Galatasaray-Boss Burak Elmas stand im Interview mit Bahadir Cokisler und Mesut Yildirim vom türkischen Nachrichtenblatt „Sözcü“ Rede und Antwort. Der 47-Jährige gab zu, dass er bei der aktuellen Platzierung der Mannschaft in der Süper Lig als Fan ebenfalls den Rücktritt des Vorstands fordern würde. Zudem erklärte Elmas, dass es systematische Angriffe auf seinen Vorstand von Außen gibt. Die finanziellen Probleme wolle der Klubboss der „Löwen“ durch die Reduzierung der Spielergehälter sowie durch die Verkäufe von Riva und Florya lösen.
„Wer hätte sich so eine Saison ausmalen können ?“
Elmas gesteht, dass er in der aktuellen Situation als Fan den Vorstand ebenfalls zum Rücktritt auffordern würde: „Die Kritik betrachte ich als durchaus berechtigt und normal. Als Fan hätte ich von den Rängen selbst den Rücktritt des Vorstands gefordert. Es gibt Personen, die die Gunst der Stunde für sich nutzen wollen, das ist inakzeptabel. Die Fans achten auf die Ergebnisse, nicht auf die Schulden oder die finanzielle Situation. Daher ist es nicht einfach, Pläne über drei bis vier Jahre zu machen. Wer hätte sich so eine Saison ausmalen können? Schließlich haben wir qualitativ hochwertige Spieler. Ich plane die Zukunft von Galatasaray zu retten, was nicht von heute auf morgen funktionieren wird. Die Fans können uns gerne kritisieren, doch die Mitglieder sollten uns unterstützen, anstatt sich selbst auf eine Kandidatur vorzubereiten. Falls jemand Verbesserungsvorschläge hat, nehmen wir diese gerne an.“
„Die Einnahmen sind drastisch gesunken“
Bezüglich der Schuldentilgung über das Bankenkonsortium erklärte der 47-Jährige, dass die Tilgung der Verbindlichkeiten unter diesen Umständen schwierig ist. „Die Vereinbarung ist ein großzügiges Angebot für die türkischen Klubs. Die Schulden wurden in unsere Währung umgewandelt, doch das größte Problem besteht darin, dass die Einnahmen drastisch gesunken sind. Vor zwei Jahren betrugen die TV-Einnahmen 420 Millionen Dollar. Heute liegen diese bei nur noch 220 Millionen Dollar. Hinzu kommen die niedrigeren Zuschauereinnahmen sowie die Gelder von der UEFA. Aus diesem Grund müssen wir unsere Personalkosten senken.“
„Es erfolgen systematische Angriffe auf unseren Vorstand“
Elmas sieht systematische Angriffe auf seinen Vorstand, die unverzüglich aufhören müssten, um eine friedliche Atmosphäre zu schaffen. „Diese Angriffe nehmen Journalisten vor, die sich Fake-Accounts in den sozialen Medien erstellen. Dabei handelt es sich teilweise sogar um Personen, die Fans von unserem Klub sind. Die Vorkommnisse der letzten 20 Jahre haben zu Spaltungen bei Galatasaray geführt. Das größte Problem dieses Vereins ist das Abhängigmachen der Erfolge und Misserfolge von einzelnen Personen. Wir interessieren uns nicht für die Erfolge oder Probleme im Hintergrund und denken, dass mit den Personen auch die Probleme verschwinden. Die Realität sieht anders aus, daher müssen wir unverzüglich die Angriffe auf unseren Verein stoppen und eine friedliche Atmosphäre schaffen.“
„Domenec Torrent erhält keine Abfindung“
Bezüglich der Verträge von Sofiane Feghouli, Bafetimbi Gomis und Domenec Torrent äußerte sich Elmas kritisch. Luis Campos hingegen wurde als Beobachter angestellt. „Im Vertrag von Torrent gibt es keine Klausel bezüglich einer Abfindung. Er hat einen Vertrag über anderthalb Jahre und die in den Medien kursierenden Beträge zu seinem Gehalt sind nichts weiter als Lügen. Torrent arbeitet gut mit der Mannschaft zusammen und ich erwarte einen Sprung nach oben, sobald der erste Sieg eingefahren wird. Für die Spieler ist die Situation sehr schwierig, vor allem wenn sie von den eigenen Fans ausgepfiffen werden. Die Verletzung von Fernando Muslera hat uns in Schwierigkeiten gebracht. Gomis ist als Retter zum Team gestoßen. Wir werden die Verträge der ausländischen Spieler genau prüfen. Mit Feghouli werden wir noch sprechen, es wurde noch keine endgültige Entscheidung getroffen. In der kommenden Saison werden wir uns wieder verstärkt um türkische Spieler bemühen, da ein Ausländerplatz wegfällt. Luis Campos hat sich unserem Trainerstab als Beobachter angeschlossen.“
„Wir werden die Personalkosten senken“
Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation kündigt der 47-Jährige künftig niedrigere Gehälter und den Verkauf der Objekte in Riva und Florya an. „Wir werden die Gehälter drastisch senken und auf 30 bis 35 Millionen Euro reduzieren. Das würde nicht einmal Einbußen in der Kaderqualität verursachen. Es gab Zeiten, in denen wir 80 bis 85 Millionen Euro ausgegeben haben, aber den Meistertitel nicht gewinnen konnten. Für Spielerverkäufe muss ein Angebot vorliegen. Wir planen keinen kurzfristigen, sondern einen langfristigen Kader. Der aktuelle Kader ist meines Erachtens nicht so schlecht wie er dargestellt wird. Wir haben einen guten Start erwischt, doch durch unverdiente Ergebnisse stehen wir nun hier. Die Verkäufe der Objekte in Riva und Florya werde ich in der Hauptversammlung zur Abstimmung vorschlagen, darüber habe ich die Mitglieder informiert. Es wird aktuell über den Betrag diskutiert. Für Galatasaray soll dieser Verkauf im bestmöglichen Szenario über die Bühne gehen und den Großteil der Schulden abbezahlen. Wir werden die Immobilien nutzen. Unter den drei großen Klubs hat Galatasaray die niedrigsten Schulden.“
„Die Fehlentscheidungen haben uns hart getroffen“
Die Schiedsrichter kritisierte Elmas aufgrund der angeblichen Fehlentscheidungen gegen sein Team. „Viele dieser Fehler wurden bewusst begangen, was wir dem Verband und dem Schiedsrichterausschuss mitgeteilt haben. Allerdings dürfen wir nicht über die Schiedsrichter diskutieren, sondern müssen auf uns selbst schauen. Durch gute Leistungen auf dem Platz müssen wir die Schiedsrichterdiskussionen unterbinden. Dennoch sind unsere Referees sehr, sehr, sehr schlecht. Es ist eine umfassende Revision notwendig, da sind sich alle Vereine einig. Es gab Einwirkungen auf und neben dem Platz. Die Leistung in der ersten Halbzeit gegen Trabzonspor hat bisher noch keine andere Mannschaft gezeigt. Dennoch hatten wir in allen entscheidenden Momenten das Nachsehen. In Partien, in denen wir mindestens 2-3 Treffer erzielen müssen, gehen wir als Verlierer vom Platz.“