Merih Demiral, einer der Führungsspieler der türkischen A-Nationalmannschaft, sprach vor den Länderspielen gegen die USA und Mexiko sowie den anstehenden WM-Qualifikationen gegen Georgien und Spanien über seine Ambitionen, die Bedeutung des Nationalteams und seine ganz persönliche Entwicklung. Der 27-Jährige nimmt dabei kein Blatt vor den Mund – und sendet im Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur „DHA“ klare Botschaften.
„Zwei Spiele, die unser Schicksal entscheiden“
Die Türkei bestreitet am 7. Juni ein Testspiel gegen Gastgeber USA in Hartford – doch der Fokus liegt längst auf der WM-Qualifikation. Demiral betont unmissverständlich:
„Georgien auswärts und Spanien zu Hause – diese beiden Spiele werden über unser Schicksal entscheiden. Wir müssen bereit sein, alles geben, um unser Ziel zu erreichen.“
Insbesondere Spanien, das als einer der Topfavoriten Europas gilt, sei eine echte Herausforderung. Doch Demiral bleibt kämpferisch: „Wir hätten uns vielleicht die Niederlande gewünscht, aber jetzt ist es Spanien. Wir nehmen jede Herausforderung an.“
WM 2026: „Diese Sehnsucht muss enden“
Demiral macht keinen Hehl daraus, wie sehr die Weltmeisterschaft 2026 für ihn und die gesamte Mannschaft von Bedeutung ist:
„Hoffentlich nehmen wir teil und beenden diese Sehnsucht. Für das ganze Land wäre das ein historischer Schritt.“
Die Türkei war zuletzt 2002 bei einer WM vertreten – mit dem legendären dritten Platz. Nun soll eine neue Generation Geschichte schreiben.
Starke Erinnerungen an die EURO – trotz Strafe
Auch zur EM 2024 äußert sich Demiral. Er spricht offen über die Kritik und die umstrittene Sperre, die er für seinen „Wolf-Gruß“ erhielt:
„Ich habe eine Strafe bekommen, die ich nicht verdient habe. Das Zeichen steht für das Türkentum – nicht für Politik. Ich hatte keine bösen Absichten.“
Gleichzeitig überwiegen für ihn die positiven Eindrücke: „Wir hatten tolle Tage bei der EURO. Ich denke, wir werden in Zukunft noch erfolgreicher sein.“
Statue in Bolu: „Ich bekomme immer noch Gänsehaut“
In seiner Heimatstadt Bolu wurde ihm zu Ehren eine Statue errichtet. Für Demiral eine besondere Ehre:
„Das ist nicht nur meine Statue. Sie ist ein Symbol für das Türkentum. Unsere Nation hat mich unterstützt. Ich bin unendlich stolz.“
Standardsituationen als Waffe
Die Türkei gilt seit einiger Zeit als gefährlich bei ruhenden Bällen. Demiral erklärt warum:
„Unsere Innenverteidiger sind stark, dazu kommen Arda, Hakan, Orkun. Wir arbeiten sehr hart unter unserem Trainer. Das macht uns gefährlich bei Standards.“
„Ich gebe meine Erfahrung weiter“
Als Routinier in der Defensive sieht sich Demiral auch in der Verantwortung, die jüngeren Spieler anzuleiten:
„Wir reden viel, auch abseits des Platzes. Jeder respektiert den anderen. Diese Einheit macht uns stark.“
„Die Nationalmannschaft steht über allem“
Für Merih Demiral ist das Tragen des Nationaltrikots mehr als nur Pflicht:
„Ich sage es immer wieder: Das Wappen, die Flagge – das steht über allem. Wer das versteht, gibt auf dem Platz alles.“
Europäische Erfahrung als Schlüssel
Demiral sieht den Wechsel junger Spieler nach Europa als zentrale Entwicklungshilfe für den türkischen Fußball:
„Ich bin mit 17/18 Jahren gegangen. Dort lernt man eine ganz andere Mentalität. Ich hoffe, viele junge Talente folgen diesem Weg.“
Montellas taktischer Masterplan
Trainer Vincenzo Montella wird für seine flexible Taktik gelobt. Demiral gibt spannende Einblicke:
„Die Taktik ändert sich von Spiel zu Spiel. Gegen Österreich war es anders als gegen Mexiko. Aber Montella erklärt es uns sehr gut. Deshalb funktioniert es.“
Führungsfiguren in der Nationalelf
Demiral hebt hervor, wie viele Anführer es in der türkischen Auswahl gibt:
„Führung ist nicht nur auf dem Platz wichtig. Auch in der Kabine braucht es Leute, auf die man schaut. Wir haben das Glück, viele davon zu haben.“
Erster Türke mit Titel in Asien
Mit dem Gewinn der asiatischen Champions League schrieb Demiral Geschichte:
„Es war mir eine Ehre, als erster türkischer Spieler diesen Titel zu holen. Ein unvergesslicher Moment.“
Ein Kämpfer mit Vision
Merih Demiral steht sinnbildlich für eine neue Generation von Nationalspielern: entschlossen, selbstbewusst und mit einer klaren Vision. Der Weg zur WM 2026 ist kein leichter – aber mit Führungsspielern wie ihm scheint die Sehnsucht nach einem Turnierauftritt auf der großen Bühne endlich wieder greifbar nahe.