Die Türkei hat ihr drittes EM-Qualifikationsspiel gewonnen. In Riga feierte die türkische Auswahl einen 3:2-Auswärtssieg gegen Lettland. Durch den zweiten Erfolg im dritten Spiel kommt die türkische Elf vor dem Duell mit Wales am 19. Juni jetzt auf sechs Punkte und übernimmt durch die überraschende 2:4-Niederlage der Waliser gegen Armenien vorerst die Führung in der Gruppe D. Aber es wurde einmal mehr, wie so oft gegen die Letten, ein höchst dramatisches Spiel mit großen Problemen in der Abwehr, aber auch tollen Reaktionen der Türken auf die Gegentore.
Guter Start, danach Probleme für „Türkiye“
Die Türkei begann zunächst mit viel Schwung und hatte in den ersten Minuten direkt mit Kerem Aktürkoglu und Cengiz Ünder aussichtsreiche Möglichkeiten, doch entweder fehlte die Präzision im Abschluss oder Torhüter Nils Toms Purins war im Weg. Danach ließen die Gäste doch recht schnell in der Offensive nach und es waren die Hausherren, die immer wieder gefährlich wurden. In der elften Minute kam es zu einem großen Strafraumgetümmel. Die türkische Abwehr bekam den Ball einfach nicht aus dem eigenen Sechzehner und die Letten kamen stattdessen zu mehreren Abschlüssen. Abdülkerim Bardakci musste am Ende sogar auf der Linie klären, um einen Rückstand zu verhindern. Kurz darauf ging Roberts Uldrikis (18.) nach einem Ziehen und Zerren im Zweikampf an Bardakci vorbei, rannte in den Strafraum und zog unbedrängt ab. Allerdings fehlte dem Letten das Zielwasser und er vergab die 100-prozentige Chance, indem er den Ball über den Querbalken jagte.
Bardakci trifft bei Debüt
Die liegengelassenen Möglichkeiten sollten sich wenig später rächen. Der türkische Kapitän und UEFA Champions League-Finalist Hakan Calhanoglu führte einen Standard von der rechten Seite aus und spielte einen hohen Ball an den langen Pfosten, wo Merih Demiral die Kugel per Kopf auf seinen Abwehrpartner Bardakci (23.) ablegte, der wiederum per Kopf zum Abschluss kam und das 1:0 für die Türkei markierte. Damit erzielte der 28-jährige Innenverteidiger, der kürzlich mit Galatasaray türkischer Meister wurde, bei seinem Debüt gleich sein erstes Länderspieltor. Nur drei Minuten später ließ Bardakci (25.) einen harten Linksschuss aus der zweiten Reihe auf den gegnerischen Kasten los, den Keeper Purins nur abklatschen lassen konnte. Auch Uldrikis (33.) probierte es mal aus der Distanz, doch der Ball ging schnurstracks in die Arme von Türkei-Torhüter Mert Günok.
VAR interveniert: Kadioglu-Treffer zählt nicht
In der 39. Minute spielte Calhanoglu einen Pass auf den linken Flügel auf Ferdi Kadioglu (39.). Der Fenerbahce-Profi setzte sich auf der linken Außenbahn durch, drang in den gegnerischen Sechzehner ein und schlenzte den Ball mit rechts auf den langen Pfosten. Dort ging der Ball an den Innenpfosten und zappelte zum vermeintlichen 2:0 im Netz. Doch nach VAR-Hinweis stellte der ungarische Unparteiische Tamas Bognar im Vorfeld ein Foulspiel von Kadioglu fest. Der Linksverteidiger hatte zwar den Ball gespielt, traf aber auch seinen Gegenspieler am Fußgelenk, sodass es für Kadioglu statt seines ersten Länderspieltreffers die Gelbe Karte gab und das Tor annulliert wurde. Kurz vor der Pause hätte Demiral (45.) mit einem verunglückten Klärungsversuch beinahe ein Eigentor erzielt, doch Günok war auf der Hut und fing das Leder ab. Mit dem 1:0 ging es schließlich in die Halbzeitpause.
Türkei verschläft Beginn der zweiten Halbzeit
Der Beginn der zweiten Spielhälfte hätte nicht schlechter für die Türken ausfallen können. Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff wurde die Kuntz-Elf nach einem Ballverlust ausgekontert. Vladislavs Gutkovskis flankte das Spielgerät in den Strafraum und Eduards Emsis (51.) glich aus kürzester Distanz per Kopfballtreffer zum 1:1 aus. Für seinen Jubel sah Emsis zudem die Gelbe Karte. Dies sollte später noch eine Rolle spielen. Es dauerte, bis sich die Türkei gefangen hatte. Doch dann spielte Orkun Kökcü einen genialen Pass in die Gasse auf den bis dahin unauffälligen Cengiz Ünder (61.), der den Ball gefühlvoll an Purins vorbei ins lange Eck lupfte und das 2:1 erzielte. In der 70. Minute hatte Lettland dann eine Doppelchance. Einer Ecke folgte ein Kopfball, den Günok gerade so noch entschärfen konnte. Direkt im Anschluss kam Kapitän Kristers Tobers zu einem weiteren Kopfball, der hauchdünn am Pfosten vorbeistreifte und ins Aus ging.
Lettland auch in Unterzahl gefährlich
120 Sekunden später sprintete Gutkovskis (72.) los und erhielt einen langen Ball hinter die Abwehrreihe der Türken, den der Angreifer direkt nahm und scheinbar das 2:2 erzielte. Doch zum Glück für die türkische Auswahl stand der Lette im Zeitpunkt des Abspiels im Abseits. Der eingewechselte Baris Alper Yilmaz (76.) sorgte danach für Aufregung. Eine flache Hereingabe wurde zum Torschuss und Purins musste runter, um den Ball zu entschärfen, bevor dieser ins Tor ging. In der 83. Minute sah der lettische Torschütze Emsis dann nach gefährlichem Spiel die zweite Gelbe Karte und musste folglich mit Gelb-Rot vom Platz. Die Gastgeber waren damit nur noch zu zehnt. Doch auch in Unterzahl machten sie es den Türken richtig schwer. In der 90. Minute lenkte Raimonds Krollis einen langen Ball aufs Tor. Günok hatte aufgepasst und war zur Stelle.
Dramatische Schlussphase
Aber in der Nachspielzeit sollte der Schock folgen. Die ohnehin bei hohen Bällen stets brandgefährlichen Letten schlugen einen weiten Ball in den Sechzehner, Krollis legte per Kopf auf Tobers ab (90.+4), der sofort abzog und zum 2:2 für die dezimierten Letten einnetzte. Den türkischen Fans lief ein Schauer über den Rücken und die vergangenen Duelle gegen Lettland mit bitterem Ende kamen allen ins Gedächtnis. Doch die Antwort der Türkei folgte auf dem Fuß. Nach dem Anstoß rannte Yilmaz den rechten Flügel hinunter und flankte hoch vors Tor. Purins lenkte den Ball mit der Hand nach hinten weiter, aber genau auf den Kopf von Joker Irfan Can Kahveci, der den Ball sofort ins leere Tor köpfte und den vielumjubelten 3:2-Siegtreffer für die Türkei schoss. Mit diesem Resultat verschafft sich die Türkei eine gute Ausgangslage für die Begegnung mit Wales in wenigen Tagen in Samsun.
Wissenswert: Arda Güler avancierte im Alter von 17 Jahren, acht Monaten und 25 Tagen nach Caner Erkin (17 Jahre, sieben Monate, 22 Tage) und Batuhan Karadeniz (17 Jahre, fünf Monate, 16 Tage) zum drittjüngsten Spieler, der in einem Länderspiel der Türkei in der Startelf begann.
Startaufstellungen
Lettland: Purins – Savalnieks, Balodis, Oss, Jurkovskis, Jaunzems (80. Ikaunieks) – Emsis, Tobers, Ciganiks (77. Daskevics), Uldrkis (80. Regza) – Gutkovskis (77. Krollis)
Türkei: Günok – Celik (71. Elmali), Demiral, Bardakci, Kadioglu (89. Kabak) – Kökcü (78. Özcan), Calhanoglu, Güler (71. Yilmaz) – Ünder, Aktürkoglu (89. Kahveci), Nayir
Tore: 0:1 Bardakci (23.), 1:1 Emsis (51.), 1:2 Ünder (61.), 2:2 Tobers (90.+4), 2:3 Kahveci (90.+5)
Gelb-Rote Karten: Emsis (83./Lettland)
Gelbe Karten: Oss, Emsis, Tobers (Lettland) – Celik, Kadioglu (Türkei)
Ein Kommentar
Ohne Irfan Can Kahvecis Siegtor wäre es eine Blamage gewesen und wir hätten unnötig Punkte liegen lassen.
@GS1905
Wie war das nochmal ? Was der Bankdrücker Kahveci im Kader der türkischen Nationalmannschaft zu suchen hat ? Da hast du deine Antwort.