Magische europäische Nächte gegen Twente Enschede oder KuPS, Champions League-Gruppenphase, die dramatische Meisterschaft in den letzten Minuten oder unvergessliche Pokalspiele im Atatürk Stadion. All diese Ereignisse liegen in Bursa schon ein paar Jahre zurück und es sieht so aus, als müssten die Fans noch lange auf derartige Erfolgserlebnisse warten.
Glorreiche Zeiten unter Ibrahim Yazici
Dabei sah die Welt von Bursaspor vor gut 15 Jahren noch ganz anders aus. Als im Jahre 2007 Ibrahim Yazici nach 1988 zum zweiten Mal zum Präsidenten wiedergewählt wurde, begann die kurze, aber glorreiche Zeit der „Krokodile“. Nach dem Wiederaufstieg im Jahr 2006/07 dümpelte Bursaspor im zweistelligen Tabellenbereich der Süper Lig herum. Danach wurde ein gewisser Ertugrul Saglam angeheuert und dieser verpasste mit dem sechsten Tabellenplatz ganz knapp die Europapokalteilnahme. In der darauffolgenden Saison wurde er sensationell Meister und sicherte sich erstmals einen Platz in der Champions League- Gruppenphase – das erste Mal für einen „Anadoluverein“ überhaupt. Bis zu Yazicis Tod belegten die „Krokodile“ jeweils den dritten, achten und vierten Platz und bestritten erstmals nach 20 Jahren wieder ein Pokalfinale.
Auf der finanziellen Ebene war Yazici ebenfalls erfolgreich, generierte zum Beispiel durch die Verkäufe von Sercan Yildirim oder Volkan Sen beachtliche Einnahmen und hielt dabei die Stadt beziehungsweise die Politik von Anfang an stets fern vom Verein, obwohl er selbst in der Politik tätig war. Beispielsweise gerieten Yazici und der damalige Bursa-Bürgermeister Recep Altepe aneinander, als es um den Stadionbau ging. Altepe übernahm im Namen der Stadt die Verantwortung für den Stadionneubau und beanspruchte die Einnahmen, während Yazici der Meinung war, dass der Verein die Einnahmen bekommen sollte. Am 07. Mai 2013 starb der damalige Vereinspräsident nach einem Herzinfarkt am 32. Spieltag, als sein Verein ein Ligaspiel gegen Orduspor bestritt.
Die Post-Ära nach Yazici
Nach dem Tod Yazicis wurde zur Saison 2013/14 Erkan Körüstan zum Vereinspräsidenten gewählt. Dieser hatte eine andere Philosophie im Gegensatz zu seinem Vorgänger und bestückte den Verein mit namhaften Spielern. So wurden international erfahrene Namen wie Taye Taiwo und Sebastian Frey für insgesamt drei Millionen Euro Jahresgehalt geholt, ihre Manager kassierten ungefähr eine Million Euro. Die Flüge von Fernandao und seiner Familie wurden übernommen und einige Transfers wie Renato Caja, der insgesamt eine Million Euro gekostet hat, floppten, sodass die Grün-Weißen nur den achten Platz belegen konnten. Während die Manager bei Yazici ungefähr fünf Prozent der Ablösen kassierten, betrugen die Summen bei seinem Nachfolger ca. 25 bis 30 Prozent.
Zur Saison 2014/15 kam Recep Bölükbasi ins Amt und beendete die Saison auf dem sechsten Tabellenplatz und bestritt zudem das Pokalfinale gegen Galatasaray. Auch wenn man die Saison als erfolgreich abstempeln konnte, hatte der Verein mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Laut Bölükbasi hinterließ der alte Vorstand Schulden in Höhe von 30 Millionen TL, diese Schulden wurden wiederum mit einer anderen Kreditanfrage in Höhe von 90 Millionen TL abbezahlt, sodass man einen Verlust in Höhe von 44 Millionen TL generierte. Als Folge sperrte die UEFA die „Krokodile“ für eine Saison aus den europäischen Wettbewerben, da man gegen die Financial Fairplay-Auflagen verstoßen habe.
Fokus auf bekannte Namen
Nach der mehr oder weniger erfolgreichen Saison war Bursaspor gezwungen seine Leistungsträger zu verkaufen. So verließen Bakambu, Ozan Tufan, Sener Özbayrakli, Volkan Sen und Enes Ünal für insgesamt 23 Millionen Euro, also 70 Millionen TL, den Verein. Im Gegenzug wurden namhafte Spieler wie Dzsudzsak, De Sutter und Advincula geholt, die allesamt keinen Mehrwert für den Verein generierten. Für Dzsudzsak wurden 1,6 Millionen Euro Ablöse bezahlt, der Ungar erhielt 1,9 Millionen Handgeld und sein Jahresgehalt betrug 1,6 Millionen Euro. Für einen gewissen Sedat Berisha wurden 113.000 Euro bezahlt, nur damit er nach zwei Monaten an seinen Stammverein zurückgeschickt wurde, da seine Leistungen nicht ausreichend waren.
Im Dezember 2015 gab der Vereinspräsident bekannt, dass trotz der Spielerverkäufe die langfristigen Schulden 270 Millionen TL betragen, die bis 2019 abbezahlt werden sollen. Zudem gab es zunehmend Probleme zwischen der Stadt und der Fangruppe „Texas“, sodass innerhalb des Vereins durch die Grüppchenbildungen keine Ruhe aufkam. Im Dezember 2015 eröffnete Bürgermeister Recep Altepe das neue Bursa Büyüksehir Belediye-Stadion, was bei den Fans allerdings für Empörung sorgte. Sie waren der Ansicht, dass die Politiker unter dem Deckmantel des Vereins Eigenwerbung betreiben würden. Sie forderten die Umbenennung des Stadionnamens in die „Timsah Arena“, was zunächst erfolglos blieb.
Bursaspor im Teufelskreis
Als es im Verein drunter und drüber ging, wurde im Januar 2016 Ali Ay der Vereinspräsident der Grün-Weißen. In seiner ersten Ansprache zeigte Ali Ay auf, wie der Verein in den letzten Jahren ruiniert worden war und dass die Schulden mittlerweile 270 Millionen TL betragen würden. Ay versuchte die Gehälter zu senken, mehr auf die Jugend zu setzen und Kosten zu sparen. Zwar konnte man durch die Verkäufe von Serdar Aziz und Dszudszak Einnahmen generieren, jedoch gab es auch zu dieser Zeit viele Trainerwechsel, sodass das Geld in die Abfindungen verpulvert wurde. Da das Projekt mit den Jugendspielern nicht ganz nach Plan lief, beendeten die „Krokodile“ die Saison 2016/17 auf dem 14. und die Saison 2017/18 auf dem 13 Rang.
Der Abstieg und die Folgen
Zur Saison 2018/19 startete der Meister von 2009/10 ambitioniert und holte den erfahrenen Trainer Samet Aybaba, der das Chaos innerhalb des Vereins ebenfalls nicht bewältigen konnte. Nach einem miserablen Start stieg Bursaspor endgültig in die TFF 1. Lig ab. Obwohl der Verein seit mehreren Jahren versuchte die Kosten zu senken, betrugen die Schulden mittlerweile 453 Millionen TL. Sowohl die laufenden Fixkosten als auch der steigende Währungskurs spielten eine wichtige Rolle im Hinblick auf den miserablen Zustand des Vereins. Mittlerweile musste die Stadt dem Verein unter die Arme greifen und übernahm sogar die Spritkosten des Bursa-Mannschaftsbusses, der am Ende schlussendlich gepfändet wurde. Im Jahr 2016 hatte Bursaspor 18 Millionen TL Schulden an Ali Ay, drei Jahre später waren es umgerechnet 107 Millionen TL.
Im Sommer 2019 versuchte der neugewählte Präsident Mesut Mestanoglu die Schulden zu tilgen, hörte aber nach einem Jahr wieder auf, als er merkte, dass die Situation komplizierter war, als es den Anschein hatte. Im Jahr 2020/21 verpassten die Grün-Weißen die Playoff-Runde unter Coach Mustafa Er, der fast nur auf vereinslose Akteure oder Jugendspieler setzen musste. Auch in dieser Saison musste der Verein mit vielen Problemen kämpfen, man suspendierte u.a. Youngster Ali Akman, da er den Verein ablösefrei verlassen wollte. Außerdem fingen die Spieler an, als Einheit zu protestieren, da sie monatelang keine Gehälter bekommen hatten.
Im Sommer 2021 kam Hayrettin Gülgüler in das Präsidentenamt und verdeutlichte gleich, dass die Schulden des Vereins nun auf 850 Millionen TL angestiegen waren. Gülgüler versuchte den Verein umzukrempeln, verkaufte den Stadionnamen, lockte Sponsoren an und tätigte zahlreiche Transfers wie den Ex-Nürnberger Tim Matavz, die jedoch den Abstieg in die dritte türkische Liga nicht verhindern konnten. Außerdem mussten die „Krokodile“ ihre Youngsters für wenig Geld ziehen lassen, da sie auf das schnelle Geld angewiesen waren. Gülgüler gab bekannt, dass der Verein seit 2019 die Stadionmiete nicht bezahlen kann und die Schulden an die Stadt mittlerweile 3,6 Millionen TL betragen würden. Außerdem knackte man beim Thema Schuldenstand die eine Milliarden-Marke.
Derzeit ist Ömer Faruk Banaz, der zeitgleich einen Posten bei der Stadt Bursa hat, der Vereinspräsident der Grün-Weißen. Es gab zuletzt Spekulationen darüber, den gleichen Schritt wie Gaziantepspor zu gehen, indem man einen neuen Verein gründet und von vorne anfängt. Jedoch sei die Fangruppe „Texas“ vehement gegen dieses Vorhaben. Nun werden die Grün-Weißen kommende Woche ihr erstes Pflichtspiel in der dritthöchsten türkischen Spielklasse bestreiten. Und das unter ganz anderen Vorzeichen als noch vor ein paar Jahren. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Doch in Bursa scheint diese gemeinsam mit dem Tod von Ibrahim Yazici schon vor langer Zeit begraben worden zu sein.
Von Yusuf Senel
2 Kommentare
Ich bin zwar nicht so der große Fan von der Stadt (politisch), doch die Mannschaft war schon interessant in der Liga. Bursa war immer jemand, der die großen geärgert hat. Aber auch ein Eskisehirspor. Doch alle kommen weg. Bursa, Eskisehir, Antep und und und. Dafür kriegen wir Konya, Boksehir, Kasimpasa, Osmanlispor usw…
Halt, böser Galaman. Böser Gazetefutbol… Politik hat nichts im Fussball zu suchen. Bzw. es ansprechen ist nicht erwünscht. Das die Politiker sich einzecken ist nicht schlimm.
Ich sage nur, wir haben jetzt große und „schöne“ Stadien, aber keine Emotionen mehr. Damals die Eskisehir Fans. Wisst ihr noch mit ihrer Band? Einfach nur geil. Naja, leere Ränge bei Karagümrük, oder Boksehir Einwohner im „Fatih Terim“ Stadyumu. Das ist „DER“ Traum gewesen. Für uns alle.
Und Timsah Arena? Frechheit, was die Fans fordern. ARENA… Frechheit 😉
Ich würde gerne mal wissen, was Bursaliburak dazu zu sagen hat