Trabzonspor-Trainer Abdullah Avci gab vor dem Schwarzmeer-Derby gegen Caykur Rizespor ein Interview beim „Verein der türkischen Sportjournalisten“ in Trabzon. Dabei gab der 58-Jährige Einblicke in seine Zeit als Profi bei Rizespor und wie die Beziehungen zwischen den beiden Städten waren. Avci möchte sich dafür einsetzen, dass am Schwarzen Meer wieder Frieden einkehrt und daher als „Friedensbrücke zwischen Trabzon und Rize“ dienen.
„Zwei Städte, die die schönsten Kameradschaften bieten“
Auf die Frage zu den Gemeinsamkeiten der beiden Städte hob Avci vor allem die Kameradschaften und die emotionale Haltung der Menschen hervor. „Die Menschen in diesen Städten sind sich eigentlich sehr ähnlich. Sie leben ihre Emotionen entweder am Hoch- oder am Tiefpunkt aus, es gibt dabei keine Mitte. Auch wenn es von Außen so aussieht, als gäbe es eine Rivalität, denke ich, dass die Menschen sich näher sind als sie denken. Trabzon sticht dabei etwas heraus, da es sich hier um eine Großstadt handelt. Als Spieler habe ich in Rize gespielt und in Trabzon bin ich als Trainer aktiv. Um es zusammen zu fassen ist Trabzon die größere Stadt und hat mehr im Fußball erreicht. Allerdings kann ich die Menschen nicht voneinander unterscheiden, sie sind ziemlich gleich. Ich habe zwei Mal außerhalb von Istanbul gelebt. Einmal, um für Rizespor zu spielen und einmal, um als Trainer bei Trabzonspor zu arbeiten. Beide Städte bieten mir die schönsten Kameradschaften und die Erinnerungen der letzten 30 Jahre.“
„Ich möchte die Friedensbrücke zwischen Trabzon und Rize schlagen“
Auf den Hinweis, dass bei den zahlreichen Aufstiegen von Rizespor Spieler, die von Trabzonspor verpflichtet wurden, mitgewirkt haben, sowie bei Partien von Trabzonspor Menschen aus Rize, die mit dem Bus angereist sind, das Team angefeuert haben, denkt Avci gerne an die alten Tage zurück. „Ich hoffe, dass wir dies in Zukunft wieder erleben können. Ich stamme gebürtig aus Rize. Als ich zu Trabzonspor kam, gab es sowohl Unterstützung als auch Widerstände. Daraufhin habe ich geantwortet, dass ich die Friedensbrücke zwischen Rize und Trabzon schlagen möchte und aus diesem Grund den Job annehme. Ich möchte die 72 Kilometer Entfernung näher wirken lassen. Mittlerweile gibt es vernünftige Straßen, die Menschen sind ohnehin nicht sehr verschieden. Es gibt keinen Grund, Streitigkeiten aus der Vergangenheit weiter mitzutragen.“
„Ich bin immer mit dem Bus nach Rize gefahren“
Avci erinnerte sich außerdem an seine Zeit bei Caykur Rizespor zurück und teilte einige Anekdoten. „Wir hatten einen großartigen Zusammenhalt, ob auf oder neben dem Platz. Damals gab es nicht die Vereinsgelände, die wir heute kennen. Es war eher wie ein Wohnheim und wir hatten dort eine unglaublich schöne Zeit. Wir haben als Mannschaft nahezu alles gemeinsam unternommen und hatten nicht mal viel Geld. Wir haben entweder gemeinsam etwas gekauft oder von draußen bestellt, untereinander aufgeteilt und gegessen. Es waren unvergessliche Tage. Nach der Landung am Flughafen in Trabzon bin ich immer mit dem Bus nach Rize gefahren. Wenn ich es eilig hatte, fuhr ich auch mal mit dem Taxi. Heutzutage kann man sich das alles gar nicht mehr vorstellen.“
„Dass wir überlebten war ein Wunder“
Die unvergesslichste Erinnerung von Avci war allerdings der Verkehrsunfall bei der Fahrt zu einem Auswärtsspiel mit Rizespor. „Nach meinem Transfer zu Rizespor waren wir auf dem Weg zu meinem ersten Auswärtsspiel nach Denizli. Auf dem Weg hat sich unser Bus in Of [Stadtteil von Trabzon] allerdings überschlagen. Wir waren noch in dem Bus drin. Damals gab es nicht die Trainingsanzüge, die man heute kennt. Ich hatte ein Jeanshemd an, andere trugen eine Jacke. Die Reifen vom Bus zeigten nach Oben und die Decke war unten. Alle fragten sich, ob es jedem gut geht. Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert. Unser Spiel wurde an diesem Spieltag verlegt. Dass wir diesen Unfall überlebten, war ein Wunder.“