„Alex, Alex, Alex! Onun adi Alex!“, sagte mal ein türkischer Kommentator nach einem der vielen Geniestreiche der brasilianischen Legende bei Fenerbahce, Alex de Souza. Nicht viele Worte können die Leistungen und die Ästhetik des Spiels des langjährigen Kapitäns der Gelb-Blauen beschreiben. Kaum ein Akteur konnte das Spiel Fenerbahces und die türkische Liga in den letzten Jahren auf diese Weise prägen wie er. Und all dem Heldenstatus und der Verehrung zum Trotz war Alex jenseits des Platzes immer ein schüchterner und sehr umgänglicher Mensch, ohne Starallüren und Skandale. Für den mittlerweile in die Heimat zurückgekehrten Brasilianer stand jederzeit die Familie im Vordergrund, seine Ehefrau und Kinder waren regelmäßig im Stadion um ihn und seine „Kanarien“ anzufeuern.
2004: Nach langem Transfer Hick-Hack: Wechsel zu Fenerbahce!
Es war die Winterpause der Saison 2003/2004 und Fenerbahce befand sich mit dem neuen deutschen Trainer Christoph Daum mitten im Kampf um die Meisterschaft. Auf der Suche nach Verstärkungen für das Team wurden die Verantwortlichen des Vereins auf den Brasilianer Alexsandro de Souza, kurz „Alex“, aufmerksam. Der damals 26-Jährige von Cruzeiro EC bestach durch beachtliche 27 Tore in 55 Spielen und starke Leistungen in der brasilianischen Nationalmannschaft, welcher er von 1998-2005 u.a. als Kapitän angehörte (48 Spiele, zwölf Tore). Der Wechsel hätte schon im Winter stattfinden sollen, scheiterte aber letztlich an den Modalitäten. Im Juni 2004 klappte es dann doch und Alex unterschrieb einen Dreijahresvertrag bei den Gelb-Marineblauen.
2004/05: Erste Meisterschaft und unglaubliche 24 Tore
Nachdem der Wechsel zu den „Kanarien“ feststand, sollte Alex passend zu seiner Position die Rückennummer 10 erhalten. Alex verzichtete aber freiwillig aus Rücksicht auf Publikumsliebling Tuncay Sanli, der bis dato die „Zehn“ auf seinem Trikot trug. Eine erste große Geste des Brasilianers, der auch die Erwartungen der Fans bei weitem übertraf. Mit unglaublichen 24 Toren und 19 Vorlagen schoss der offensive Mittelfeldspieler Fenerbahce zur 14. Meisterschaft und avancierte zum neuen Star und Rückgrat der Mannschaft.
2005-2010: Alex neuer Kapitän – Große Erfolge in der Champions League
In der Saison 2006/07 wurde er mit 19 Treffern Torschützenkönig der Süper Lig und ist bis heute der einzige ausländische Akteur bei Fenerbahce, der dieses Kunststück jemals vollbracht hat. Im Jahr 2007 wurde sein auslaufender Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert und nachdem Ümit Özat, Tuncay Sanli und Rüstü Recber den Club verließen, wurde Alex, dem die Fans und Gegner schon längst zu Füßen lagen, neuer Mannschaftskapitän. Am 1. November 2008 erzielte er seinen 100. Treffer für den 19-maligen türkischen Meister. Unter Trainer Zico konnte „Fener“ internationale Erfolge in der UEFA Champions League feiern. Der Einzug in das Viertelfinale und der 2:1-Heimsieg gegen den FC Chelsea sind den Anhängern der Gelb-Marineblauen bis heute in Erinnerung geblieben. Da allerdings der nationale Erfolg ausblieb, wurde Zico 2008/09 gefeuert und den Trainerposten trat erneut Christoph Daum an.
Dessen zweite Amtszeit war nicht von Erfolg gekrönt. Das Pokalfinale verlor man gegen den Erzrivalen Trabzonspor und wenige Tage später auch die Meisterschaft durch ein 1:1 im eigenen Stadion. Dies war insofern bitter, da durch eine Fehlinformation des Stadionsprechers [dieser sagte ein falsches Endergebnis der Partie Bursaspor-Besiktas durch; Anm. d. Red.] die sicher geglaubte Meisterschaft nun doch nicht gefeiert werden konnte. Daum musste seinen Hut nehmen, die Zügel übernahm Vereinslegende und Sportdirektor Aykut Kocaman.
2010-2012: Alex führt Fenerbahce erneut zum Titel – Streit mit Kocaman sowie Abschied
Unter der Leitung von Aykut Kocaman wurde Alex de Souza 2010/11 erneut Meister mit Fenerbahce. Bemerkenswert und wichtig waren vor allem seine zwei Tore beim spektakulären 5:3-Auswärtssieg gegen Bucaspor und die Fünf-Treffer-Gala beim 6:0-Heimerfolg gegen Ankaragücü. Mit 28 Toren und 16 Vorlagen wurde er abermals Topscorer der Liga. Auch der anschließende Manipulationsskandal konnte seine Treue und Liebe zum Verein nicht erschüttern. Allerdings kamen schon damals Gerüchte bezüglich eines schlechten Verhältnisses zwischen Trainer und Kapitän auf. In der Saison darauf scheiterte man in der Liga an Galatasaray und mit Beginn der neuen Spielzeit begannen die internen Querelen mit Trainer Kocaman. De Souza bezeichnete Kocaman über „Twitter“ als „eifersüchtig“, da dieser Angst um seinen Torrekord bei den Gelb-Marineblauen gehabt haben soll. Als Alex im Spiel gegen Kasimpasa zur Halbzeit ausgewechselt wurde, nahm dieser nicht wie gewohnt auf der Ersatzbank Platz, sondern auf der Tribüne. Diese Aktion brachte das Fass zum Überlaufen und der Kapitän wurde am nächsten Tag von Präsident Aziz Yildirim suspendiert. Daraufhin wurde der Vertrag im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst. Ein sehr trauriger Abgang für eine Vereinslegende, für die noch wenige Tage zuvor eine lebensgroße Statue neben der des großen Lefter Kücükandonyadis errichtet worden war.
Der mittlerweile 42-jährige Spielmacher, welcher das Spiel der „Kanarien“ fast ein Jahrzehnt lang prägte, verließ Istanbul unter Tränen in Richtung Brasilien und die Anhänger des Clubs liefen Sturm gegen Trainer Kocaman und Präsident Yildirim. Kocaman selbst bot während dieser Spielzeit mehrmals seinen Rücktritt an und verabschiedete sich am Ende dieser Saison vorerst endgültig. Alex kommentierte seinen persönlichen Abgang mit den Worten: „Es war eine schmerzhafte Unterschrift für mich. Fenerbahce hat einen Spieler verloren, aber einen Fan gewonnen“.