Die Türkei unterlag dem WM-Dritten Kroatien im Zuge des zweiten EM-Qualifikationsspiels in Bursa mit 0:2. Die Abschlussschwäche der türkischen Elf sollte dabei eine große Rolle spielen, denn die Halbmond-Kicker begannen druck- und schwungvoll. Vor allem in den ersten 20 Minuten hätten die Gastgeber mehrfach in Führung gehen können. Cengiz Ünder probierte es in der Anfangsphase vom rechten Flügel kommend gleich mehrfach mit einigen Schüssen von der Strafraumgrenze. In der zehnten Minute führte eine Balleroberung von Enes Ünal zu einer gefährlichen Chance von Kerem Aktürkoglu. Der Siegtorschütze aus dem Armenien-Spiele schlenzte den Ball sofort aufs lange Eck, doch Kroatien-Keeper Dominik Livakovic wehrte den Schuss mit einer starken Parade zur Ecke ab. Beim unmittelbar folgenden Eckstoß erzielte Aktürkoglu (11.) am langen Pfosten das vermeintliche 1:0 für die Türkei. Allerdings stand der 24-Jährige im Zeitpunkt der Kopfballablage seines Mitspielers hauchdünn im Abseits.
Kroatien nutzt Chance eiskalt
Dann wie aus dem Nichts gelang der Ball über mehrere Stationen etwas glücklich vor die Füße von Mateo Kovacic (20.), der einfach aus dem Lauf gegen die Laufrichtung des türkischen Torhüters Mert Günok abzog und das 1:0 für Kroatien markierte. Die Türken versuchten sofort nachzusetzen und den Schock des Gegentreffers abzuschütteln, was jedoch nur mäßig gelang im Vergleich zum Spielbeginn. Aber Ünal fing einen Abschlagsversuch von Livakovic im Fünfmeterraum ab und wollte Mitspieler Aktürkoglu bedienen, doch Livakovic machte seinen Fehler wieder gut und schnappte sich das Leder. Überhaupt unterliefen den Kroaten ungewöhnlich viele Fehlpässe und schlampige Abspiele in den ersten 45 Minuten, doch die Türken konnten kein Kapital daraus schlagen.
Calhanoglu verletzt raus – Yüksek-Patzer leitet Gegentor ein
Nachdem Günok (32.) noch einen Schuss aus kürzester Distanz abblockte, kam der nächste Rückschlag für die Türkei. Kapitän Hakan Calhanoglu (38.) musste die Begegnung verletzungsbedingt abbrechen, was sich äußerst negativ auf das Aufbauspiel der Türkei auswirkte. Zu allem Überfluss leitete Calhanoglus Ersatz Ismail Yüksek aufgrund technischer Defizite bei der Ballannahme einen Angriff der Gäste ein. Den ersten Schuss von Mario Pasalic konnte Günok noch abwehren, aber beim Nachschuss von Kovacic (45.+4) in den Schlusssekunden der ersten Halbzeit hatte Günok keine Chance mehr, das 0:2 zu verhindern. Merih Demiral, der deutlich zu weit weg von Kovacic stand, sah ebenfalls nicht gut aus in dieser Szene.
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Kadioglu fordert Elfer – Modric dirigiert Mittelfeld
Im zweiten Durchgang versuchte die Türkei erneut durch energisches Pressing die Kontrolle im Spiel zu übernehmen. Trainer Stefan Kuntz musste sich jedoch bei Caglar Söyüncü (54.) bedanken, der in höchster Not mit einer Grätsche einen brandgefährlichen Torschuss abblockte. Wenige Minute später stürmte Ferdi Kadioglu (57.) mit viel Tempo an seinen Gegnern vorbei in den Strafraum, wo der Fenerbahce-Profi zu Fall kam. Ein Kontakt war zu sehen, aber dieser reichte offenbar weder Schiedsrichter Andreas Ekberg noch dem VAR-Referee für einen Elfmeter. Auf der Gegenseite bereite Luka Modric genial die Riesenchance von Pasalic (58.) vor, der wiederum auf kürzester Distanz an Günoks starkem Reflex scheiterte.
Tosun und Nayir vergeben letzte Gelegenheiten
Ünder (71.) probierte es noch einmal mit einem Schlenzer an den langen Pfosten, das Spielgerät segelte jedoch am Aluminium vorbei ins Aus. Auch Andrej Kramaric (77.) versuchte es mit einem Linksschuss aus der zweiten Reihe. Der Schuss des Hoffenheimers ging knapp neben den linken Pfosten. Kurz vor dem Schlusspfiff kam der eingewechselte Cenk Tosun (90.+3) infolge einer schönen Einzelaktion und einer folgenden Kombination mit Arda Güler zu einem gefährlichen Abschluss. Livakovic parierte den satten Schuss des Besiktas-Torjägers mit einer Hand. Den Abpraller köpfte Umut Nayir über die Latte. Dann war Schluss in Bursa und die Türkei gab somit die Führung in der Gruppe D ab.
Aufstellungen
Türkei: Günok – Celik, Demiral, Söyüncü, Kadioglu – Özcan, Kökcü (67. Güler), Calhanoglu (38. Calhanoglu), Ünder (81. Tosun), Aktürkoglu (67. Yilmaz) – Ünal (81. Nayir)
Kroatien: Livakovic – Stanisic, Sutalo, Gvardiol, Barisic – Brozovic, Modric (84. Majer), Kovacic – Perisic (90.+2 Ivanusec), Pasalic (65. Juranovic), Kramaric (84. Musa)
Tore: 0:1 Kovacic (20.), 0:2 Kovacic (45.+4)
Gelbe Karten: Livakovic, Gvardiol (Kroatien)
2 Kommentare
Die Anfangsphase war wirklich gut, wir haben die Kroaten zu vielen Ballverlusten gezwungen. Hätten wir da unsere Chancen genutzt, wären wir als Sieger vom Platz gegangen, 100%ig.
Leider fehlen den Türken bzw. den türkischen Vereinen bei solchen Spielen einfach die Kaltschnäuzigkeit. Das hatte ich schon nach dem Sevilla-FB Spiel geschrieben.
Wie man es eigentlich machen sollte, zeigt dan Kroatien. Die waren kaum existend auf dem Platz und machen eiskalt das 1-0. Das 2-0 habe ich schon gar nicht mehr gesehen.
Mit einem Sieg hätten wir ein enormes Polster gehabt, aber mir war auch klar, dass das kein einfaches Spiel wird. Kroatien ist nicht umsonst bei Turnieren so weit vorne.
Unser Ziel ist es eigentlich, dass wir uns um Platz 2 mit Wales kämpfen, darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren.
Leider fehlt uns die Durchschlagkraft. Auch muss spielerisch mehr gehen. Von Enes und Zeki muss zwingend mehr kommen. Außerdem sollten alle in der Startelf bei ihren Vereinen Stamm spielen. Die fehlende Spielpraxis merkt man leider an. Wenn wir Wales besiegen sieht alles wieder besser aus.