Fußball ist ein Millionengeschäft. Zu den Einnahmen durch Ticketverkäufe kommen längst schon andere Geldströme hinzu, die die großen Clubs verwenden, um sich an der Spitze zu halten. T-Shirts, Kaffeetassen, Bettwäsche und Handtücher – in den Fan-Shops stapeln sich die mit Vereinslogos verzierten Artikel, die die Kassen klingeln lassen.
Doch je nach Land und Politik sind auch dem Sponsoring gewisse Grenzen gesetzt. Das hatte der britische Club Burnley deutlich zu spüren bekommen, als er im August 2018 in der Europa League gegen Istanbul Basaksehir antrat. Burnleys Kicker mussten auf ihre üblichen Trikots verzichten, weil ihr Trikotsponsor als Wettbüro in der Türkei tabu war.
In der Premier League hingegen sind Wettbüros als Sponsoren gang und gäbe. West Ham United lässt sich die Trikot-Werbung seines Hauptsponsors allein in dieser Saison mit zehn Millionen britischen Pfund bezahlen. Für Burnley sind die mit dem Sponsorenlogo verzierten Trikots 7,5 Millionen Euro wert.
Poker-Werbung, Sportwetten und ähnliche Träger gehören gerade im britischen Fußball als der Heimat der Sportwetten von jeher zu den Grundpfeilern im Sport-Sponsoring. Neun der 20 Premier-League-Teams und 17 der 24 Meisterschaftsteams in der britischen 1. Liga haben derartige Verträge. Das Geld fließt unter anderem in Spielerablösen, Ausrüstung und Stadien.
Doch auch die türkischen Clubs sind dem Geld aus dieser Art Quelle nicht abgeneigt, selbst wenn es den Trikots nicht anzusehen ist. Die türkische Firma SporToto hatte unter anderem Verträge mit der türkischen Süper Lig.
Trikotsponsoren der Spitzenclubs vom Bosporus sind stattdessen Avis, dessen Vertrag Fenerbahce jährlich umgerechnet 5,48 Millionen Euro einbringt, Vestel mit einem rund 2,93 Millionen Euro schweren Vertrag mit Trabsponzor und Terra Pizza, der Rekordmeister Galaratsaray deutlich sichtbar für rund 2,78 Millionen Euro sponsert. Das sind allerdings nur kleine Beträge im Vergleich zu den Einnahmen der internationalen Schwergewichte. Manchester United lässt sich sein Trikotsponsoring von Chevrolet mit 64 Millionen Pfund vergüten. Manchester City wird von Partner Etihad mit 45 Millionen Pfund entlohnt.
Allein die Trikotärmel von Bayern München sind Quatar Airways pro Jahr zehn Millionen Euro wert. Borussia Dortmund bekommt für die Ärmelwerbung von Autohersteller Opel pro Jahr satte neun Millionen Euro. Hinzu kommen für den Rekordmeister und reichsten Club der Bundesrepublik noch einmal 35 Millionen Euro für die Telekom-Werbung auf der Brustseite der Trikots. Die gleiche Seite ist Dortmunds Hauptsponsor Evonik 20 Millionen Euro wert. Dabei steigen die meisten Großsponsoren auch als Anteilseigner ein und profitieren so auf verschiedene Arten von ihrer Großzügigkeit.
An erster Stelle für die Sponsoren steht fast immer die Steigerung des Bekanntheitgrads. Je beliebter oder erfolgreicher der Club ist, desto mehr wird das unterbewusst miteinander in Verbindung gebracht. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass Vereine, die plötzlich schwächeln, sich Sorgen um die Treue ihrer Sponsoren machen müssen. Hertha BSC, der auf seiner Sponsorenliste unter anderem die Deutsche Bahn AG stehen hat, gehörte dazu. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten in der neuen Saison stand die Dauer des Sponsorenvertrages plötzlich in Frage. Mit einem Verlierer mag kaum jemand in Verbindung gebracht werden.
Genauso wichtig wie das Image des Clubs für den Sponsor ist, so bedeutend ist auch das Image des Geldgebers für den Verein. Das hat schon vor einigen Jahren Werder Bremen feststellen müssen, als die Fans gegen die Verpflichtung eines wegen seiner nicht artgerechten Tierhaltung in die Kritik geratenen Geflügelhofs protestierten.
Auf Trikots geworben wird in der Bundesliga seit der Mitte der 70er Jahre. Meister darin wie auch in der Vermarktung von Fan-Artikeln war Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß. Seinem finanziellen Kalkül hat der Rekordmeister von der Isar den Abschied von knappen Kassen zu verdanken. Als er 1979 das Ruder übernahm, verzeichnete der Club zwölf Millionen Mark Umsatz im Jahr. Dem standen sieben Millionen Mark an Schulden gegenüber. Einen Titel hatten die Bayern seit fünf Jahren nicht mehr geholt. Hoeneß legte neue, wirtschaftliche Maßstäbe an und guckte sich vor allem im Ausland um, wie Sportvereine dort Kasse machten. Als Ergebnis kamen neue Fan-Artikel hinzu, Hoeneß suchte gezielt Sponsoren, und statt während der Transferfenser jede Menge teure Einkäufe zu machen, hielt er den Geldbeutel bei jedem Ein- und Verkauf streng im Auge. Dafür wurde der Nachwuchs verstärkt gefördert.
So reich der FC Bayern München im Vergleich zu anderen deutschen Clubs auch wurde, die Ligen aus dem Ausland hatten ihm lange Zeit einiges an Kapital voraus. Das lag vor allem in der spanischen Primera Division und der britischen Premier League an den höheren Einnahmen durch TV-Fußballwerbung. Doch inzwischen sind auch im deutschen Fernsehen die Regeln aufgeweicht, und die Übertragungen sind noch lukrativer geworden.
Trikotsponsoren können aber nicht nur Vereinen helfen, an die Spitze zu kommen. Im besten (oder schlimmsten) Fall haben sie sogar Fußballclubs vor dem Aus bewahren können. Als Fortuna Düsseldorf im Jahr 2001 finanziell fast am Ende war, kam die Rettung in Form der Punk-Band „Die Toten Hosen“, die sich als Sponsoren zur Verfügung stellten. Eine Million Mark investierte die Band. Der Totenkopf als Sponsoren-Emblem prangte zwei Jahre lang auf den Trikots der Fortuna. Heute sind diese Hemden als Sammlerstücke heiß begehrt, und Fortuna Düsseldorf hält sich tapfer in der 1. Bundesliga. Derzeit liegen sie auf Platz 13 in der Tabelle.
2 Kommentare
Das was die Istanbuler-Vereine wegen dem Hauptsponsor auf deren Trikots bekommen, bekommen Vereine wie Paderborn, Augsburg oder Union Berlin.
Wenn man sich die deutsche und türkische vergleicht, dann sieht man, dass alle deutschen Vereine gut ausgerüstet sind mit Sponsoren. Wir hingegen haben etliche Vereine die ohne Sponsoren auftreten und die Trikots „leer“ sind.
Zu den englischen Vereinen will ich erst recht nichts schreiben.
„Man kriegt was man verdient“ und so wie der türkische Fußball aussieht, verdienen die Vereine auch nichts anderes.
Wenn man keine Sponsoren an Land holt, wird die Kasse natürlich nicht voll. Das fängt vom Stadionnamen an und geht bis zu den Werbebanden hinterm Tor. Ich habe gerade noch in der Sport BILD gelesen, wie viel die deutschen Vereine wegen dem Stadionnamen verdienen. Ich denke in der Türkei ist hier der Spitzenreiter Besiktas mit Vodafone.
Mir ist bewusst, dass man kein Fly Emirates bekommt oder Gazprom, dennoch muss man irgendwie einen halbwegs guten Sponsor holen damit man aus diesem Bereich halbwegs gutes Geld bekommt.
Meiner Meinung nach verdient dieser unattraktive „Fussball“ der in der Süperlig gezeigt wird überhaupt keine Sponsoren, dafür sollte kein vernünftiger Mensch Geld ausgeben.
Wenn ich mich ständig 90 Minuten lang hinten reinstelle und mauere bis der Arzt kommt, dann hat das doch absolut nichts mit Fussball zu tun oder?
Ich sage ja nicht, das man in der Süperlig solch temporeichen Fussball wie in der Premierleague zeigen soll, aber eine positive Gundhaltung zum Fussball sollte man schon aufweisen, das sollte zumindestens vorhanden sein und das sehe ich bei keiner einzigen Süperligmannschaft.
Deshalb finde ich diese Sponsorengelder für die Qualität des gezeigten Fussballs auf dem Platz immer noch viel zu hoch, jedenfalls würde ich keinen einzigen türkischen Fussballclub finanziell unterstützen wollen, da mir von der Süperlig kein positiver Fussball vermittelt wird.