze von Mehmet Kaya zu Arda Cakmak hat sich offenbar auch das Vertrauen in den bestehenden Trainerstab verschoben. Für Demirel bleibt ein Abschnitt, der sportlich zwiespältig, emotional aber intensiv war – und bei dem der Abschied nicht von Ergebnissen, sondern von Machtverhältnissen geprägt wurde.
Welche Herausforderungen nun auf Genclerbirligi warten
Für Genclerbirligi beginnt nach dem Rücktritt von Volkan Demirel eine Phase der Neuorientierung. Der Klub muss in kurzer Zeit eine Lösung auf der Trainerposition finden, die sowohl zur neuen Vereinsführung als auch zur Zusammensetzung der Mannschaft passt. Der 3:0-Sieg gegen Fatih Karagümrük hat gezeigt, welches Potenzial im Kader steckt, doch ohne klare sportliche Linie droht gerade in einer langen und kräftezehrenden Süper-Lig-Saison Instabilität.
Gleichzeitig steht der neue Präsident Arda Cakmak in der Verantwortung, zu demonstrieren, dass der Wechsel an der Klubspitze mehr ist als ein personeller Tausch. Die Entscheidung im Fall Demirel wird in der Öffentlichkeit als erster großer Prüfstein wahrgenommen. Ob der Abgang des Trainers langfristig als richtungsweisender Schritt oder als vermeidbare Unruhephase bewertet wird, hängt davon ab, wie konsequent und erfolgreich Genclerbirligi nun die nächsten Schritte gestaltet – sportlich wie strategisch.
Alle Trainerwechsel der Saison 2025/26 im Überblick
- Ismet Tasdemir – Gaziantep FK – 2. Spieltag
- Ole Gunnar Solskjaer – Besiktas – 3. Spieltag
- Jose Mourinho – Fenerbahce – 3. Spieltag
- Cagdas Atan – RAMS Basaksehir – 4. Spieltag
- Markus Gisdol – Zecorkner Kayserispor – 8. Spieltag
- Selcuk Sahin – ikas Eyüpspor – 8. Spieltag
- Emre Belözoglu – Hesap.com Antalyaspor – 8. Spieltag
- Hüseyin Eroglu – Genclerbirligi – 10. Spieltag
- Marcel Licka – Misirli.com.tr Fatih Karagümrük – 10. Spieltag
- Recep Ucar – TÜMOSAN Konyaspor – 11. Spieltag
- Ilhan Palut – Caykur Rizespor – 14. Spieltag
- Shota Arveladze – Kasimpasa – 14. Spieltag
- Volkan Demirel – Genclerbirligi – 15. Spieltag


