Am Dienstag wurde bekannt, dass Trabzonspor die Zusammenarbeit mit dem 32-jährigen Mittelfeldspieler John Mikel Obi mit sofortiger Wirkung beendet und den laufenden Vertrag aufgelöst hat. Der frühere Chelsea-Profi hatte sich zuvor via Instagram kritisch über die Fortsetzung der Süper Lig trotz der Ausbreitung des Coronavirus geäußert – jene Liga, die nach einem Beschluss zwei Tage später nun doch bis auf Weiteres aussetzt. Obi hat sich nun ausführlich zu den Hintergründen über sein Aus beim türkischen Tabellenführer zu Wort gemeldet.
Der Spieler sei nach seinem kritischen Beitrag in dem sozialen Netzwerk zu Vereinspräsident Ahmet Agaoglu bestellt worden, der ihn aufgefordert haben soll, die Nachricht zu löschen. Obi habe sich geweigert, wie er bei „The Athletic“ erklärte: „Sie waren über die ganze Sache wirklich aufgebracht. Mir wurde gesagt, ich soll mich mit dem Präsidenten in seinem Büro unter vier Augen treffen. Er bat mich, den Post zu löschen. Ich sagte ihm, dass ich das nicht tun würde. Das ist meine Meinung. Wir leben in einer freien Welt. Ich habe Meinungsfreiheit. Ich darf meine Meinung äußern.“
Obi, der im vergangenen Sommer einen Zweijahresvertrag mit der Option auf eine weitere Spielzeit bei Trabzonspor unterzeichnet hatte, sagte weiter: „Ich wollte auch die Meisterschaft gewinnen, aber zu diesem Zeitpunkt müssen wir darüber nachdenken, was wichtiger ist: das Leben der Menschen zu retten. Ich möchte auf jede erdenkliche Weise helfen, diesen Virus zu besiegen. Wenn wir da draußen spielen, dann glaube ich nicht, dass wir der globalen Situation helfen. Ich halte es nicht für richtig, dass wir Fußball spielen.“
Der langjährige nigerianische Nationalspieler führte weiter aus: „Die UEFA hat den Fußball verschoben. Wie kommt es, dass man immer noch in der Türkei spielt? Das ist überhaupt nicht richtig. Aus meiner Sicht kümmert es Trabzonspor nicht. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nach Hause gehen will. Sie sagten: ‚Wenn du nach Hause gehst, kommst du nicht mehr zurück.‘ Ich sagte: ‚Okay, ich gehe nach Hause.'“
Obi war 2006 für 20 Millionen Euro vom norwegischen Klub FK Lyn zu Chelsea gewechselt. Bis zu seinem ablösefreien Wechsel zu Tianjin Teda nach China im Januar 2017 brachte es der Rechtsfuß auf 372 Pflichtspiele, 6 Treffer und 13 Vorlagen für die Blues. Im Ranking der vereinsinternen Rekordspieler liegt er damit auf dem achten Platz.
Obi fühlte sich nicht mehr glücklich – Rückkehr zu Trabzonspor ausgeschlossen
Nach dem Bruch mit seinem Klub reiste Obi zurück zu seiner Familie, die in der Nähe des Chelsea-Trainingsgeländes in Surrey geblieben war. „Ich erklärte dem Verein, dass ich meine Kinder sehen und mit ihnen zusammen sein müsse. Sie riefen mich jeden Morgen an, weinten am Telefon und fragten sich, warum ihre Freunde nicht zum Spielen vorbeikommen, warum sie niemanden auf der Straße berühren dürfen. Ich fühlte mich nicht glücklich, jeden Morgen meine Kinder anzulügen und Geschichten zu erfinden, um zu versuchen, sie nicht in Panik zu versetzen (über die Ausbreitung des Coronavirus; d. Red.).“
Der Routinier führte weiter aus: „Ich sagte dem Klub: „Okay, wenn es das ist, was sie sagen, bin ich bereit, meinen Vertrag aufzulösen. Um bei meiner Familie zu sein, um der Welt zu helfen, das Richtige zu tun – jeder muss zu diesem Zeitpunkt zu Hause bleiben. (…) Ich habe mit dieser Haltung einen finanziellen Schlag erlitten. Es ist jeden einzelnen Penny wert, das sage ich Ihnen.“
Obi bestritt für Trabzonspor insgesamt 27 Partien, war gesetzt im Team von Hüseyin Cimsir. „Wir hatten die Chance, die Meisterschaft zu gewinnen, aber ich habe das alles aufgegeben, um das Richtige zu tun.“ Eine Rückkehr kommt für den Profi – sollten die Türken mit einem neuerlichen Vertragsangebot auf ihn zukommen – keineswegs infrage. „Zurück zu Trabzonspor? Keine Chance. Nicht mit der Art und Weise, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind.“ Stattdessen setzte er auf neue Angebote. „Ich möchte so bald wie möglich wieder auf dem Platz sein. Aber wir müssen zuerst diesen Virus besiegen. (…) Ich freue mich auf mein nächstes Kapitel. Ich weiß nicht, wo es sein wird. Ich möchte näher am Zuhause sein, vielleicht irgendwo in England. Aber wir werden sehen, was passiert.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf www.transfermarkt.de
Autor: PhilippMrq