Besiktas-Sportdirektor Ceyhun Kazanci stand am Freitag der türkischen Presse Rede und Antwort. Dabei bezog sich der 43-Jährige insbesondere auf die laufende Spor Toto Süper Lig-Saison 2022/23 sowie die Personalplanungen des Vereins.
Ceyhun Kazanci über die Kaderplanungen und Saisonziele
„Erst einmal möchte ich betonen, dass Besiktas in jeder Saison um die Meisterschaft spielt und diese anvisiert. Wir haben bislang vier Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage zu verbuchen. Sowohl ich als auch unser Trainer und unsere Spieler sind enttäuscht über die Resultate aus den letzten beiden Spielen gegen Medipol Basaksehir und Istanbulspor. Wir werden uns in den kommenden Wochen definitiv verbessern und aus unseren Fehlern lernen. Wir haben in der Sommertransferperiode zwölf Spieler transferiert. Unser Spielsystem ist sehr komplex, es kommt daher phasenweise zu einigen Unstimmigkeiten, an denen wir intensiv arbeiten. Wir möchten jedes Spiel dominieren und unsere Ballbesitzquote erhöhen. Unser Trainer ist bemüht eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die in Drucksituationen besonders kaltschnäuzig agiert. Wir sind der felsenfesten Überzeugung, dass wir einen breiten und vor allem aufeinander gut abgestimmten Kader zur Verfügung haben. Wir glauben daran, mit Valerien Ismael die Meisterschaft gewinnen zu können. Unser Präsident Ahmet Nur Cebi hat dies ebenfalls bekräftigt. Auch er glaubt fest daran, dass wir mit Valerien Ismael unsere Ziele erreichen können. Wir sind sehr fokussiert und wollen das Maximum aus der Saison herausholen. Was wir benötigen, ist Zusammenhalt und Teamgeist. Auch sind wir auf die permanente Unterstützung unserer Anhänger angewiesen.“
… über die Gehaltsstruktur bei Besiktas
„Wir haben eine sehr intensive Transferperiode hinter uns. Im Zuge der Umstrukturierung haben wir uns von neun türkischen und neun ausländischen Spielern getrennt. Ihr Gesamtgehalt betrug knapp 23,5 Millionen Euro. Diese Gehaltsreduzierung war für uns als Verein sehr wichtig. Für die Abgänge wurden sieben ausländische und fünf türkische Spieler transferiert. Abgesehen davon haben wir zwei Spieler aus unserer eigenen Jugend hochgezogen. Für die transferierten Spieler investierten wir 13,5 Millionen Euro für deren Gehälter. So haben wir zehn Millionen Euro, die wir uns ersparen. Einige Spieler aus der letzten Saison bekamen von unseren Trainern keine Einsatzzeiten oder waren suspendiert, doch haben sie uns dennoch knapp 6,75 Millionen Euro gekostet. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
… über die finanzielle Situation
„Wir sprechen von einem Kaderbudget, welchen wir in den letzten fünf Jahren von 90 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro gesenkt haben. Für uns bedeutet das nicht nur eine Verkleinerung unseres Etats, sondern fordert uns auch dazu auf, sparsam und besonnen mit unseren wirtschaftlichen Mitteln umzugehen. Für uns ist nicht nur die wirtschaftliche Situation in der Türkei relevant, sondern die auf der ganzen Welt. Wir werden trotz der limitierten wirtschaftlichen Bedingungen nicht die Qualität unserer Mannschaft mindern. Das könnt ihr auch an den getätigten Transfers sehen. Unsere Fans sollen an die Mannschaft und die Qualität unserer Spieler glauben. Wir sagen nicht, dass man uns überhaupt nicht kritisieren soll – ich fordere nur, dass wir gemeinsam als Einheit uns auf den Gewinn der Meisterschaft fokussieren. Unsere Fans sind für uns sehr wertvoll. Auch sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass namhafte Spieler zu uns gewechselt sind. Besiktas ist eine Weltmarke. Wir werden in der kommenden Zeit gute Resultate erzielen und uns die Meisterschaft erkämpfen. Wenn wir das schaffen, werden wir ausgiebig feiern.“
… über die Transferpolitik
„Unser Trainer hat uns die Namen genannt, die er im Team sehen wollte. Er hat von uns athletische Fußballer verlangt, die das geringe Spieltempo in der Süper Lig hochziehen können. Wir haben gemeinsam mit unserer Scoutingabteilung Tag und Nacht gearbeitet, um uns in der Sommertransferperiode punktuell zu verstärken. Ich denke, dass ist uns in erster Linie gelungen. Wir haben fast auf jeder Position einen oder zwei Spieler transferiert, die auch unseren Wünschen entsprochen haben. Hätten wir das letzte Spiel gewonnen, wären wir als Tabellenführer in die Länderspielpause gegangen. Wir werden nach den Länderspielen unser wahres Gesicht zeigen und anfangen wieder Punkte zu sammeln. Viele Spieler, die uns letzte Saison verlassen haben, haben ihr volles Gehalt verlangt. Ich möchte Alex Teixeira ausschließen, der wirklich Charakter gezeigt hat und das Geld, das ihm zugestanden ist, ablehnte. Uns war es auch in der Transferphase wichtig, Spieler zu transferieren, die Charakter haben, unserer Spielphilosophie entsprechen und sich mit unserem Verein identifizieren.“
… über die Kadernominierung der Türkei
„Wir waren alle sehr enttäuscht, dass Salih Ucan nicht für die Länderspiele nominiert wurde. Es ist die Entscheidung des Trainers, die wir respektieren. Wir glauben daran, dass jede Nichtnominierung ihre Gründe hat. Ich finde, dass die Kriterien, weshalb die Spieler in die Nationalmannschaft berufen werden, transparent gehalten werden müssen. Es gibt Spieler, die in ihren Vereinen zu keinen Einsatzminuten kommen und vom Nationaltrainer berufen werden, wohingegen andere, die konstant auflaufen, unberücksichtigt bleiben. Wir finden, dass Salih Ucan es verdient gehabt hätte, nominiert zu werden. Auch dass kein anderer Besiktas Akteur dabei ist, enttäuscht uns sehr. Wir glauben an keine Verschwörung, dass der Nationaltrainer oder die Verantwortlichen etwas gegen unseren Club hätten.“
… über Nathan Redmond
„Wir wollten Redmond eigentlich ausleihen, doch er hatte bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Southampton nur noch einen einjährigen Restvertrag. Als er diesen dort auflöste, haben wir mit ihm einen Einjahresvertrag unterschrieben. Wenn beide Seiten in der kommenden Spielzeit zufrieden sind, dann werden wir den Vertrag verlängern. Redmond ist ein Spieler, der ein kompletter Teamplayer ist. Er passt von seiner Art hervorragend zum Team. Ich hoffe wirklich sehr, dass er hier erfolgreich wird und uns lange Jahre erhalten bleibt. Das gleiche gilt auch für alle anderen Spieler, die wir ausgeliehen haben. Wenn wir mit ihnen zufrieden sind und sie ihre Leistung abrufen, werden wir mit ihnen verlängern. Die Zufriedenheit unserer Spieler ist uns genauso wichtig wie die Zufriedenheit unseres Vereins.“
… über Josef de Souza
„Josef ist ein Spieler, der sowohl auf als auch neben dem Platz sehr emotional ist. Er war unglücklich mit der Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde. Er hat sich zutiefst ungerecht behandelt gefühlt. Er schreibt das nicht explizit unserer Liga, dem Verein oder unserem Land zu. Josef ist ein Spieler, der für uns auf dem Platz sehr wichtig ist und alle Eigenschaften eines Kapitäns mitbringt. Ich hoffe, dass er uns noch viele Jahre erhalten bleibt. Wir sind jetzt schon in konkreten Gesprächen mit ihm.“
… über die Ausländerreglung in der Süper Lig
„Egal wie sehr ich darüber nachdenke, ich kann keinen Nutzen darin sehen. Ich persönlich glaube nicht, dass es dem türkischen Fußball nützt. Ich möchte, dass die Guten auf dem Platz stehen. Wir wissen, dass sehr gute Spieler ins Scheinwerferlicht traten, als die Ausländerreglung noch unbegrenzt war und wir wissen, dass sie bereits in Europa spielen. Ich bin der Meinung, dass ausländische Spieler unbegrenzt auflaufen dürfen, weil dies für einen gerechten Wettbewerb wichtig ist.“