Besiktas kommt in der 15. Spielwoche der Trendyol Süper Lig im Heimspiel gegen Gaziantep FK nicht über ein 2:2 hinaus und verpasst erneut einen dringend benötigten Sieg. Nach der Partie traten Trainer Sergen Yalcin sowie die Spieler Orkun Kökcü und Vaclav Cerny vor die Kameras und zeichneten im Gespräch mit beIN SPORTS ein Bild aus Schiedsrichterkritik, Verletzungssorgen und offener Selbstkritik.
Sergen Yalcin attackiert Schiedsrichter: „Die Fußballumgebung ist sehr ungesund“
In seiner Analyse stellte Sergen Yalcin zunächst klar, dass seine Worte durch das Ergebnis kaum Gehör finden würden. „Da die Partie 2:2 ausgegangen ist, wird das, was ich zu sagen habe, bei den Leuten nicht ankommen. Im Fußball sind wir ergebnisorientiert“, begann der Coach. Trotzdem nutzte er die Bühne, um sich deutlich über die Unparteiischen zu beschweren. Er habe sich die Szenen angesehen, die von den VAR-Schiedsrichtern eingegriffen oder ignoriert wurden. „Ich schaue mir die gegebenen und nicht gegebenen Elfmeter an. Die Fußballumgebung ist sehr ungesund!“, so Yalcin.
Besonders die zweite Halbzeit sorgte bei ihm für Unmut. Die Gäste hätten seiner Meinung nach „etwa zehn bis zwölf Minuten Zeit geschindet“. Yalcin monierte, dass verletzte Spieler des Gegners auf dem Feld behandelt würden, statt hinausgebracht zu werden. „Ich habe zum vierten Schiedsrichter gesagt: ‚Wenn es eine Verletzung gibt, soll sie draußen behandelt werden.‘ In unseren Spielen werden die Gegner immer auf dem Platz behandelt“, kritisierte der Besiktas-Trainer. Sportlich habe seine Mannschaft dagegen vieles richtig gemacht, betonte er.
„Zum Haareraufen“ – viele Chancen, individuelle Fehler, fehlende Siege
Im Offensivspiel sah Sergen Yalcin seine Mannschaft eigentlich auf dem richtigen Weg, bemängelte aber die fehlende Effizienz. „In Bezug auf den Angriff gibt es Folgendes zu sagen: Es war zum Haareraufen. Wie viele Torchancen brauchen wir, um zu gewinnen?“, fragte er. Die Gegentore führte er klar auf individuelle Fehler in der Abwehr zurück. „Die Gegentore sind, wenn man sich die Abwehr ansieht, ausschließlich auf individuelle Fehler zurückzuführen.“ Mit dem Pressingverhalten war der Trainer dagegen zufrieden: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Druck, den die Spieler ausüben, um den Ball zu gewinnen.“
Dass diese Verbesserungen kaum wahrgenommen werden, machte Yalcin an der Ergebnislage fest. „Fußball ist ein Spiel mit Toren. Die Ergebnisse zeigen es nicht, aber die Mannschaft hat sich statistisch gesehen sehr verbessert. Leider werden sie nicht als wichtig angesehen, wenn es keine Ergebnisse gibt. Wir werden weiter daran arbeiten“, kündigte er an. Die Diskrepanz zwischen Leistungsdaten und Punktestand bleibt für Besiktas damit ein zentrales Problem.
Verletzungssorgen: „Cengiz hat sich wohl schwer verletzt“
Zusätzlich zu den verpassten Punkten belasten Besiktas weitere Verletzungssorgen. Auf den Gesundheitszustand seiner Spieler angesprochen, blieb Sergen Yalcin vorsichtig, ließ aber durchblicken, dass eine neue Hiobsbotschaft droht. „Ich weiß nicht, wie es um die verletzten Spieler steht, aber Cengiz (Ünder) hat sich wohl schwer verletzt. Ich kenne den genauen Stand noch nicht“, sagte er. Gleichzeitig verwies der Coach darauf, dass er im Kader dennoch Alternativen habe: „Wir haben noch andere Spieler. Wir haben Rashica eingewechselt, und Tammy hat für Jota gespielt und viel besser gespielt als zuvor.“
Die Kombination aus fehlender Konstanz, individuellen Fehlern und personellen Ausfällen macht die Lage bei Besiktas damit noch komplexer. Jeder weitere Ausfall erhöht den Druck auf die vorhandenen Leistungsträger und verringert die Möglichkeiten, mit frischen Kräften zu reagieren.
Orkun Kökcü: „Wir sagen jede Woche dasselbe“
Auch die Spieler stellten sich nach dem 2:2 der Kritik. Orkun Kökcü betonte, dass die gezeigte Dominanz ohne Sieg zu wenig sei. „Das Wichtigste ist, zu gewinnen. Wir haben unter Druck gespielt, aber das bedeutet nichts. Wir sind nicht glücklich“, stellte der Mittelfeldspieler klar. Man wisse sehr genau, dass in vielen Bereichen Verbesserung nötig sei: „Wir sind uns bewusst, dass wir uns in vielen Bereichen verbessern müssen. Wir sagen jede Woche dasselbe, aber leider können wir keine Siegesserie hinlegen.“
Für einen Klub wie Besiktas sei dieser Zustand nicht akzeptabel, betonte Kökcü. „Ich möchte keinen Druck ausüben, aber dass wir keine Siegesserie hinlegen können, ist natürlich nicht gut. Als Besiktas müssen wir jedes Spiel gewinnen und das ohne Probleme schaffen. Sonst kann man sich in der Liga nicht behaupten.“ Seine Worte spiegeln die wachsende Frustration in der Mannschaft wider, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist, aber den eigenen Ansprüchen derzeit zu selten gerecht wird.
Vaclav Cerny spricht von „frustrierender“ Situation
Vaclav Cerny fand ähnliche Töne und beschrieb die Lage als zunehmend frustrierend. „In einigen Momenten haben wir den Druck gut ausgeübt, in anderen Momenten nicht“, analysierte der Tscheche. Gerade im eigenen Stadion sei die Bilanz unbefriedigend: „Wir müssen alle Heimspiele gewinnen, aber das klappt nicht. Das ist ein bisschen frustrierend.“
Damit wird deutlich, dass nicht nur der Trainer, sondern auch die Führungsspieler die aktuelle Entwicklung kritisch sehen. Zwischen verbesserter Statistik, liegen gelassenen Chancen und ausbleibenden Siegen steht Besiktas in der Süper Lig vor der Aufgabe, schnell Antworten zu finden – auf dem Platz, im Kopf und im Umgang mit Rückschlägen.


