Zu Saisonbeginn wechselte Dorukhan Toköz überraschend für eine Ablösesumme von 150.000 Euro von Zweitligist Eskisehirspor zu Besiktas. Erst dachten die Experten, dass der Transfer für die Zukunft gedacht war, doch es kam anders. Am 12. Spieltag der Spor Toto Süper Lig kam er im Dress der Schwarz-Weißen gegen Demir Grup Sivasspor zu seinem ersten Einsatz im türkischen Oberhaus. Seitdem stand er fast immer in der Startaufstellung der „Schwarzen Adler“ und schaffte es durch konstant gute Leistungen sogar in die Nationalmannschaft der Türkei berufen zu werden, wo er auch sein Debüt feiern durfte. Seit neuestem steht der Shootingstar sogar im Fokus der europäischen Klubs. CFC Genua hat bereits laut dem Spielerberater von Toköz Besiktas bezüglich eines Transfers kontaktiert. Die türkischen Medien sprachen von einem Angebot in Höhe von sechs Millionen Euro, welches die Istanbuler als zu wenig empfunden haben sollen. Nun soll auch der FC Valencia seine Fühler nach dem Mittelfeldspieler ausgestreckt haben. Angeblich bieten die Spanier das Doppelte, also zwölf Millionen Euro.
Wann beschloss er Fußballer zu werden?
Doch wer ist dieser Toköz eigentlich und wie kam es zu einer Profikarriere? Das und vieles mehr verriet der 22-jährige Youngster im Interview mit der „TamSaha“-Zeitschrift des türkischen Fußballverbandes. „Ich war 13-14 Jahre alt, als ich mir vornahm Fußballer zu werden. Ich sah die Schwierigkeiten, mit denen meine Familie zu kämpfen hatte und dachte mir: ich muss sie auch irgendwie unterstützen. Durch diesen Gedanken verging meine Kindheit sehr schnell und dementsprechend schätze ich die jetzige Phase im Leben sehr, da ich weiß, wie das alles zustande gekommen ist. Nachdem ich Profi geworden bin hat sich im Grunde nicht viel geändert in meinem Leben, außer dass ich jetzt in Istanbul lebe“, so der Mittelfeldspieler, der eigentlich als Stürmer zu Eskisehirspor kam.
„Eskisehir ist der größte Klub in Anatolien!“
Im weiteren Verlauf schwärmte der aus Eskisehir stammende Kicker über seinen Ex-Verein: „Eskisehirspor ist für mich in Anatolien durch seine Geschichte, den Erfolgen und den vorbildlichen Fans der größte Klub. Ich komme auch aus dieser Fangruppe, genauso wie mein Vater, der im Klub sehr geschätzt wird. Als Kind bin ich mit ihm oder mit Freunden meines Vaters zu vielen Auswärtsspielen gefahren. Es gibt sehr viele Bilder von mir bei Auswärtsspielen. Wenn ich es bis hierher geschafft habe, dann hat Eskisehir einen großen Anteil daran.“ Toköz ergänzt: „Ich bedanke mich auch bei meinen bisherigen Coaches für ihr Vertrauen. Da ich im Jugendbereich stets Kapitän meiner Mannschaft war, hatte ich auch stets einen guten Dialog mit ihnen. Sie kümmern sich um mich und wir haben immer noch Kontakt zueinander. Sie haben mich immer unterstützt und viel riskiert. Ich denke, dass ich sie nicht enttäuscht habe.“
Die Probleme im Jugendbereich
Toköz weiter: „Fußballer wird man zu 90 Prozent durch hartes Arbeiten. Man darf nie aufgeben und man muss seine Freizeit opfern. Beispielsweise kann man nicht mit den Freunden etwas unternehmen, weil man immer weiter trainieren beziehungsweise sich auch ausruhen muss. Ich war so ein Junge.“
„Wie hast du dies in so jungen Jahren verstanden?“, war die nächste Frage, auf die der zweimalige Nationalspieler entgegnete: „Ich durfte sehr früh schon mit der ersten Mannschaft trainieren. Die Älteren haben uns immer Ratschläge gegeben. Ich habe versucht ihr Leben zu verfolgen. Ich wusste durch Bücher oder TV-Sendungen wie ich zu leben habe. Ein Dank gilt hier auch an meinen Vater, der in diesem Bereich sehr viel wusste und mir enorm wichtige Details mit auf den Weg gab.“ Toköz fügt hinzu, dass dies aber nicht das größte Problem war, um es in die erste Mannschaft zu schaffen: „Ich musste sehr oft miterleben, dass die, die es eigentlich verdient hätten, nicht bevorzugt wurden. Egal wie gut du bist, es kann jederzeit ein anderer kommen, der deinen Platz wegnimmt. Leider werden die Jugendlichen zu wenig bevorzugt. Auch bei mir hat es sich um mindestens ein Jahr verzögert, bis ich in die erste Mannschaft kam, obwohl es viel früher hätte passieren müssen.“
Seine Lieblingsposition und seine Vorbilder
„Ich denke, dass ich im Mittelfeld auf der Nummer sechs beziehungsweise acht besser aufgehoben bin. Aber genauso kann ich auch als Rechtsverteidiger oder Innenverteidiger spielen. Ich denke, aufgrund der Laufleistung und meines Einsatzes bin ich vielseitig einsetzbar. Manchmal schickt mich Senol Günes auch nach vorne um der Offensive zu helfen. Das ist natürlich ein Vorteil für die Mannschaft, da ich mich im Strafraum aufhalte, was unser Coach auch von mir fordert. Man muss aber im gleichen Tempo wieder zurücklaufen.“ Auch sprach er über seine Vorbilder: „Xabi Alonso und Steven Gerrard haben mir sehr gefallen. Im Fußball ist das beidseitige Spiel sehr schwierig, aber wenn man dazu in der Lage ist, dann kommt was ganz Besonderes zustande. Alonso und Gerrard haben sowohl in der Defensive als auch in der Offensive sehr erfolgreich gespielt. Auch bei Besiktas nehme ich mir Kollegen als Vorbild. Burak Yilmaz passt besonders auf seine Gesundheit und seine Ernährung auf. Necip Uysal legt sehr viel Wert auf das Schlafen. Oguzhan Özyakup hingegen kocht immer geeignete Gerichte für Sportler, wenn ich bei ihm zu Besuch bin.“
Der Wechsel zu Besiktas
Des Weiteren erklärte der 22-Jährige seinen Wechsel zu Besiktas: „Es gab vielen Anfragen von anderen Klubs, aber ich beschäftige mich nicht gerne mit solchen Sachen. Als ich vom Angebot Besiktas‘ erfuhr war ich sehr aufgeregt, weil Besiktas zwei Jahre hintereinander Meister geworden war, sehr gute Spieler im Kader hatte, zudem ein toller Coach da war. Als Eskisehirspor-Fan war mir die Fankultur auch sehr wichtig. Vor den besten Fans der Türkei zu spielen machte mich positiv nervös. Es war eine schwierige Entscheidung, weil mir auch klar war, dass es nicht leicht sein wird, aus der zweiten Liga zu kommen und bei Besiktas Fuß zu fassen. Ich hatte aber meinem Manager und meiner Familie gesagt, dass wenn ich zu Besiktas wechsle, ich durch hartes Arbeiten auch zum Einsatz kommen werde.“ Toköz weiter: „Vom ersten Tag an haben mich meine Kollegen sehr unterstützt. Ich bin in einem Verein, in dessen Fans ich verliebt bin. Sie geben dir eine unglaubliche Kraft auf dem Feld. Egal wie müde oder schlapp du bist, du läufst, kämpfst und möchtest ein Tor für sie schießen.“
Meinung zu Senol Günes und der Nationalmannschaft
„Senol Günes vertraut seinen Spielern. Das spürst du einfach. Dadurch ist mein Selbstvertrauen stärker geworden. Wenn ich Fehler mache, dann toleriert er das, aber nicht weil er mich mag oder ich jung bin, sondern weil er mir vertraut und mich respektiert. Der größte Vorteil ist, dass er immer positiv denkt. Wir wissen, dass wenn wir ausgewechselt werden, es einen wichtigen Grund haben wird. Deswegen fühlen wir uns immer gut. Auch auf die Nationalmannschaft wird er einen sehr positiven Einfluss haben. Die Mannschaft wird durch ihn noch mehr zusammenwachsen. In diesem Sinne bedanke ich mich bei meinem Coach für sein stetiges Vertrauen“, so Toköz.
Auch sprach er über seine erstmalige Nominierung für die Türkei: „Wie sie auch sehen können, befindet sich auf meinem Hals ein Tattoo von unserer Flagge. Für mein Land und meine Landsleute würde ich sterben. Das würde jeder Türke machen. Wenn du mit diesem Trikot auf dem Platz alles geben würdest, dann würde man dich im Nachhinein als Märtyrer bezeichnen. So ein wertvolles Trikot ist das. Alles ist vergänglich, aber das Tragen dieses Trikots bleibt ein Leben lang. Ich bin zum ersten Mal im Trainingslager der Nationalmannschaft und fühle mich sehr wohl. Hier sind auch 7-8 Freunde von mir, mit denen ich in den jüngeren Altersgruppen der Nationalmannschaft gemeinsam auf dem Platz stand.“
Freundschaften im Team und Freizeitaktivitäten in Istanbul
Zuletzt sprach Toköz über die Freundschaften im Team und seine Freizeit in Istanbul: „Wenn wir gewonnen haben gehe ich gerne aus, aber wenn wir verlieren bin ich nicht sehr gut gelaunt. Meine Familie besucht mich ab und zu in Istanbul. Mein Bruder ist sehr oft hier. Wir gehen frühstücken oder am Abend essen. Oder ich treffe mich mit meinen Freunden aus Eskisehir, die mittlerweile auch in Istanbul leben. Aus der Mannschaft treffe ich mich natürlich mit meinen Kameraden. Mit Caner Erkin gehen wir gerne Tee trinken. Mit Oguzhan und Necip spiele ich gerne Spiele und mit Mustafa Pektemek gehen wir gerne schön Essen. Außerdem gefallen mit Computerspiele sehr. Seit meiner Kindheit spiele ich sehr gerne „Counter Strike“.“