Nach einem tollen Auftakt in die Rückrunde mit vier Siegen und einem Unentschieden kommt Besiktas so langsam aber sicher ins Straucheln. Während die Fans am vergangenen Montagabend im Vodafone-Park nach einer sensationellen 3:0-Halbzeitführung im Derby gegen Fenerbahce Größeres zu träumen wagten, holten die Gelb-Marineblauen binnen 12 Minuten nach dem Seitenwechsel die Schwarz-Weißen zurück in die Realität. Im gestrigen Gastspiel bei Istikbal Mobilya Kayserispor merkte man den „Schwarzen Adlern“ noch die mentalen Narben des Istanbuler Stadtderbys an – man vergab eine 1:0-Halbzeitführung dieses mal innerhalb von vier Minuten. Mit dem Last-Minute-Treffer konnte man glücklicherweise noch den 2:2-Ausgleich erzielen. Positiv: Immerhin haben die Schützlinge von Senol Günes in den letzten 34 Partien, in denen sie das erste Tor erzielt haben, nicht mehr verloren (29 Siege, 5 Unentschieden). Ihre Führungen verwalten können die Schwarz-Weißen aber nur mit sehr viel Mühe. So kommt es nicht überraschend, dass sechs der letzten zehn Schüsse auf das Tor von Loris Karius im Netz zappelten. Überhaupt spielt Besiktas mit den bisher ergatterten 41 Punkten die schlechteste Saison der letzten acht Jahre. Dementsprechend ist es auch die schlechteste Punkteausbeute unter Coach Senol Günes. In den beiden Meistersaisons 2015/16 und 2016/17 wusste man noch 57 beziehungsweise 54 Punkte zu holen. Im letzten Jahr waren es hingegen nur noch 47 Punkte. Sogar in der „Feda-Saison“, die von großen finanziellen Schwierigkeiten geprägt war, konnte der damalige Coach Samet Aybaba einen Punkt mehr einheimsen.
Senol Günes: „Wir möchten nicht Dritter werden!“
Im Anschluss zur Partie merkte man Senol Günes die Erschöpfung der letzten Wochen an. Das Spiel kommentierte der 66-jährige Übungsleiter mit folgenden Worten: „Die erste Halbzeit verlief ergebnistechnisch nach unseren Wünschen und auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir unsere Chancen. Gegen Kayserispor zwei Tore zu machen und dabei viele Chancen auszulassen kann man vielleicht noch nachvollziehen. Aber durch Leichtsinnsfehler Treffer zulassen ist schwach. Nach dem 1:2 haben wir die Kontrolle verloren, letztendlich noch den Ausgleichstreffer erzielen können. Wir sind traurig, weil wir heute gewinnen mussten.“ Günes weiter: „Wir hätten gegen Erzurumspor, Fenerbahce und Kayserispor gewinnen müssen. Vor uns ist Galatasaray und noch weiter entfernt Medipol Basaksehir. Nichtsdestotrotz werden wir versuchen nach oben zu klettern. Denn wir möchten nicht Dritter werden!“
Hikmet Karaman: „Ordentliches Ergebnis gegen eine gute Mannschaft!“
Sein Gegenüber Hikmet Karaman hingegen war mit dem Ergebnis letztendlich zufrieden, trauerte zugleich aber auch ein wenig dem vergebenen Sieg in letzter Minute nach. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht wem oder was ich heute nachtrauern soll. Den verlorenen zwei Punkten in der Nachspielzeit, dem Rippenbruch von Bernard Mensah oder der Erkrankung von Tjaronn Cherys Mutter, so dass Chery heute nicht mit von der Partie sein konnte? Wir haben einen engen Kader. Bilal Basacikoglu wurde operiert, Rajko Rotman ist nicht mehr mit uns. Wären Besiktas zu Hause nicht die unerwarteten Punktverluste unterlaufen, dann wären sie jetzt einer der wichtigsten Meisterschaftskandidaten gewesen. Gegen so eine Mannschaft haben wir heute richtig gut gespielt. Wir hätten sogar die Führung ausbauen können, aber dann kam der Gegentreffer in der letzten Minute. Nichtsdestotrotz ist das 2:2 ein ordentliches Ergebnis gegen eine gute Mannschaft.“